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Papst Franziskus bei der Generalaudienz Papst Franziskus bei der Generalaudienz  (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Wortlaut: Franziskus bei der Generalaudienz

Lesen Sie hier in einer Arbeitsübersetzung von Radio Vatikan die Katechese, die Franziskus an diesem Mittwoch gehalten hat, mit den spontanen Einschüben des Papstes. Die offizielle Fassung finden Sie wie immer in Kürze auf vatican.va.

Wie üblich finden Sie die Texte des Papstes in den verschiedenen offiziellen Übersetzungen innerhalb weniger Tage auf www.vatican.va, der Internetseite des Vatikans.

 

Liebe Brüder und Schwestern, guten Morgen!

Wir fahren fort mit unserer Katechese über die Laster und Tugenden und sprechen heute über den Geiz, also jene Form der Anhänglichkeit an das Geld, die den Menschen an der Großzügigkeit hindert. Diese Sünde betrifft nicht nur Menschen mit einem großen Vermögen, sondern sie ist ein sich immer weiter ausbreitendes Laster, das oft nichts mit dem Guthaben auf dem Bankkonto zu tun hat. Geiz ist eine Krankheit des Herzens, nicht des Geldbeutels.

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Die Einsichten der Wüstenväter zu diesem Übel zeigten, wie der Geiz auch Mönche ergreifen konnte, die, nachdem sie auf große Erbschaften verzichtet hatten, in der Einsamkeit ihrer Zelle an Gegenständen von geringem Wert hingen: Sie verliehen sie nicht, sie teilten sie nicht, und noch weniger waren sie bereit, sie zu verschenken. Ein Festhalten an kleinen Dingen. Diese Gegenstände wurden für sie zu einer Art Fetisch, von dem sie sich nicht lösen konnten. Eine Art Rückfall in das Stadium der Kinder, die das Spielzeug umklammern und immer wieder sagen: „Das ist meins! Das gehört mir!" Ein Umklammern, das die Freiheit raubt. Hinter diesem Anspruch verbirgt sich ein krankhaftes Verhältnis zur Realität, das sich in Formen zwanghaften Hortens oder pathologischen Anhäufens äußern kann.

Um sich von dieser Krankheit zu kurieren, schlugen die Mönche eine drastische, aber höchst wirksame Methode vor: die sogenannte Todesmeditation. Wie viele Güter der Mensch in dieser Welt auch anhäufen mag, über eines sind wir uns absolut sicher: dass sie nicht in den Sarg passen werden. Wir können unsere Güter nicht mitnehmen. Hier zeigt sich die Sinnlosigkeit dieses Lasters. Das Band des Besitzes, das wir mit den Dingen knüpfen, ist nur scheinbar, denn wir sind nicht die Herren der Welt: Das Land darf nicht endgültig verkauft werden; denn das Land gehört mir und ihr seid nur Fremde und Beisassen bei mir (vgl. Lev 25,23).

Diese einfachen Überlegungen lassen uns den Wahnsinn des Geizes erahnen, aber auch dessen innersten Kern. Geiz ist ein Versuch, die Angst vor dem Tod zu vertreiben: Er bietet Sicherheiten, die aber in dem Moment zerfallen, in dem wir sie ergreifen. Erinnern wir uns an das Gleichnis vom törichten Mann, dessen Land eine reiche Ernte versprach, und der sich darum sorgte, wie er sein Lagerhaus vergrößern könnte, um die ganze Ernte unterzubringen. Dieser Mann hatte alles berechnet und für die Zukunft geplant. Die sicherste Variable im Leben hatte er aber nicht bedacht: den Tod. „Törichter Mensch", sagt das Evangelium, „noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann das gehören, was du angehäuft hast?" (Lk 12,20).

In anderen Fällen sind es die Diebe, die diesen Dienst leisten. Auch in den Evangelien tauchen sie immer wieder auf, und obwohl ihre Taten verwerflich sind, können sie zu einer heilsamen Warnung werden. So predigt Jesus in der Bergpredigt: „Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören und wo Diebe einbrechen und sie stehlen, sondern sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören und keine Diebe einbrechen und sie stehlen!" (Mt 6,19-20).

Auch in den Erzählungen der Wüstenväter ist von einem Dieb die Rede, der einen Mönch im Schlaf überrascht und die wenigen Besitztümer stiehlt, die dieser in seiner Zelle aufbewahrt. Als der Mönch aufwacht, macht er sich in aller Ruhe auf die Spur des Diebes, und als er ihn gefunden hat, übergibt er ihm, anstatt die gestohlenen Güter zurückzufordern, die wenigen Sachen, die ihm noch geblieben sind, mit den Worten: „Du hast vergessen, diese hier mitzunehmen!

Wir, Brüder und Schwestern, können Herr über die Güter sein, die wir besitzen, aber oft geschieht das Gegenteil: Es sind die Güter, die uns besitzen. Manche Reiche sind nicht mehr frei, sie haben nicht einmal mehr Zeit, sich auszuruhen, sie müssen dauernd einen Blick über die Schulter werfen, weil die Anhäufung von Besitz auch ihre Aufmerksamkeit verlangt. Sie sind immer in Sorge, denn ein Vermögen ist mit viel Schweiß aufgebaut, aber es kann in einem Augenblick verschwinden. Sie vergessen die Verkündigung des Evangeliums, das nicht behauptet, dass Reichtum an sich eine Sünde ist, aber er ist sicherlich eine Verantwortung. Gott ist nicht arm: Er ist der Herr von allem, aber - so schreibt der heilige Paulus – „Er, der reich war, wurde euretwegen arm, um euch durch seine Armut reich zu machen" (2 Kor 8,9).

Das ist es, was der Geizige nicht versteht. Er hätte eine Quelle des Segens für viele sein können, aber stattdessen ist er in die Sackgasse der Unzufriedenheit gerutscht.

Und das Leben des Geizhalses ist schlecht: Ich erinnere mich an den Fall eines Mannes, den ich in der anderen Diözese kannte, ein sehr reicher Mann, und er hatte eine kranke Mutter. Er war verheiratet. Die Brüder wechselten sich bei der Pflege der Mutter ab, und die Mutter bekam morgens einen Joghurt. Er gab ihr die Hälfte am Morgen, um ihr die andere Hälfte am Nachmittag zu geben und einen halben Joghurt zu sparen. So ist der Geiz, so ist die Anhänglichkeit an den Besitz. Dann starb dieser Herr, und der Kommentar der Leute, die zur Totenwache kamen, war folgender: ,Aber man sieht doch, dass dieser Mann nichts bei sich hat: Er hat alles zurückgelassen'. Und dann sagten sie ein wenig spöttisch: ,Nein, nein, sie konnten den Sarg nicht schließen, weil er alles mitnehmen wollte'. Und das bringt andere zum Lachen, der Geiz: dass wir am Ende unseren Körper, unsere Seele dem Herrn geben und alles zurücklassen müssen. Seien wir vorsichtig und großzügig: großzügig gegenüber allen und großzügig gegenüber denen, die uns am meisten brauchen. Ich danke Ihnen.

(vaticannews - vn)

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24. Januar 2024, 09:34