Papst zum Weihnachtsfest: Kinder in der Ukraine nicht vergessen
Mario Galgano – Vatikanstadt
Ein neuer Appell von Franziskus am Ende der Generalaudienz für die Bevölkerung des geplagten Landes, die Weihnachten „ohne Licht und Heizung“ verbringen wird. Die Gedanken des Papstes gelten diesmal vor allem den Kleinen: „Die meisten Kinder in der Ukraine können nicht lächeln, und wenn ein Kind die Fähigkeit zu lächeln verliert, ist das sehr ernst“, so der Papst und erinnerte die Polen in der Audienzhalle an die Tradition, an Heiligabend einen leeren Platz am Tisch zu lassen: „Dieses Jahr wird er von den vielen Flüchtlingen besetzt sein“, so Franziskus an die polnischen Gäste in der Audienzhalle.
Auf den zarten Schultern der ukrainischen Kinder laste die Bürde dieses „so unmenschlichen, so harten“ Krieges, fuhr Franziskus fort. „Wir denken an sie an diesem Weihnachtsfest, das die Kleinen und ihre Familien ohne Licht, ohne Heizung verbringen werden.“ Wenn er über das „von Gott geschaffene Kind“ spreche, das die Kirche an Weihnachten feiern wird, denke er an die Kinder in der Ukraine, „die wegen dieses Krieges so sehr leiden“.
Gott ist kein unerbittlicher Richter, sondern Barmherzigkeit und Zärtlichkeit
Wie am vergangenen Mittwoch bat der Papst auch bei dieser Generalaudienz nach der Katechese darum, das gequälte Land und seine Menschen während der Feiertage nicht zu vergessen:
„An diesem Fest der Gotteskindschaft wollen wir an die ukrainischen Kinder denken. … Diese Kinder tragen die Tragödie des Krieges, der so unmenschlich, so hart ist.“
Frieden so schnell wie möglich
„Denken wir an Weihnachten an das ukrainische Volk, das ohne Licht, ohne Heizung, ohne das Wichtigste zum Überleben dasteht“, betonte Franziskus. „Und beten wir zu Gott, dass er ihnen so bald wie möglich Frieden bringt.“
Erfolgreiche Spendenaktion
Einen Erfolg konnte der Vatikan bei einer Spendensammlung für die Ukraine verbuchen: Über die Plattform wurden bisher mehr als 120.000 Euro für den Kauf von Kleidung gesammelt, die in das vom Krieg heimgesuchte Land geschickt werden soll. Kardinal Konrad Krajewski, der im Auftrag des Papstes mit einem Lastwagen unterwegs war, hat bereits einen Teil des gesammelten Materials zusammen mit den gespendeten und für die Bevölkerung gekauften Stromgeneratoren geliefert.
Spenden sind bis zum 6. Januar möglich
Die danke „allen, die etwas beitragen haben“. Und „da die Kälte-Not weiter anhält und die Wohltätigkeit dazu beitragen kann, zumindest eine gewisse Hilfe zu leisten“, teilt das Sozialamt des Papstes mit, dass „die Sammlung bis zum 6. Januar fortgesetzt wird“. „Der zusätzliche Erlös wird vollständig für den Kauf von Thermohemden für die Menschen in der Ukraine verwendet.“ „Eine wahrhaft christliche Weihnacht“, hatte Kardinal Krajewski in dem Kommuniqué betont, sei eine solche, wenn man die Not der anderen annehme, das Leid annehme und auch mit wenig helfe, es zu lindern. In diesem Sinne hatte das Wohltätigkeitsbüro des Papstes in der vergangenen Woche eine Spendenaktion gestartet. Einige Tage zuvor war ein Aufruf ergangen, Kleidung für Männer, Frauen und Kinder in den Vatikan zu schicken oder direkt vorbei zu bringen.
Großerzbischof Schewtschuk lobt ukrainische Solidarität
Kyivs griechisch-katholischer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk hat den Zusammenhalt der Menschen in der Ukraine angesichts des russischen Angriffskriegs gewürdigt. „In diesen Tagen erleben wir eine Welle der nationalen Solidarität, insbesondere mit jenen, die ohne Licht und Wärme leben“, sagte er in seiner täglichen Videobotschaft am Montagabend. „Die Menschen helfen sich gegenseitig, und diese menschliche, christliche Solidarität wärmt und erleuchtet die Ukraine und gibt uns das Gefühl, dass wir gemeinsam stark sind.“
Bereits seit 300 Tagen führe Russland einen großangelegten Krieg gegen die „leidgeprüfte, friedliebende Ukraine“, so Schewtschuk. Das bedeute „300 Tage im Feuer, 300 Tage großer Schmerz für unser Volk“. Der „Feind“ habe nun erneut erbarmungslos Orte in den Regionen Tschernihiw, Sumy, Charkiw und Cherson beschossen. Es gebe wieder Tote und Verletzte, auch unter der Zivilbevölkerung. „Aber die Ukraine steht. Die Ukraine kämpft. Die Ukraine betet“, wiederholte der 52-Jährige die prägnante Formel seiner Kriegsansprachen auf Facebook.
Das Oberhaupt der mit Rom verbundenen griechisch-katholischen Kirche ging auf die Jugendlichen ein: „Wenn man unsere Mädchen und Jungen jetzt beobachtet, fällt auf, dass sie plötzlich erwachsen und reif geworden sind.“ Selbst Kinder, die unter Beschuss ihre verwundeten Eltern retten, verhielten sich wie Erwachsene. Der Krieg raube „den Kindern die Kindheit und den Jugendlichen die Jugend“. Junge Ukrainer seien im Vergleich zu ihren Altersgenossen in anderen Ländern reifer, auch was persönliche Träume, Pläne und Lebensentscheidungen angehe. „Unsere Jugend ist in der Lage, das Gute zu wählen, nicht nur das eigene, sondern auch das gesellschaftlich Gute“, so Schewtschuk.
Seit Ende Februar wendet sich der Großerzbischof täglich mit Videoansprachen an die Gläubigen. Knapp zehn Prozent der Ukrainer sind griechisch-katholisch.
(vatican news/kap)
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