Papst am Neujahrstag: „Schluss mit Gewalt gegen Frauen“
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
„Das neue Jahr beginnt im Zeichen der Mutter. Und da Mütter Leben schenken und Frauen die Welt bewahren, müssen wir uns alle dafür einsetzen, Mütter zu fördern und Frauen zu beschützen,“ so Franziskus beim feierlichen Gottesdienst im Petersdom an diesem Neujahrstag.
Bei seinen Überlegungen ging der Papst vom Bild der Krippe im Lukasevangelium (Lk 2,16) aus, die uns daran erinnere, dass uns der Heiland „gerade dadurch, dass er klein und arm geboren wird, mit Liebe statt mit Furcht erfüllt.“ Für jene, die in der Welt nicht zählten, sei das eine gute Nachricht gewesen, doch Maria selbst habe zunächst den „Skandal der Krippe“, die „Armseligkeit eines Stalles" ertragen müssen – und das, obwohl der Engel in seiner Botschaft vom „Thron Davids“ gesprochen hatte.
Doch statt zu klagen, habe die Muttergottes „alle diese Worte bewahrt und in ihrem Herzen erwogen“ (Lk 2,19). Im Gegensatz zu den Hirten, deren Freude über das Neue und Wunderbare für die Anfänge des Glaubens stehe, als alles „noch einfach und unkompliziert“ gewesen sei, sei Marias meditative Haltung Ausdruck eines reifen, erwachsenen Glaubens, der durch Prüfungen gegangen ist.
„Nach der Ruhe von Nazaret und den glorreichen Verheißungen des Engels – wo ihre geistliche Fruchtbarkeit ihren Anfang nahm – befindet sich Maria nun im dunklen Stall von Betlehem. Aber genau dort schenkt sie der Welt Gott. Und während andere angesichts des Skandals der Krippe ihren Mut verloren hätten, reagiert Maria anders: Sie bewahrt und erwägt alles im Herzen.“
Genau das sei von der Gottesmutter zu lernen, sagte der Papst. Glaubende könnten bei Problemen, die „wie ein Blitz aus heiterem Himmel“ kommen, sich ein Beispiel an Maria nehmen und wie sie Schönes und Herausforderndes „bewahren und erwägen".
„Sie lehnt das, was geschieht, nicht ab. Sie bewahrt alles in ihrem Herzen, alles, was sie gesehen und gehört hat,“ resümierte Franziskus. „Die schönen Dinge, wie das, was der Engel ihr gesagt und was die Hirten ihr erzählt hatten. Aber auch die Dinge, die schwer anzunehmen waren: das Problem, vor der Hochzeit schwanger geworden zu sein, und nun die trostlose Armseligkeit des Stalls, in dem sie entbunden hatte. Das also tat Maria: Sie trifft keine Auswahl, sie bewahrt alles. Sie nimmt alles in ihrem Leben an, sie versucht nicht, etwas zu verbergen oder zu beschönigen.“
Das mütterliche Herz Marias
Maria habe also zwischen Gutem und Schlechtem einen Zusammenhang hergestellt und so „in ihrem mütterlichen Herzen begriffen, dass die Herrlichkeit des Höchsten durch die Demut hindurchgeht“, stellte Franziskus fest. Sie habe „das zerbrechliche und zitternde göttliche Kind gesehen und das wunderbare göttliche Ineinander von Größe und Kleinheit“ akzeptiert.
„Das neue Jahr beginnt im Zeichen der Mutter. Der Blick der Mutter ist der Weg zu Neugeburt und zum Wachstum. Die Mütter und Frauen blicken nicht auf die Welt, um sie auszubeuten, sondern um ihr Leben zu schenken. Indem sie sie mit dem Herzen sehen, gelingt es ihnen, Träume und konkrete Wirklichkeit zusammenzuhalten und das Abdriften sowohl in einen sterilen Pragmatismus als auch in das Abstrakte zu vermeiden,“ so die Hommage des Papstes an alle Mütter und sein abschließender Appell:
„Und da Mütter Leben schenken und Frauen die Welt bewahren, sollten wir uns alle dafür einsetzen, Mütter zu fördern und Frauen zu beschützen. Wie viel Gewalt gibt es gegen Frauen! Damit muss Schluss sein! Eine Frau zu verletzen, bedeutet, Gott zu beleidigen, der von einer Frau seine Menschengestalt angenommen hat."
Bereits vor zwei Jahren hatte Papst Franziskus bei der Messe zum Hochfest der Gottesmutter Maria - zugleich Weltfriedenstag - in drastischen Worten Gewalt gegen Frauen verurteilt. „Jede Gewalt an der Frau ist eine Schändung Gottes, der von einer Frau geboren wurde", sagte der Papst damals. Das Thema beschäftigte Franziskus in seinem fast neun Jahre währenden Pontifikat mehrfach. Erst kürzlich nannte er in einem Interview häusliche Gewalt gegen Frauen „fast satanisch".
Sternsinger im Petersdom: Eine schöne Tradition
Beim Neujahrgottesdienst 2022 fand auch eine schöne Tradition Fortsetzung: 12 Sternsingerkinder waren anwesend. In diesem Jahr waren sie aus der Schweiz, aus Südtirol und aus Deutschland angereist, genauer aus dem Bistum Limburg. Das Grüppchen der vier deutschen Sternsingerkinder - Alexandra Zsizsnyovski (13), Julian Baier (12), Miriam Honemann (12) und Joshua Oster (12) - kam nach der Messe am Sitz von „Pope" auf ein Lied und einen Segen vorbei.
Seit 2001 dürfen Sternsinger aus dem deutschen Sprachraum beim Neujahrsgottesdienst mit dem Papst dabei sein. Coronabedingt waren sie diesmal nicht als Gabenträger im Einsatz, nahmen aber mit Masken und als Heilige Drei Könige gekleidet an der Papst-Liturgie teil. Im vergangenen Jahr musste die Romreise von Sternsingerkindern coronabedingt ausfallen.
Die Aktion Dreikönigssingen ist die weltweit größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder. 1846 gründete die damals 15jährige Katholikin Auguste von Sartorius in Aachen den „Verein der Heiligen Kindheit“ und legte damit den Grundstein für das Kindermissionswerk ‚Die Sternsinger’ – die Papst Franziskus als „Anwälte der Armen und Notleidenden” gelobt hat.
(vaticannews – skr)
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