Wortlaut: Franziskus zum Evangelium dieses Sonntags
Spontane Einfügungen in den Text wurden nicht berücksichtigt. Sämtliche Wortmeldungen des Papstes in ihrer amtlichen Form werden veröffentlicht.
„Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!
Das heutige Evangelium berichtet von einem sehr schönen Gebet Jesu, der sich mit den Worten an den Vater wendet: ‚Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast‘ (Mt 11,25). Aber von welchen Dingen spricht Jesus da? Und wer sind diese Kleinen, denen diese Dinge offenbart werden? Betrachten wir einmal die Dinge, für die Jesus den Vater lobt, und die Kleinen, die sie aufzunehmen wissen.
Die Dinge, für die Jesus den Vater lobt. Etwas früher hat der Herr an einige seiner Werke erinnert: ‚Blinde sehen wieder (…), Aussätzige werden rein (…), und Armen wird das Evangelium verkündet‘ (Mt 11,5), und er hat ihren Sinn enthüllt, indem er erklärt hat, dass sie Zeichen des Handelns Gottes in der Welt sind. Die Botschaft ist also klar: Gott offenbart sich, indem er den Menschen befreit und heilt, mit einer unentgeltlichen Liebe, die rettet. Deshalb preist Jesus den Vater: weil seine Größe in der Liebe besteht und er niemals außerhalb der Liebe handelt. Aber diese Größe in der Liebe wird von denen nicht verstanden, die sich anmaßen, groß zu sein, und die sich einen Gott nach ihrem eigenen Bild machen: mächtig, unnachgiebig, rachsüchtig. Mit anderen Worten: Diejenigen, die von sich selbst eingenommen und stolz sind, die sich nur um ihre eigenen Interessen kümmern und überzeugt sind, dass sie niemanden brauchen, können Gott nicht als Vater annehmen.
Jesus nennt in diesem Zusammenhang die Einwohner dreier reicher Städte jener Zeit, Chorazin, Betsaida und Kafarnaum, in denen er viele Heilungen vollbrachte, deren Bewohner aber seiner Verkündigung gleichgültig gegenüberstanden. Für sie waren die Wunder nur spektakuläre Ereignisse, die Schlagzeilen machten und den Klatsch anheizten: Nachdem sie sich einen Moment dafür interessiert hatten, legten sie sie beiseite, um sich vielleicht anderen aktuellen Nachrichten zu widmen. Sie haben nicht verstanden, wie sie die großen Dinge Gottes aufnehmen sollten.
Die Kleinen hingegen wissen, wie man sie aufnimmt, und Jesus lobt den Vater für sie: ‚Ich preise dich‘, sagt er, ‚weil du den Kleinen das Himmelreich offenbart hast‘. Er lobt ihn für die Einfachen, die ein Herz haben, das frei von Eitelkeit und Eigenliebe ist. Die Kleinen sind diejenigen, die sich wie Kinder bedürftig und auf andere angewiesen fühlen, die offen für Gott sind und über seine Werke staunen. Sie können seine Zeichen lesen, können staunen über die Wunder seiner Liebe!
Brüder und Schwestern, unser Leben ist, wenn wir darüber nachdenken, voller Wunder: Es ist voll von Gesten der Liebe, von Zeichen der Güte Gottes. Doch angesichts dieser Wunder kann unser Herz auch gleichgültig bleiben oder sich daran gewöhnen – neugierig, aber unfähig zu staunen, unfähig sich beeindrucken zu lassen. Beeindrucken: ein schönes Verb, das an den Film eines Fotografen erinnert. Das ist die richtige Haltung gegenüber den Werken Gottes: seine Werke im Geist zu fotografieren, damit sie sich im Herzen einprägen, und sie dann im Leben durch viele gute Gesten zu entwickeln, damit das ‚Foto‘ der Gottesliebe in uns und durch uns immer heller wird.
Und nun fragen wir uns: Weiß ich trotz der Flut der Nachrichten, die uns überwältigen, bei den großen Dingen, die Gott vollbringt, stehen zu bleiben, so wie Jesus uns das heute zeigt? Erlaube ich mir, wie ein Kind über das Gute zu staunen, das im Stillen die Welt verändert? Und segne ich den Vater jeden Tag für seine Werke? Möge Maria, die den Herrn pries, uns befähigen, über seine Liebe zu staunen und ihn mit Einfachheit zu preisen.
(vatican news – sk)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.