Polen: „Vorgefasste Meinung“
„Ich habe den Eindruck, dass das Buch ‚Maxima culpa‘ von Ekke Overbeek geschrieben wurde, um eine vorgefasste Meinung wiederzugeben“, erklärte der Historiker Marek Lasota, ein langjähriger Mitarbeiter des Instituts für Nationales Gedenken (IPN), gegenüber der katholischen Nachrichtenagentur KAI. Lasota ist auch Autor des Buches „Karol WojtyÅ‚a in den Akten der Geheimpolizei“.
Nach Lasotas Urteil offenbart das Buch des niederländischen Journalisten unzureichende Kenntnisse der historischen Realitäten der Volksrepublik Polen zu kommunistischer Zeit und Unzuverlässigkeit beim Umgang mit den Quellen. Der Autor berücksichtige bei seiner Analyse der Dokumente nur die Umstände und Schlussfolgerungen, die seiner These dienlich seien. Dagegen gehe er nicht auf andere Aspekte ein, die seine These untergraben oder ihr sogar widersprechen könnten.
Lasota wirft dem Autor auch Unkenntnis der Realitäten vor, insbesondere was die Beziehungen zwischen Staat und Kirche im kommunistischen Polen betrifft. Er weist auch darauf hin, dass Erzbischof WojtyÅ‚a, der spätere Papst Johannes Paul, vieles an Mitarbeiter delegiert habe und nicht unbedingt über alles persönlich auf dem laufenden gewesen sei. Ohnehin habe WojtyÅ‚a als Bischof keine unumschränkte Macht im Bistum gehabt, so Lasota; es gebe bestimmte Institutionen wie das bischöfliche Gericht, und der Ortsbischof treffe seine Entscheidungen nicht losgelöst von den vorgeschriebenen Verfahren.
Der Historiker weist darauf hin, dass auch die kirchlichen Archivquellen in Krakau berücksichtigt werden müssten. Es sei zwar nicht leicht, an sie heranzukommen, aber der Versuch solle auf jeden Fall unternommen werden. „Eine weitere ungenutzte Quelle sind die Berichte der Geistlichen, der noch lebenden Zeugen“, so Marek Lasota gegenüber KAI.
„Weitere Archivrecherchen nötig“
Auch der kirchliche polnische Missbrauchsbeauftragte, der Jesuit Adam Zak, hat in einer ersten Stellungnahme darauf verwiesen, dass sich die Rolle WojtyÅ‚as erst durch weitere Archivrecherchen klären lasse. Heute sei das gesellschaftliche Bewusstsein für die Auswirkungen von sexuellem Missbrauch zweifellos größer als damals, so Zak.
Der Krakauer Erzbischof Marek Jedraszewski verteidigte seinen Amtsvorgänger. Bei einem Gottesdienst sprach er nach Angaben des Erzbistums von „Lügen und Unterstellungen“ gegen WojtyÅ‚a/Johannes Paul.
(vatican news - Stanisław Tasiemski OP/sk)
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