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Papst: Auch in schwierigen Momenten die Nähe zum Herrn pflegen

In seiner achten Katechese zum Thema „Unterscheidung der Geister“ hat Franziskus über den seelischen Zustand der Trostlosigkeit nachgedacht. Eine „gesunde Traurigkeit“ könne eine Art „Weckruf“ sein, der uns vor Oberflächlichkeit bewahrt und uns im Leben wachsen lässt, betonte der Papst bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz.

Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

„Ohne ein bisschen Unzufriedenheit, ohne eine gesunde Traurigkeit, die gesunde Fähigkeit, die Einsamkeit anzunehmen – mit sich selbst allein sein zu können, ohne wegzulaufen –, riskieren wir, immer an der Oberfläche der Dinge zu bleiben und nie mit der Mitte unseres Daseins in Kontakt zu kommen,“ so Franziskus. „Wenn man traurig ist, ist das wie ein Weckruf der Seele. Es hält uns wach, fördert Wachsamkeit und Demut und schützt uns davor, zum Spielball unserer Launen zu werden. All das sind unabdingbare Voraussetzungen für ein Vorankommen im Leben, und damit auch im spirituellen Leben.“

Absage an Oberflächlichkeit und sterile Distanz

Der „künstlichen Gelassenheit, die uns unmenschlich werden lässt“, erteilte der Papst eine klare Absage. Gefühle seien Teil unseres Menschseins, und wer seine Gefühle nicht verstehe und lebe, der werde gleichgültig gegenüber dem Leid der anderen - und könne auch das eigene Leid nicht annehmen, gab Franziskus zu bedenken.

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„Eine sterile emotionale Distanz - ,Ich mische mich nicht ein, ich gehe auf Distanz‘ - ist kein Leben. Das ist, als würden wir uns in ein geschlossenes Labor setzen, damit wir keinen Mikroben und Krankheiten ausgesetzt sind.“

Gesunde Unruhe verändert

Am Beispiel Heiliger wie Augustinus und Edith Stein erklärte Franziskus, dass der Anstoß, unser Leben zu ändern, nicht aus der Gleichgültigkeit, sondern aus einer gewissen „inneren Unruhe, einem unruhigen Herzen“ komme. Denn ohne Mühe könne man sich nicht von diesem Zustand der Gleichgültigkeit befreien.

Und die Trostlosigkeit sei auch eine Gelegenheit des Wachstums; dazu, zum Herrn und zu unseren Mitmenschen eine Beziehung aufzubauen, in der es nicht nur um Geben und Nehmen geht, so der Papst weiter.

„Denken wir an unsere Kindheit: Als Kinder wenden wir uns oft an unsere Eltern, weil wir etwas von ihnen wollen: ein Spielzeug, Geld für ein Eis, eine Erlaubnis... Wir wenden uns ihnen also nicht um ihrer selbst willen zu, sondern wegen eines Interesses. Dabei sind das größte Geschenk doch sie selbst – unsere Eltern –, und das wird uns in der Phase unseres Wachstums immer mehr bewusst,“ so Franziskus, der für eine unentgeltliche Zuwendung zu unseren Nächsten und zum Herrn warb.

Beziehung auch in Leid und Einsamkeit

Im geistlichen Leben gehe es nicht darum, ein „inneres Wohlbefinden“ zu erzeugen oder Bitten an den Herrn zu richten, sondern vor allem darum, eine Beziehung zu ihm aufzubauen, auch im Leid und in der Einsamkeit. Gerade in der Trostlosigkeit könnten wir sehen, dass uns die Gotteserfahrung als Gnade zuteilwerde.

Daher der abschließende Denkanstoß von Papst Franziskus:

„Keine Angst haben vor der Trostlosigkeit, gehen wir mit Entschlossenheit weiter, nicht weglaufen. Und versuchen wir, das Herz Christi, das Herz des Herrn zu finden. Die Antwort kommt, immer. Lassen wir uns angesichts von Schwierigkeiten bitte niemals entmutigen, sondern stellen wir uns der Prüfung mit Entschlossenheit und mit Hilfe der Gnade Gottes, die uns nie im Stich lässt. Und wenn wir eine eindringliche Stimme in uns hören, die uns vom Gebet abbringen will, dann lernen wir, sie zu entlarven wie die Stimme des Verführers; und lassen wir uns nicht erschrecken: Tun wir einfach das Gegenteil von dem, was sie uns sagt!“

(vaticannews – skr)
 

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16. November 2022, 11:14