Papst spricht mit Kyrill: „Das Feuer stoppen“
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Der katholische wie der russisch-orthodoxe Kirchenführer, die sich 2016 auch einmal persönlich begegnet sind, betonten nach Vatikanangaben beide, dass sie auf eine Verhandlungslösung setzen. Es gehe darum, „den Leidenden zu helfen“ und „das Feuer zu stoppen“.
Den Papst zitiert das Statement mit dem Satz: „Diejenigen, die die Rechnung für den Krieg bezahlen, sind die Menschen, es sind die russischen Soldaten und es sind die Menschen, die bombardiert werden und sterben“. Eine Formulierung des Statements legt nahe, dass die Initiative zu dem Videogespräch von Franziskus ausgegangen ist.
In dem Text, den das vatikanische Presseamt über das Videogespräch veröffentlichte, wird das russische Vorgehen in der Ukraine unverblümt als „Krieg“ bezeichnet, obzwar dies gegen ein unlängst erlassenes russisches Gesetz verstößt. Franziskus hat Kyrill nach Vatikanangaben darauf hingewiesen, dass man aus katholischer Sicht nicht mehr von einem „heiligen“ oder einem „gerechten“ Krieg reden könne. „Es hat sich ein christliches Bewusstsein für die Bedeutung des Friedens entwickelt.“
Über die Dauer des Gesprächs wurde nichts bekannt. Der Vatikan hat seit Kriegsausbruch immer wieder seine Bereitschaft erklärt, alles für einen Frieden zu tun, und dabei immer deutlich eine Verhandlungslösung favorisiert.
Wortlaut
Hier finden Sie die Angaben aus dem vatikanischen Presseamt in einer Arbeitsübersetzung von Radio Vatikan.
Auf Fragen von Journalisten antwortete der Direktor des Pressebüros des Heiligen Stuhls, Matteo Bruni, wie folgt:
„Ich kann bestätigen, dass heute am frühen Nachmittag ein telematisches Gespräch zwischen Papst Franziskus und Seiner Heiligkeit Kirill, Patriarch von Moskau und ganz Russland, stattgefunden hat. An dem Treffen nahmen auch Seine Eminenz Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, und Metropolit Hilarion von Volokolamsk, Leiter der Abteilung für Außenbeziehungen des Moskauer Patriarchats, teil. Das Gespräch drehte sich um den Krieg in der Ukraine und die Rolle der Christen und ihrer Hirten, alles zu tun, damit der Frieden siegt.
Papst Franziskus dankte dem Patriarchen für dieses Treffen, das von dem Wunsch motiviert war, als Hirten ihres Volkes einen Weg zum Frieden aufzuzeigen und um das Geschenk des Friedens zu beten, damit das Feuer aufhört. „Die Kirche - da war sich der Papst mit dem Patriarchen einig - darf nicht die Sprache der Politik verwenden, sondern die Sprache Jesu“. „Wir sind Hirten desselben heiligen Volkes, das an Gott, an die Heilige Dreifaltigkeit und an die Heilige Mutter Gottes glaubt: Deshalb müssen wir uns zusammenschließen, um dem Frieden zu helfen, um den Leidenden zu helfen, um Wege des Friedens zu suchen, um das Feuer zu stoppen“. Beide betonten die außerordentliche Bedeutung des laufenden Verhandlungsprozesses, denn, so der Papst: „Diejenigen, die die Rechnung für den Krieg bezahlen, sind die Menschen, es sind die russischen Soldaten und es sind die Menschen, die bombardiert werden und sterben“.
„Als Seelsorger“, so der Papst weiter, „haben wir die Pflicht, allen Menschen, die unter dem Krieg leiden, nahe zu sein und ihnen zu helfen. Früher sprach man sogar in unseren Kirchen von einem heiligen Krieg oder einem gerechten Krieg. Heute können wir nicht mehr so reden. Es hat sich ein christliches Bewusstsein für die Bedeutung des Friedens entwickelt.“ Papst Franziskus stimmte mit dem Patriarchen darin überein, dass „die Kirchen aufgerufen sind, zur Stärkung von Frieden und Gerechtigkeit beizutragen“ und schloss: „Kriege sind immer ungerecht. Denn es ist das Volk Gottes, das zahlt. Unsere Herzen können nicht anders als weinen angesichts der Kinder, der getöteten Frauen, aller Opfer des Krieges. Krieg ist niemals der richtige Weg. Der Geist, der uns eint, fordert uns als Hirten auf, den Völkern zu helfen, die unter dem Krieg leiden“.“
(vatican news)
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