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Papst bei Konsistorium: Für eine symphonische und synodale Kirche

Am Samstagvormittag hat Franziskus 21 verdiente Kirchenmänner ins Kardinalskollegium aufgenommen. Den neuen Mitgliedern des zunehmend international gestalteten Stabs seiner engsten Mitarbeiter legte er ans Herz, „einander zuzuhören und sich der Führung des Heiligen Geistes anzuvertrauen, der die Vielfalt und die Einheit schafft.“

Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

„Tu es Petrus“… Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen, sang die Schola zum Auftakt der Feier, die keine Messe war, sondern ein besonders feierlicher liturgischer Ritus. Die neuen Kardinäle zogen derweil über den blumengeschmückten Petersplatz zu ihren Plätzen vor der Fassade der Basilika.

Der Ritus, bei dem der „Senat des Papstes“ erweitert wird, fand dieses Jahr nicht nur wenige Tage vor Beginn der Weltbischofssynode über die Synodalität statt; es war Franziskus auch ein Anliegen, am Abend desselben Tages eine ökumenische Gebetsvigil zu leiten, die auf die Synode vorbereiten soll. So gesehen war das feierliche Geschehen auf dem Petersplatz am Samstagmorgen tatsächlich der Auftakt eines „heißen Herbstes“ für den Vatikan, wie eine Nachrichtenagentur titelte.

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Auftakt eines „heißen Herbstes“ für den Vatikan

„Eine synodale Kirche zu sein, die es versteht, allen zuzuhören, ist nicht nur der Weg, um den Glauben persönlich zu leben, sondern auch, um in wahrer christlicher Brüderlichkeit zu wachsen,“ betonte dann auch der Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe, Robert Francis Prevost in dem Grußwort, das er im Namen der neu ernannten Kardinäle an den Papst richtete.

Bei seiner Predigt ging das Kirchenoberhaupt von dem Passus in der Apostelgeschichte aus, der vom Pfingst-Ereignis erzählt (vgl. 2,1-11) und berichtet, wie die Jünger, die vom Geist Gottes erfüllt waren, in fremden Sprachen reden konnten, sodass sie jeder verstand.

Der Mutter Kirche, die in allen Sprachen spricht, ist eine und katholisch

Den Bogen zu den neuen Kardinälen schlagend, die „Gott sei Dank aus allen Teilen der Welt stammen, aus den unterschiedlichsten Nationen,“ gab Franziskus zu bedenken:

„Das sollte in uns ein Staunen und Dankbarkeit dafür wecken, dass wir die Gnade des Evangeliums in unseren jeweiligen Herkunftsvölkern empfangen haben. Ich denke, das ist sehr wichtig und sollte nicht vergessen werden. Denn dort, in der Geschichte unseres Volkes, ich würde sagen im "Fleisch" unseres Volkes, wirkte der Heilige Geist das Wunder der Mitteilung des Geheimnisses Jesu Christi, der gestorben und auferstanden ist. Und es ist "in unseren Sprachen" zu uns gelangt, über die Lippen und die Gesten unserer Großeltern und Eltern, von Katecheten, Priestern, Ordensleuten ... Jeder von uns kann sich an konkrete Stimmen und Gesichter erinnern. Der Glaube wird "im Dialekt" weitergegeben, von den Müttern und Großmüttern.“

Vielfalt in der Einheit

Mit Blick auf die immer internationalere Zusammensetzung seines engsten Mitarbeiterstabs vertraute Franziskus den anwesenden Kardinälen den Wunsch an, dass das Kardinalskollegium einem „Symphonieorchester“ ähneln solle. Denn dieses bringe nicht nur die Symphonik und die Synodalität der Kirche zum Ausdruck, sondern könne auch den synodalen Charakter der Kirche gut verdeutlichen.

„Eine Sinfonie lebt von der geschickten Komposition der Klangfarben der verschiedenen Instrumente: Jedes leistet seinen Beitrag, manchmal allein, manchmal in Kombination mit einem anderen, manchmal mit dem gesamten Ensemble,“ veranschaulichte Franziskus. „Die Vielfalt ist notwendig, sie ist unverzichtbar. Aber jeder Klang muss sich in das gemeinsame Konzept einfügen. Und dafür ist das gegenseitige Zuhören von grundlegender Bedeutung: Jeder Musiker muss auf die anderen hören. Wenn einer nur auf sich selbst hören würde, wie erhaben sein Spiel auch klingen mag, käme das der Symphonie nicht zugute; und dasselbe würde passieren, wenn ein Teil des Orchesters nicht auf die anderen hören, sondern so spielen würde, als ob es nur diesen Teil gäbe, als ob dieser das Ganze wäre.“

Orchesterchef Franziskus

Abschließend gab der Papst aus Argentinien seinen neuen Mitarbeitern noch folgenden Denkanstoß mit auf den Weg:

„Es tut uns gut, uns im Bild des Orchesters zu reflektieren, um immer besser zu lernen, eine symphonische und synodale Kirche zu sein. Dies lege ich insbesondere euch, den Mitgliedern des Kardinalskollegiums, in dem tröstlichen Vertrauen nahe, dass der Heilige Geist unser Lehrmeister ist: ... der innere Lehrmeister eines jeden und der Lehrmeister des gemeinsamen Gehens. Er schafft die Vielfalt und die Einheit, er ist die Harmonie selbst. Seiner sanften und starken Führung vertrauen wir uns an, und der fürsorglichen Obhut der Jungfrau Maria.“

Das Kardinalskollegium wird immer internationaler

In seinem elften Jahr im Amt hat Franziskus sein neuntes Konsistorium abgehalten. 18 der 21 neuen Kardinäle sind unter 80 Jahre alt, können also den nächsten Papst mitwählen. Ende September werden mehr als zwei Drittel der Kardinäle, die an einem Konklave teilnehmen dürfen, von Papst Franziskus ernannt sein. Die Gesamtzahl der Kardinäle im Kardinalskollegium beträgt nach diesem Samstag 242.

Erzbischöfe vieler traditioneller Kardinalssitze gingen leer aus. Die Wahl von Papst Franziskus fiel stattdessen auf Bischöfe von Diözesen, die kaum jemand kennt, wie beispielsweise Juba im Südsudan. Noch nie hat es unter den künftigen Papstwählern so viele "Hispanics" aus Lateinamerika und Spanien gegeben. Es ist ja bekannt, dass Papst Franziskus lieber in die Randgebiete dieser Welt geht, als in die Zentren der Macht.

Dadurch hat sich die geografische Zusammensetzung des Kollegiums, das den nächsten Papst wählen wird, drastisch verändert. Beim Konklave des Jahres 2013 stammten noch 52 % der Wähler aus Europa. Nach dem Konsistorium im September werden nur noch 39 % Europäer sein: der niedrigste Prozentsatz aller Zeiten.

(vaticannews – skr)
 

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30. September 2023, 11:11