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Papst Franziskus in einem Fernsehinterview; das Interview mit Repubblica und La Stampa fand jedoch ohne Fernsehkameras statt Papst Franziskus in einem Fernsehinterview; das Interview mit Repubblica und La Stampa fand jedoch ohne Fernsehkameras statt 

Papst im Interview: „Nur Geschwisterlichkeit wird uns retten“

„Nur wahre und konkrete universelle Geschwisterlichkeit wird uns retten und uns allen ein besseres Leben ermöglichen.“ In einem Interview der beiden italienischen Zeitungen „La Repubblica“ und „La Stampa“ spricht Franziskus über die Pandemiezeit, die Bedeutung von Weihnachten und er gibt Einblicke in seine Kindheit in Buenos Aires.

Die beiden Journalisten Paolo Rodari und Domenico Agasso haben mit dem Papst vor Weihnachten im vatikanischen Gästehaus Santa Marta gesprochen; das Interview erschien an diesem Freitag in beiden italienischen Zeitungen. Darin bekräftigt Franziskus seinen Wunsch nach mehr globaler Geschwisterlichkeit und Solidarität vor allem in der Pandemiezeit.

„Nur wahre und konkrete universelle Brüderlichkeit wird uns retten und uns allen ein besseres Leben ermöglichen.“

„Nur wahre und konkrete universelle Brüderlichkeit wird uns retten und uns allen ein besseres Leben ermöglichen. Dies bedeutet jedoch, dass die internationale Gemeinschaft, die Kirche, allen voran der Papst, die Institutionen, die politisch und sozial Verantwortlichen und auch jeder einzelne Bürger insbesondere in den reichsten Ländern, die schwächsten, anfälligsten und schutzlosesten Regionen und Menschen, die Opfer von Gleichgültigkeit und Egoismus sind, nicht vergessen kann und darf. Deshalb bete ich zu Gott, dass er dieses Weihnachten mehr Großzügigkeit und Solidarität auf die Erde schickt. Aber real, praktisch und beständig, nicht nur in Worten. Ich hoffe, dass Weihnachten die Herzen der Leidenden erwärmt und unsere Herzen öffnet und stärkt, so dass sie mit dem Wunsch brennen, den Bedürftigen mehr zu helfen.“

Papst verurteilt erneut Ausbeutung und Missbrauch

Er selbst denke an Weihnachten ganz besonders an „die Armen, die Vergessenen, die Verlassenen, die Letzten und vor allem an die missbrauchten und versklavten Kinder“, so Papst Franziskus: „Es macht mich wütend und traurig, wenn ich die Geschichten von schutzbedürftigen Erwachsenen und Kindern höre, die ausgebeutet werden.“

Auch denke er an kranke Kinder, die Weihnachten im Krankenhaus verbringen müssten, ergänzte er. Angesichts ihres Leidens gebe es keine Worte, so Franziskus – „wir können uns nur an den Glauben klammern“ und Dankbarkeit kultivieren, wenn unsere Familie gesund sei. Der Papst nutzte die Gelegenheit, um erneut die Arbeit von Ärztinnen und Pflegern zu würdigen, die solches Leid ein wenig lindern. Er lobte hier die Arbeit einer Ärztin im vatikanischen Kinderkrankenhaus Bambin Gesù in Rom, die alle Namen ihrer kleinen Patienten kenn: „Wir sind uns oft nicht bewusst, welch großartige Arbeit diese Ärzte, Krankenschwestern und Mitarbeiter des Gesundheitswesens tagtäglich leisten, aber wir sollten jedem einzelnen von ihnen dankbar sein.“

Nach der Weihnachtszeit seiner Kindheit in Buenos Aires befragt, erzählte der Papst, seine Familie habe immer erst am Morgen des 25. Dezember bei seinen Großeltern gefeiert und gefüllte italienische Pasta „Cappelletti“ gegessen, die seine Oma italienischer Abstammung zubereitete. Weihnachten sei für ihn „immer eine Überraschung“, so Franziskus: „Es ist der Herr, der uns besuchen kommt, und ich erlebe diese Ankunft mit der Mystik des Advents: ein wenig warten und sich auf die Begegnung mit Gott vorbereiten, der alles zum Guten erneuert. Und dann liebe ich Weihnachtslieder so sehr, die voller Poesie sind. ,Stille Nacht‘, ,Du kommst von den Sternen herab‘... sie vermitteln Frieden, Hoffnung, sie schaffen eine Atmosphäre der Freude über den Sohn Gottes, der auf der Erde geboren ist wie wir, für uns“.

Jorge Mario Bergoglio, „hartes Bein“ und Leseratte

„Der Torwart muss bereit sein, auf Gefahren zu reagieren, die von allen Seiten kommen können“

Er habe in seiner Jugend viel Fußball gespielt, mit einem Lumpenball, der symbolträchtigen „pelota de trapo, erzählte der Papst weiter. „Pata dura“, „hartes Bein“, hätten den jungen Bergoglio die anderen Spieler, darunter auch ein paar Mädchen, genannt. Vor allem im Tor habe er geglänzt, so der heute Papst, das nütze ihm noch heute: „Torhüter zu sein, war für mich eine große Lebensschule. Der Torwart muss bereit sein, auf Gefahren zu reagieren, die von allen Seiten kommen können...“.

Er habe nicht nur Sport getrieben, sondern auch viel gelesen, so Papst Franziskus weiter. Seine Eltern seien sehr darauf bedacht gewesen, die Kinder zum Lesen zu bringen, und weil es in der Familie noch keinen Fernseher gab, habe man eben nachmittags und abends gemeinsam gelesen.

„Zu den ersten Büchern, die ich in meiner Jugend gelesen habe, gehörte: ,Don Segundo Sombra‘ von Ricardo Güiraldes, dann die Romane von Jorge Luis Borges und Fëdor Dostoevskij und die Gedichte von Friedrich Hölderlin. Letzteres war für mich eine Verlockung. Und dann, in meiner Jugend, las ich ‚Green Years‘ von Archibald Joseph Cronin: Ich habe es schließlich in der italienischen Fassung gelesen, und es hat mir geholfen, als ich im Priesterseminar war, meine Sprachkenntnisse aufzufrischen. Diese Lesungen waren der Schatz meiner Kindheit und Jugend, weil sie mir starke, unauslöschliche Emotionen vermittelten, zusammen mit denen, die mein Vater uns vorzulesen pflegte, angefangen mit dem Buch Cuore (Herz): Ich erinnere mich, dass meine Brüder und ich oft zu Tränen gerührt waren, wenn wir es hörten. Cuore war Teil unserer Ausbildung und bleibt für mich ein unvergessliches Buch.“

Den deutschen Dichter Friedrich Hölderlin (1770-1843) zitierte Bergoglio bei einer Audienz für Kardinäle kurz nach seiner Wahl zum Papst im Jahr 2013 mit folgender Redewendung – es waren damals seine ersten Worte auf Deutsch: „Es ist ruhig das Alter und fromm.“

Wieder fit und reisefreudig

Auf die Frage nach seinem Gesundheitszustand nach der Operation im Gemelli-Krankenhaus antwortete der Papst, dass es ihm gut gehe. So habe er bereits wieder reisen können und werde - „wenn der Herr es will, im Jahr 2022 weitere Reisen unternehmen“.

(vatican news – pr)
 

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24. Dezember 2021, 11:05