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Papst Franziskus und Bentelo, der Folter und Flucht überlebt hat Papst Franziskus und Bentelo, der Folter und Flucht überlebt hat  (© Nello Scavo - Avvenire)

Franziskus umarmt Bentolo, der Gewalt und Schiffbruch überlebt hat

Von wegen Sommerpause: Am Freitagmorgen empfing Papst Franziskus in seinem Vatikandomizil in der Casa Santa Marta eine Delegation von Mediterranea Saving Humans. Die Mitarbeiter der NGO brachten Bentolo mit, einen jungen Flüchtling aus Kamerun, der in den libyschen Lagern gefangen gehalten wurde. Dort spendete er seinen sterbenden Kameraden Trost, indem er sie dank eines heimlich mitgeführten Handys mit einem Priester in Kontakt brachte.

„Wie ist es möglich, dass die wichtigste Person der Welt mich treffen will, der ich noch nicht einmal Papiere habe?“, fragt sich Bentolo. Er ist ein junger Kameruner, der im Jahr 2020 in seinem Land inmitten des Konflikts vor einer brutalen Wahl steht: zu kämpfen oder zu fliehen. Er entschied sich für letztere Option, um sich der Logik des Hasses zu entziehen. Seine Flucht war wie die tausender afrikanischer Migranten von Gewalt, Gefangenschaft und Schiffbruch geprägt. Doch auch von dem Schmerz, Leidensgefährten wie Sami unter der Folter sterben zu sehen.

Dank Mediterranea Saving Humans konnte er bei seiner hartnäckig und mit viel Glück erkämpften Ankunft in Europa ein neues Leben beginnen – und wurde nun von Papst Franziskus empfangen, zusammen mit einer Delegation der NGO, die von Luca Casarini (der ebenfalls bei der Audienz anwesend war) gegründet wurde.

Ein Kaplan berichtet

Mattia Ferrari ist der Kaplan von Mediterranea. Er berichtete über die Audienz und erzählte auch die Geschichte des jungen Migranten und seine Emotionen, als er den Segens des Papstes empfing. In einem Beitrag auf Facebook veröffentlichte der Kaplan auch ein Foto der Gruppe in Santa Marta, auf dem auch diejenigen zu sehen sind, die sich um Bentolo kümmern: Kátia Lôbo Fitermann, Schwester Adriana, Kaplanin der Spin Time Labs, einer der römischen Niederlassungen von Mediterranea, und der Avvenire-Journalist Nello Scavo, dem Franziskus für seine Arbeit als Gesandter in den Krisengebieten der Welt dankte.

Bentolos Via Crucis

Scavo selbst schilderte in der Zeitung der italienischen Bischofskonferenz Bentolos Kreuzweg in Libyen. Er wurde von Schleppern gefangen genommen und an staatliche Wachleute verkauft, die ihn in ein offizielles Gefangenenlager in Zawiyah brachten, das unter der Kontrolle der al-Nasr-Miliz und der Bande von Küstenwachen-Major Abdurahman al-Milad stand. Anschließend wurde er nach Zuara verschleppt. In einem der Gefangenenlager traf der Kameruner auf andere christliche Flüchtlinge aus Ländern südlich der Sahara, von denen einige nach monatelanger Folter und Entbehrungen im Sterben lagen.

Seinen sterbenden Kameraden nah

Von Libyen aus gelang es dem Jungen, über ein Mobiltelefon, das die Gefangenen versteckt hatten, Kontakt zu einigen Menschenrechtsaktivisten aufzunehmen. Über diese Aktivisten erreichte er Don Mattia Ferrari, den er um „ein Wort des Trostes für diese sterbenden Brüder“ bat. Der Priester aus Modena konnte mit den jungen Gefangenen beten und begleitete einen von ihnen in den Tod. „Auf diese Weise“, erinnert sich Bentolo gegenüber Avvenire, „starb Sami mit dem Trost eines Segens, und das gab ihm etwas Gelassenheit, bevor er uns verließ“.

„Danach verlor sich Bentolos Spur. Wir befürchteten, dass er vom libyschen Verbrechersystem verschluckt worden war“, erklärt Don Mattia Ferrari, „oder dass er auf See gestorben war.“

Doch eines Tages griff ein Rettungsschiff der deutschen humanitären Organisation Sea Watch im zentralen Mittelmeer ein und rettete Dutzende von Flüchtlingen, die von einem Boot ins Wasser gefallen waren. Unter ihnen befand sich auch Bentolo, der nach seiner Landung in Italien erneut versuchte, Don Ferrari ausfindig zu machen. Er ist jetzt Gast in einem Aufnahmezentrum.

„Jetzt werde ich meine Freunde anrufen, die noch in Libyen inhaftiert sind, und ihnen den Segen des Papstes schicken“

Doch von all diesen Wunden sei jetzt nichts mehr zu spüren, so Bentolo angesichts der Umarmung durch den Papst, der in den letzten Wochen über die schmerzliche Geschichte des Jungen informiert worden war. „Ich habe darauf gewartet, Sie zu treffen. Ihre Geste hat mich bewegt“, sagte der junge Mann dem Papst, dem er versicherte: „Jetzt werde ich meine Freunde anrufen, die noch in Libyen inhaftiert sind, und ihnen den Segen des Papstes schicken.“

„Als Bentolo uns vor mehr als einem Jahr aus Libyen kontaktierte, dachte ich nicht, dass ich ihn jemals treffen würde“, sagt Don Ferrari in seinem Social-Media-Post. „So viele Menschen haben mich immer gelehrt, dass man, wenn man liebt, bis zum Ende kämpfen muss und dass dann Wunder geschehen.“ Bentolo hat gekämpft und schaffte es schließlich nach Europa. „Er ist nicht nur hier, sondern hat sich heute auch seinen Traum erfüllt, Papst Franziskus zu treffen. Es schien ein unmöglicher Traum zu sein, aber er ist Wirklichkeit geworden.“ 

Franziskus hört zu

Franziskus, so berichtet der Kaplan, wollte den jungen Kameruner nicht nur treffen, „sondern er hat ihm wirklich zugehört, seiner Erfahrung, seinen Wünschen“. Was den Papst vor allem beeindruckte, war Ferrari zufolge die Tatsache, „dass Bentolo seine Gefährten in Schwierigkeiten liebte und ihnen nahe war, auch als er in Libyen in einer schrecklichen Situation war".

Die „unmenschliche Situation“ in Tunesien und Libyen

Der Kaplan berichtete weiter, dass bei der Audienz mit dem Papst auch die „unmenschliche Situation“ angesprochen wurde, in der sich viele andere Migranten in Tunesien und Libyen befinden. Ein Drama, das durch das in den letzten Stunden im Internet kursierende Foto einer Frau mit ihrer fünfjährigen Tochter an ihrer Seite verdeutlicht wird, die in der Wüste vor Hunger, Hitze und Durst gestorben ist. Ein Bild, das auch der Papst zu sehen bekam und vor dem er seinen Schmerz zum Ausdruck brachte.

Mit Material von Salvatore Cernuzio

(vatican news)

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22. Juli 2023, 12:36