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Papst Franziskus und die Teilnehmer an dem Treffen mit Vertretern von Meldestellen zu Missbrauch in der italienischen Kirche Papst Franziskus und die Teilnehmer an dem Treffen mit Vertretern von Meldestellen zu Missbrauch in der italienischen Kirche  (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Papst: Missbrauch in der Kirche darf nicht vertuscht werden

Die Teilnehmer eines von der italienischen Bischofskonferenz geförderten Treffens zum Schutz von Minderjährigen und gefährdeten Personen wurden an diesem Samstag vom Papst in Audienz empfangen. Dabei nahm er auch die Ergebnisse der im vergangenen Jahr durchgeführten Umfrage über die Aktivitäten der territorialen Meldezentren entgegen. Jede Art von Vertuschung im Zusammenhang mit Missbrauch sei inakzeptabel, betonte Franziskus vor seinen rund 400 Gästen in der Sala Clementina im Vatikan.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Dabei handele es sich um „tiefe Wunden“, die versorgt werden müssten, außerdem sei es wichtig, dass das gesamte Volk Gottes dabei einbezogen werde: „Das ist der Weg, um Vertrauen zu schaffen, das Vertrauen, das zu einer wirklichen Erneuerung führt“, so der Papst zu den Teilnehmern am ersten nationalen Treffen der Referenten für Schutzmaßnahmen und Meldestellen in Italien. Es gelte, unermüdlich jede Form von Missbrauch zu bekämpfen, sexuellen ebenso wie Macht- und Gewissensmissbrauch, betonte der Papst. In diesem Zusammenhang schlug er insbesondere drei Verben zur Reflexion vor: „Schützen, zuhören und heilen“.

Zum Nachhören - was der Papst bei der Audienz sagte

Denn wer ernstgemeint schütze, dem sei sehr wohl bewusst, dass „kein Schweigen oder Vertuschung im Zusammenhang mit Missbrauch akzeptiert werden kann“, paraphrasierte Franziskus die Richtlinien der italienischen Bischofskonferenz in Sachen Missbrauchsprävention und Aufarbeitung: „Das ist nicht verhandelbar! Und (wer schützt, Anm.) weiß auch, dass es wichtig ist, die Wahrheitsfindung und die Wiederherstellung der Gerechtigkeit innerhalb der kirchlichen Gemeinschaft zu verfolgen“. Dies gelte auch für die Fälle, die staatlicherseits nicht verfolgbar, aber nach kanonischem Recht als Vergehen gälten, so der Papst zu seinen Gästen. Schutz bedeute letztlich auch, „das Böse zu verhindern“, und dies müsse – sowohl im kirchlichen wie auch in anderen Kontexten - durch ständige Fortbildungsmaßnahmen erreicht werden, die für erhöhte Sensibilität und Aufmerksamkeit für den Schutz der Schwächsten sorgten.

Die Teilnehmer an dem Treffen in der Sala Clementina
Die Teilnehmer an dem Treffen in der Sala Clementina

Keine Vertuschung von Missbrauch

Für den Schutz brauche es auch die Fähigkeit, zuzuhören, ohne eigene Interessen in den Vordergrund zu stellen, so Franziskus weiter. „Nur wenn man sich den Schmerz der Menschen anhört, die diese schrecklichen Verbrechen erlitten haben, kann man sich solidarisch zeigen und alles tun, damit sich der Missbrauch nicht wiederholt.“ Nur so könne man das, was im Leben eines Betroffenen geschehen sei, „wirklich teilen“, so der Papst, der in diesem Zusammenhang zu einer „persönlichen und gemeinschaftlichen Erneuerung“ aufruft: „Wir sind zu einer moralischen Reaktion aufgerufen, um die Nähe zu denjenigen zu fördern und zu bezeugen, die durch Missbrauch verletzt worden sind. Zuhören zu können bedeutet, sich um die Opfer zu kümmern.“

