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Messe am Sonntag der Barnherzigkeit im Petersdom Messe am Sonntag der Barnherzigkeit im Petersdom 

Franziskus: Alle sind gerufen, Versöhnung zu fördern

Nicht nur Priester im Beichtstuhl, sondern die ganze Kirche, alle Getauften, sind dazu berufen, Werkzeuge der Versöhnung zu sein. Das hat Papst Franziskus an diesem Sonntag der Barmherzigkeit bei einer Heiligen Messe im Petersdom unterstrichen.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt

Hauptzelebrant war anstelle des Papstes Erzbischof Rino Fisichella, der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung. Dieses Dikasterium ist für das derzeit in Rom tagende Welttreffen der „Missionare der Barmherzigkeit“ zuständig, das sind katholische Priester mit speziellen Vollmachten bei der Beichte, ein Dienst, den Papst Franziskus 2016 im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit eingerichtet hatte. Die Priester feierten den Gottesdienst im Vatikan mit, unter den Konzelebranten am Altar war der deutsche Kurienbischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, der im Neuevangelisierungsrat für Fragen der Katechese zuständig ist.

Hier zum Hören:

Der Sonntag der Barmherzigkeit, genannt auch „Weißer Sonntag“, ist der Sonntag nach Ostern, in vielen Gemeinden deutscher Sprache finden an diesem Tag Erstkommunion-Feiern statt. Das Evangelium (Joh 20, 19-31) spricht über den auferstandenen Herrn, der sich bei seinen verschreckten Jüngern mit dem dreifachen Gruß „Friede sei mit euch!” zurückmeldet. Dreifach ist das Wirken der göttlichen Barmherzigkeit, legte Franziskus bei der Predigt dieses Evangelium aus. Die Barmherzigkeit schenke Freude, führe zur Versöhnung und spende Trost in allen Mühen.

„Für diejenigen, die die Freude Gottes erfahren, wird nichts mehr so sein wie vorher!“

Die Freude der Jünger darüber, den Herrn zu sehen, befreit sie zunächst aus ihrem Gefühl des Versagens. „Christus macht ihnen keine Vorwürfe wegen der Vergangenheit, sondern begegnet ihnen wie immer mit Güte“, so der Papst. „Und das belebt sie neu, es erfüllt ihre Herzen mit dem Frieden, der ihnen abhandengekommen war, und macht sie zu neuen Menschen, welche von seiner Vergebung gereinigt sind.“ In der Tat sei die Freude Gottes eine Freude, „die aus der Vergebung stammt und Frieden hinterlässt, eine Freude, die wiederaufrichtet und nicht erniedrigt.“ Franziskus riet den Gläubigen, immer „an Gottes Umarmung und Zärtlichkeit und erst dann an unsere Fehler und Niederlagen“ zu denken. „Denn für diejenigen, die die Freude Gottes erfahren, wird nichts mehr so sein wie vorher!“

Franziskus bei der Heiligen Messe
Franziskus bei der Heiligen Messe

„Brüder und Schwestern, jeder von uns hat in der Taufe den Heiligen Geist empfangen, um ein Mann und eine Frau der Versöhnung zu sein“

Franziskus lenkte dann den Blick auf die Beichte, das Sakrament der Versöhnung, denn Christus schenkte nach seinem zweiten Friedensgruß den Jüngern den Heiligen Geist, um sie zu Werkzeugen der Versöhnung zu machen: „Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen“. Diese Worte seien der Ursprung der Beichte – und mehr als das, sagte Franziskus: „Jesus machte die ganze Kirche zu einer Gemeinschaft im Dienst der Barmherzigkeit, zu einem Zeichen und Werkzeug der Versöhnung für die Menschheit. Brüder und Schwestern, jeder von uns hat in der Taufe den Heiligen Geist empfangen, um ein Mann und eine Frau der Versöhnung zu sein.“


Dazu sollten sich alle Getauften berufen fühlen, fuhr der Papst fort. „Fragen wir uns: Fördere ich dort, wo ich lebe, in meiner Familie, am Arbeitsplatz, in meiner Gemeinschaft, die Einheit, bin ich einer, der Bande der Versöhnung knüpft? Bemühe ich mich, Konflikte zu entschärfen, Vergebung zu bringen, wo man hasst, Frieden zu stiften, wo man Groll hegt? Jesus wünscht sich von uns, dass wir vor der Welt Zeugnis ablegen für diese seine Worte: Friede sei mit euch!“

Franziskus ging dann auf den sprichwörtlich gewordenen „ungläubigen Thomas“ ein, der seinen Finger in die Wunden Christi legen musste, um zu glauben, dass dieser wirklich lebte. In Thomas, so sagte der Papst, „begegnen wir der Geschichte aller Gläubigen: Es gibt schwierige Momente, wo das Leben den Glauben zu widerlegen scheint, wo wir in einer Krise stecken und etwas brauchen, das wir anfassen und sehen können.“ Und dafür hat Jesus Verständnis. Nicht mit triumphierenden Gesten versucht er zu überzeugen, nein, „er tröstet uns ganz im Stile des heutigen Evangeliums: indem er uns seine Wunden zeigt.“

Franziskus begrüßt den Hauptzelebranten, Erzbischof Rino Fisichella
Franziskus begrüßt den Hauptzelebranten, Erzbischof Rino Fisichella

Damit ist aber auch eine Öffnung für das Leid der anderen verbunden, hob der Papst hervor.  „Wir denken, wir würden das Schlimmste erleiden und befänden uns in einer besonders schwierigen Situation, und dann entdecken wir, dass andere in aller Stille noch schlimmere Zeiten durchmachen.“ Wer sich um Leidende kümmert, erfahre selbst Trost. „Fragen wir uns also, ob wir in letzter Zeit die Wunden eines physisch oder psychisch leidenden Menschen berührt haben; ob wir einem verwundeten Körper oder einem ermatteten Geist Frieden gebracht haben; ob wir uns die Zeit genommen haben, zuzuhören, zu begleiten oder zu trösten. Wenn wir dies tun, begegnen wir Jesus, der uns durch die Augen aller vom Leben Geprüften voller Barmherzigkeit ansieht und zu uns auch heute sagt: Friede sei mit euch!“

In den beiden vergangenen Jahren der Pandemie hatte Papst Franziskus am Sonntag der Barmherzigkeit jeweils privat in der römischen Kirche Santo Spirito in Sassia unweit des Vatikans gefeiert. Dieses Jahr fand die Messe zum ersten Mal im Petersdom statt.

(vatican news)

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24. April 2022, 10:20