Generalaudienz: Papst h?lt Pl?doyer für Langsamkeit
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Der Bibel zufolge wurden die Ahnen extrem alt, auch mehrere Jahrhunderte – sie lebten also über Jahrhunderte mit ihren Nachfahren zusammen. Das habe natürlich eine symbolische Bedeutung, hob der Papst hervor: ?Es ist, als ob die Weitergabe des menschlichen Lebens, das im geschaffenen Universum so neu ist, eine langsame und anhaltende Initiation erfordert.“
Das Alter habe ?einen langsameren Rhythmus“, aber, so betont der Papst, ?es sind nicht nur Zeiten der Trägheit“. Das Langsame ?eröffnet in Wirklichkeit für jeden Menschen Sinnräume im Leben, die der Geschwindigkeitssucht unbekannt sind“. Um diese Sinnräume offen zu halten, bräuchten jüngere Menschen die älteren, so Franziskus und brachte als Bild für einen konkreten Lebensraum die Stadt ins Spiel.
?Stellen wir uns eine Stadt vor, in der das Zusammenleben verschiedener Altersgruppen ein fester Bestandteil der Gesamtgestaltung ihres Lebensraums ist. Denken wir an die Bildung von liebevollen Beziehungen zwischen Alter und Jugend, die auf den gesamten Stil der Beziehungen ausstrahlen. Die Überschneidung der Generationen würde dann zu einer Energiequelle für einen wirklich sichtbaren und lebbaren Humanismus.“
Die moderne Stadt sei älteren Menschen und nicht zufällig auch Kindern gegenüber eher feindselig. Zum Schaden für alle: ?Die Geschwindigkeit bringt uns in eine Zentrifuge, die uns wegfegt wie Konfetti. Wir verlieren das große Ganze völlig aus den Augen.“ Die Stadt werde zum reinen Marktplatz, auf dem langsame Rhythmen Verluste darstellen und Geschwindigkeit Geld. Aber, wie der Papst warnte: ?Zu große Geschwindigkeit pulverisiert das Leben, statt es intensiver zu machen.“
Weisheit hingegen bedeute, ?Zeit zu verlieren", und zwar Zeit im Gespräch mit Kindern und Alten, wiederholte der Papst einen Ratschlag, den er Familien schon oft erteilt hat. ?Wenn du nach Hause kommst und deine kleine Tochter, deinen kleinen Sohn siehst, verlierst du Zeit (mit ihnen) - aber dieses Gespräch ist grundlegend für die Gesellschaft. Zeit verlieren mit den Kindern! Und wenn du nach Hause kommst, und da sitzt dann die Großmutter oder der Großvater, der vielleicht nicht mehr so ganz scharf denken oder nicht mehr so gut reden kann, und du setzt dich zu ihm, zu ihr, dann verlierst du Zeit - aber dieses Zeitverlieren kräftigt die menschliche Familie." Die auf diese Art verloren Zeit bringe ?keine Rendite", aber dafür ?einen anderen Blick auf das Leben".
Coronazeit: Großeltern helfen Jungen
Nun habe zwar die Corona-Pandemie den ?stumpfen Kult der Geschwindigkeit“ aufgehalten, leider auf sehr schmerzhafte Art, sagte Franziskus. In dieser Zeit aber ?haben die Großeltern als Barriere gegen die emotionale ,Austrocknung´ der Jüngeren gewirkt. Das sichtbare Bündnis der Generationen, das ihre Zeiten und Rhythmen in Einklang bringt, gibt uns die Hoffnung zurück, dass das Leben nicht vergeblich ist.“ Das Bündnis zwischen jung und alt verweise letztlich, so der Papst sinngemäß, auch darauf, dass das Leben aller zur Begegnung mit Gott bestimmt ist.
Wenn Menschen heute älter werden als früher, dann liegt darin nach Franziskus die große Chance, den Bund der Generationen und zugleich den Sinn des Lebens zu stärken. ?Die Arroganz der Uhrzeit muss in die Schönheit der Lebensrhythmen umgewandelt werden“, sagte der Papst. Deshalb sei das Bündnis der Generationen unverzichtbar. ?Möge Gott uns helfen, die richtige Musik für diese Harmonisierung zu finden.“
Franziskus hat vergangenes Jahr den ?Welttag der Großeltern“ eingeführt. Er findet jeweils am letzten Sonntag im Juli statt.
(vatican news)
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