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Papst in Marseille: Öffnen wir die Türen!

In der Hafenstadt Marseille, die für Offenheit, aber auch Kriminalität und soziale Konflikte steht, hat Franziskus seinen ersten öffentlichen Termin wahrgenommen. Bei der Begegnung mit Priestern, Ordensleuten und Seelsorgenden in der Basilika „Notre-Dame de la Garde“ warnte er vor Distanz und Vorurteilen. „Mögen die vom Leben Verwundeten in eurem Blick einen sicheren Hafen finden,“ so der Appell zum Auftakt seines Besuchs in der Stadt mit hohem Migrationsanteil.

Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

Die Glocken der Basilika läuteten, als Franziskus an dem neobyzantinischen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert eintraf. Von hier oben, am höchsten Punkt Marseilles, hat man einen herrlichen Blick über die Stadt und das Meer. Während der Papst im Rollstuhl zu seinem Sessel vor dem Altar geschoben wurde, sang ein Chor das Ave Maria. Franziskus segnete eine Kerze, die an seinen Besuch erinnern soll, und betete einen Moment vor einer Marienstatue. Dann hieß ihn Kardinal Jean-Marc Aveline willkommen - mit dem Hinweis, dass Notre Dame de la Garde allen Einwohnern Marseilles, nicht nur den Christen, viel bedeute.

Am höchstem Punkt der Stadt

„Mit meiner Ankunft in Marseille habe ich mich großen Gestalten angeschlossen: der heiligen Theresia vom Kinde Jesus, dem heiligen Charles de Foucauld, dem heiligen Johannes Paul II. und so vielen anderen, die als Pilger hierhergekommen sind, um sich der Vierge de la Garde anzuvertrauen. Unter ihren Mantel stellen wir die Früchte der Mittelmeer-Treffen sowie die Erwartungen und Hoffnungen in euren Herzen.“ So begann der Papst seine erste Ansprache in Marseille, das zum ersten Mal seit dem fernen 1553 wieder einen Papst in seiner Mitte begrüßen durfte.

La „Bonne Mère“, gute Mutter, nennen die Einwohner der Stadt ihr Wahrzeichen „Notre-Dame de la Garde“ - eine elf Meter hohe, vergoldete Marienstatue, die in 154 Metern Höhe über die Stadt wacht. Mehr als zwei Millionen Menschen kommen jedes Jahr in die Marienkirche, „die nicht zum Gedenken an ein Wunder oder eine besondere Erscheinung erbaut wurde, sondern einfach deshalb, weil das heilige Volk Gottes seit dem 13. Jahrhundert hier auf dem Hügel von La Garde die Gegenwart Gottes durch die Augen seiner heiligen Mutter gesucht und gefunden hat“.

Papst betet in Basilika hoch über Marseille - ein Bericht von Radio Vatikan

Marseille: Kreuzungspunkt der Völker

Die Priester, Seminaristen, Ordensleute und Seelsorgenden, die in der Basilika anwesend waren, erinnerte Franziskus daran, dass Priester und Gottgeweihte dazu berufen seien, sich den zärtlichen Blick Marias zueigen zu machen, um mitfühlende Männer und Frauen zu werden.

„Öffnen wir die Türen der Kirchen und Pfarrhäuser, vor allem aber die des Herzens, um durch unsere Güte, Freundlichkeit und Gastfreundschaft das Antlitz unseres Herrn zu zeigen,“ forderte das Kirchenoberhaupt. „Wer zu euch kommt, möge nicht auf Distanz und Urteile stoßen, sondern auf das Zeugnis einer demütigen Freude, die fruchtbarer ist als jede zur Schau gestellte Fähigkeit. Mögen die vom Leben Verwundeten in eurem Blick einen sicheren Hafen finden, eine Ermutigung in eurer Umarmung, eine liebevolle Berührung in euren Händen, welche Tränen abzuwischen vermögen.“

Es gelte, „die Menschen durch die Gnade von den Fesseln der Sünde zu lösen und sie von Blockaden, Schuldgefühlen, Verbitterung und Ängsten zu befreien, gegen die sie allein nicht ankommen.“

Zu einem lebendigen Evangelium werden

„Seid allen nahe, besonders den Schwachen und den weniger Privilegierten, und lasst es den Leidenden niemals an eurer aufmerksamen und taktvollen Nähe fehlen. So wird in ihnen, aber auch in euch, der Glaube wachsen, der die Gegenwart belebt, die Hoffnung, die die Zukunft erschließt, und die Liebe, die ewig währt.“

Seinen Zuhörern legte er neben dem Breviergebet, der täglichen Bibelbetrachtung, dem Rosenkranz und jedem andere Gebet besonders die Anbetung ans Herz, damit sie „mit den Gesichtern derer erfüllt werden, die euch die Vorsehung auf den Weg gestellt hat“.

„Auch wir, liebe Brüder und Schwestern, werden in dem Maße zu einem lebendigen Evangelium, in dem wir es weitergeben, indem wir aus uns herausgehen und sein Licht und seine Schönheit mit einem demütigen, freudigen Leben widerspiegeln, das reich an apostolischem Eifer ist. Mögen uns die vielen Missionare, die von diesem hoch gelegenen Ort aus aufgebrochen sind, um der ganzen Welt die frohe Botschaft von Jesus Christus zu verkünden, dabei eine Ermutigung sein,“ so der abschließende Wunsch von Papst Franziskus.


(vaticannews – skr)
 

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22. September 2023, 18:29