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Franziskus bei der Generalaudienz Franziskus bei der Generalaudienz 

Der Papst und der Trost

Dass der Papst Jesuit ist, merkt man nicht immer. Angesichts seiner Namenswahl Franziskus könnte man sogar denken, er wäre eher von franziskanischer Spiritualität beeinflusst.

Aber seit ein paar Wochen zeigt sich der Papst deutlich als Schüler des hl. Ignatius von Loyola, des Gründers des Jesuitenordens. Denn in den Ansprachen seiner Generalaudienzen behandelt er mittlerweile das Thema der „geistlichen Unterscheidung“ – und das war ein Herzensthema des Basken Ignatius.

An diesem Mittwoch ging es nun um das Thema Trost. Für den hl. Ignatius war der geistliche Trost im 16. Jahrhundert ein wichtiges Kriterium dafür, ob es einem beim innerlichen Prozess der „geistlichen Unterscheidung“ wirklich gelingt, den Willen Gottes zu ermitteln. Ganz auf dieser Linie nannte Franziskus nun geistlichen Trost „eine tiefe Erfahrung innerer Freude, die uns befähigt, Gottes Gegenwart in allen Dingen zu sehen“.

Nicht auftrumpfend, sondern sanft...

„Trost ist ein intimer Vorgang, der unser Innerstes berührt. Er ist nicht auftrumpfend, sondern sanft, zart, wie ein Wassertropfen auf einem Schwamm (vgl. Ignatius von Loyola, Geistliche Übungen, 335): Der Mensch fühlt sich von der Gegenwart Gottes umhüllt, wobei er stets seine eigene Freiheit bewahrt. Er ist nie etwas Unstimmiges, das unseren Willen beugen will, er ist nicht einmal eine vorübergehende Euphorie: Im Gegenteil, wie wir gesehen haben, sogar der Schmerz - zum Beispiel über die eigenen Sünden – kann ein Grund zum Trost werden.“

Ein Zitat von Edith Stein

Die hl. Edith Stein, die große deutschjüdische Denkerin und Märtyrerin, habe den geistlichen Trost als „belebenden Zustrom“ beschrieben: „ein Ausfluss einer Tätigkeit und einer Kraft, die nicht die meine ist“. Trost sei „auf die Zukunft gerichtet“ und setze uns in Bewegung, kommentierte der Papst.

Papst spricht bei Generalaudienz über geistlichen Trost - ein Bericht von Radio Vatikan

„Geistlicher Trost lässt sich nicht steuern, er kann nicht nach Belieben programmiert werden, er ist eine Gabe des Heiligen Geistes: Er ermöglicht eine Vertrautheit mit Gott, die Entfernungen aufzuheben scheint.“ Allerdings gebe es auch den Irrweg des „flüchtigen Enthusiasmus“, „falsche Tröstungen“, die uns „letztlich leer“ zurückließen und nicht mehr als ein „Strohfeuer“ bedeuteten, gab Franziskus zu bedenken.

Die heilige Edith Stein
Die heilige Edith Stein

Vorsicht vor dem falschen Trost

„Deshalb ist Unterscheidungsvermögen gefragt, auch wenn wir uns getröstet fühlen. Denn falscher Trost kann zu einer Gefahr werden, wenn wir ihn zwanghaft als Selbstzweck suchen und dabei den Herrn vergessen. Wie der heilige Bernhard sagen würde, sucht man dann den Trost Gottes und nicht den Gott des Trostes…“

(vatican news – sk)

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23. November 2022, 10:09