Malteserorden: Papst promulgiert neue Verfassung und beruft Ãœbergangsrat
Für den kommenden 25. Januar, Fest der Bekehrung des heiligen Paulus, hat der Papst zudem ein außerordentliches Generalkapitel einberufen, das nach den neuen, durch ihn bestätigten Regelungen, abzulaufen habe. Dort soll sowohl der neue Großmeister des Ordens gewählt werden, als auch ein neuer Souveräner Rat. Vorbereitet werden solle dieses Generalkapitel durch den Delegaten des Papstes, Kardinal Tomasi, gemeinsam mit dem Statthalter des Großmeisters, Fra‘ John Dunlap, und dem Souveränen Übergangsrat.
Die Änderung betrifft auch das Amt des Großkanzlers. Statt Freiherr Albrecht von Boeselager, der seit 2014 dieses Amt innehatte, ernannte der Papst den Italiener Riccardo Paternò di Montecupo. Damit ist kein Deutscher mehr im obersten Führungsgremium des Malteserordens vertreten. Mit Mariano Hugo von Windisch-Grätz berief Papst Franziskus einen Österreicher in den Übergangsrat.
Die neue, vorläufige, Leitungsebene des Ordens ist wie folgt zusammengesetzt:
Großkomtur Fra' Emmanuel Rousseau, Großkanzler Riccardo Paternò di Montecupo, Großhospitalier Fra' Alessandro de Franciscis, Rezeptor des Gemeinsamen Schatzamtes des Malteserordens Fabrizio Colonna und im Übergangsrat Fra' Roberto Viazzo, Fra' Richard Wolff, Fra' John Eidinow, Fra' João Augusto Esquivel Freire de Andrade, Fra' Mathieu Dupont, Antonio Zanardi Landi, Michael Grace, Francis Joseph McCarthy, Mariano Hugo Windisch-Graetz.
Besondere Aufmerksamkeit des Heiligen Stuhls
Franziskus betont, dass der Orden stets besonderen Schutz durch den Apostolischen Stuhl genossen habe und im Lauf der Jahrhunderte mehrere Päpste eingegriffen hätten, um die „Identität des Ordens“ zu bestätigen.
In dem Dekret stellt der Papst darüber hinaus klar, dass der Orden nur bedingt eigenständig sei, da er als religiöser Orden dem Heiligen Stuhl unterstehe. Er habe die Entwicklungen und Reformbestrebungen des Ordens mit „väterlicher Fürsorge“ beobachtet, so Franziskus, der das ehrenamtliche Engagement vieler Freiwilliger bei den humanitären Aufgaben des Ordens ausdrücklich würdigte. Dennoch sei er davon überzeugt, dass der Orden eine tiefgreifende „spirituelle, moralische und institutionelle Erneuerung“ benötige, „insbesondere und nicht nur der Mitglieder des Ersten Standes, sondern auch derjenigen des Zweiten Standes“. Seinen Delegaten, Kardinal Silvano Maria Tomasi, habe er mit der Aufsicht über diese wichtige Reform betraut. „Viele Schritte sind getan worden, aber ebenso viele Hindernisse und Schwierigkeiten“ seien auf dem Weg aufgetaucht, so das päpstliche Dekret. Es sei nun an der Zeit, den Erneuerungsprozess „in Treue zum ursprünglichen Charisma des Ordens“ zu einem Ende zu bringen.
Positive Reaktion des Statthalters
In einer ersten Reaktion zog der Statthalter des Ordens, Fra‘ John Dunlap, ein positives Resümee der Entscheidungen des Papstes, die dessen „große Liebe“ für den Orden zeigten. Es sei nun ein Weg aufgezeigt worden, der verspreche, die Zukunft des Ordens sowohl als religiösen Orden als auch als eigenständiges Subjekt zu sichern und die Ordensverwaltung schlanker und effizienter zu gestalten. Die Berufung erfahrener Ritter mit neuen Ideen in den Übergangsrat werde der Ordensverwaltung guttun, so Dunlap, der die neue Ordensverfassung als „aufmerksam ausgearbeitetes Dokument“ würdigte, das von der „Komplexität und der Natur eines jahrtausendealten religiösen Ordens“ spreche. Mit dem kommenden Generalkapitel schließlich könne eine neue, stabile und mit der neuen Ordensverfassung konforme Regierung eingerichtet werden.
Eine einzigartige Gemengelage
Der Souveräne Malteserorden ist als katholischer Orden dem Heiligen Stuhl unterstellt. Reformen, welche die Organisation als Orden betreffen, müssen also durch den Papst genehmigt werden. Gleichzeitig ist der Orden politisch ein eigenes Völkerrechtssubjekt, das mit zahlreichen Staaten diplomatische Beziehungen unterhält. Dank dieser historisch einmaligen Kombination hat er privilegierte Zugänge auf politischer wie diplomatischer Ebene und kann sich in Konflikten humanitär einsetzen, wo dies anderen Akteuren nur schwer möglich ist. Der derzeitige Reformprozess nahm seinen Ausgang von einer schweren Führungskrise unter dem ehemaligen Großmeister Fra' Matthew Festing (1949-2021). Dieser trat nach internen Problemen 2017 auf Druck von Papst Franziskus zurück. Papst Franziskus hatte mit Kardinal Tomasi einen Delegaten bestimmt, der den Reformprozess beaufsichtigen sollte.
(vatican news - cs)
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