Schützen, zuhören, heilen

Diese beiden Akte seien grundlegende Voraussetzung dafür, dass eine Heilung überhaupt erst möglich sei, kam Franziskus zum dritten Punkt seiner Aufzählung. Angesichts einer Umwelt, in der sich die Kultur der Aussonderung verbreitet habe, müssten katholische Gemeinschaften mit der Fähigkeit, sich den Fehlern der Vergangenheit zu stellen und neue Wege zu gehen, eine „gesunde Provokation“ für die Gesellschaft darstellen, appellierte Franziskus: „Die ,Heilung‘ von Wunden ist auch ein Werk der Gerechtigkeit. Gerade deshalb ist es wichtig, diejenigen strafrechtlich zu verfolgen, die solche Verbrechen begehen, umso mehr, wenn sie in kirchlichen Kontexten begangen werden. Und sie selbst (die Täter, Anm.) haben die moralische Pflicht einer tiefen persönlichen Bekehrung, die zur Anerkennung ihrer eigenen beruflichen Untreue, zur Wiederaufnahme ihres geistlichen Lebens und zur demütigen Bitte an die Opfer um Vergebung für ihre Taten führt.“

In der Sala Clementina im Vatikan
In der Sala Clementina im Vatikan

Plage der Pädopornographie im Netz

Angesichts der immer mehr grassierenden Plage der Kinderpornographie im Internet war es Franziskus, der den Meldestellen für ihren Einsatz dankte, ein Anliegen, sie auch auf die Bekämpfung dieses Phänomens einzuschwören: „Wo werden diese Filme gedreht? Wer ist dafür verantwortlich? In welchem Land? Bitte arbeiten Sie daran: Es ist ein Kampf, den wir führen müssen, denn die schlimmsten Dinge werden über Handys verbreitet.“

Abschließend ermunterte Franziskus seine Gäste, für die Ausbildung so viele – für das Thema sensible - Seelsorger wie möglich auszubilden: „Auf diese Weise fördern Sie einen echten kulturellen Wandel, der die Kleinsten und Schwächsten in den Mittelpunkt der Kirche und der Zivilgesellschaft stellt. Ihr kirchliches Handeln kann dazu beitragen, dass die Aufmerksamkeit der gesamten italienischen Gesellschaft auf diese Geißel gelenkt wird, die leider so viele, zu viele Minderjährige und Erwachsene, betrifft.“

Dank für den Einsatz

An diesem Samstag, dem Europäischen Tag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch, findet in Italien zum dritten Mal der Gebetstag für Betroffene von sexuellem Missbrauch statt. Der Papst hatte einen solchen Gebetstag für die lokalen Bischofskonferenzen 2016 angeregt. Zu Beginn des Treffens hatte Franziskus den Vertretern der Dienst- und Meldestellen für Missbrauch im kirchlichen Bereich ausdrücklich auch für die Erhebung gedankt, die sie im vergangenen Jahr durchgeführt hatten und deren Ergebnisse jetzt vorgestellt wurden. Darin werde der Einsatz deutlich, mit dem sie sich an die Seite derjenigen stellten, die „schwere Wunden“ erlitten hätten, so Franziskus: „Was aus diesen Seiten hervorgeht, ist das Zeugnis eines konstanten und gemeinsamen Engagements. Dies ist der Weg, um Vertrauen zu schaffen, das Vertrauen, das zu einer echten Erneuerung führt.“

In diesem Zusammenhang würdigte der Papst auch die Hilfestellung, die die Kommission für den Schutz Minderjähriger und Schutzbedürftiger im Vatikan, ebenso wie auch die italienische Bischofskonferenz, anderen Bischofskonferenzen anböten, die aus eigener Kraft nicht die Mittel dafür aufbringen können, das Thema strukturiert anzugehen. So hat die Kommission im Rahmen des Memorare-Projektes mittlerweile einige Partnerschaften auf den Weg gebracht, um die Einrichtung und den Betrieb von Schutzstrukturen in Entwicklungsländern zu unterstützen.

(vatican news)

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18. November 2023, 11:12