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Franziskus beim Angelus Franziskus beim Angelus  (ANSA)

Papst warnt vor „Käfig des Kalküls“: Gottes Liebe ist ohne Maß

Vor dem „Käfig des Kalküls“ hat der Papst alle Gläubigen und die Kirche gewarnt. Gottes Liebe sei unentgeltlich und folge nicht weltlichen Logiken, gab Franziskus am Sonntag beim Mittagsgebet zu bedenken.

Anne Preckel – Vatikanstadt


Anhand von Jesu Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg verdeutlichte der Papst beim Angelus die „Kriterien Gottes“: Gott komme zu jeder Zeit, um uns zu rufen, und belohne alle mit der gleichen Münze. Das sei die Essenz des Tagesevangeliums, das von einem Weinbergbesitzer erzählt, der Arbeiter sucht, die niemand zur Arbeit rief, und der am Ende alle seine Arbeiter gleich bezahlt – auch diejenigen, die nur eine Stunde gearbeitet haben (vgl. Mt 20,1-16).

Die Kriterien Gottes

„Es scheint eine Ungerechtigkeit zu sein, aber das Gleichnis ist nicht nach Lohnkriterien zu lesen, sondern will uns die Kriterien Gottes zeigen, der nicht unsere Verdienste berechnet, sondern uns als Kinder liebt.“

Diese Liebe komme darin zum Ausdruck, dass Gott selbst die Initiative ergreife statt auf unsere Bemühungen zu warten oder unsere Verdienste zu prüfen – und zwar zu allen Zeiten des Tages und des menschlichen Lebens: „Denn seinem Herz ist es nie zu spät, er sucht uns stets und wartet auf uns“, so der Papst.

Gerade weil er so großherzig sei, vergüte Gott „alle mit der gleichen ,Münze‘, nämlich seiner Liebe“, fuhr der Papst fort, er lasse eine „höhere Gerechtigkeit“ walten:

„Die menschliche Gerechtigkeit sagt: ,Jedem das Seine, wie er es verdient‘, während die Gerechtigkeit Gottes die Liebe nicht an unseren Erträgen, unseren Leistungen oder unserem Versagen misst: Gott liebt uns einfach, er liebt uns, weil wir seine Kinder sind, und er tut dies mit einer bedingungslosen und unentgeltlichen Liebe.“

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Maßlose Liebe statt Kalkül

Franziskus warnte davor, eine „kaufmännische Beziehung zu Gott“ zu suchen und uns mehr auf eigene Fähigkeiten als auf Gottes Gnade zu verlassen. Davor sei auch die Kirche nicht gefeit, merkte er kritisch an:

„Manchmal fühlen wir uns sogar als Kirche, anstatt zu jeder Tageszeit hinauszugehen und unsere Arme nach allen auszustrecken, wie die Ersten in unserer Klasse und urteilen über andere, die weit weg sind, ohne daran zu denken, dass Gott auch sie mit der gleichen Liebe liebt, die er für uns hat. Und selbst in unseren Beziehungen, die das Gefüge der Gesellschaft bilden, gelingt es der von uns praktizierten Gerechtigkeit manchmal nicht, aus dem Käfig des Kalküls auszubrechen, und wir beschränken uns darauf, entsprechend dem, was wir erhalten, zu geben, ohne es zu wagen, über das Ziel hinauszuschießen, ohne auf die Wirksamkeit des unentgeltlich geleisteten Guten und der mit weitem Herzen gezeigten Liebe zu setzen.“

Der Papst rief die Gläubigen zur Gewissenserforschung auf und ermunterte sie zu einem „Mehr“ an Großzügigkeit, Verständnis und Vergebung ihren Mitmenschen gegenüber: „Möge die Gottesmutter uns helfen, uns zum Maß Gottes zu bekehren, zu einer Liebe ohne Maß“.

(vatican news - wd)

 

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24. September 2023, 12:15