ÃÛÌÒ½»ÓÑ

Papst Franziskus und der Stern der „Sagrada Familia“

Bürgerkrieg und Wirtschaftskrisen haben den Bau nicht gestoppt – und auch in der Covid-Pandemie gehen die Arbeiten an der berühmten Basilika „Sagrada Familia“ in Barcelona weiter.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

An diesem Mittwoch, dem Hochfest der Unbefleckten Empfängnis Mariens, wurde in der Abenddämmerung der zweithöchste Turm der Kirche eingeweiht, mit einem über sieben Meter großen, leuchtenden Stern an der Spitze. Papst Franziskus schickte dazu aus dem Vatikan eine Videobotschaft.

„Mit einem herzlichen, franziskanischen Gruß verbinde ich mich mit euch von Rom aus in diesem Moment, in dem der Stern auf dem Turm der Jungfrau Maria auf der Sagrada Familia illuminiert wird.“ Es war ein feierlicher Moment; die katalanische Hauptstadt ist mit dem Stern um einen Glanzpunkt in ihrer Skyline reicher.

Jesus-Turm wird höchster Kirchturm der Welt

Mehr als fünf Tonnen wiegt das Teil; es krönt einen 138 Meter hohen Turm hoch über dem Stadtteil Eixample. Nur der letzte, noch im Bau befindliche Turm, der Jesus-Turm nämlich, soll noch höher werden, nämlich 172 Meter. Damit würde er den bisher höchsten Kirchturm der Welt überragen, nämlich die gotische Spitze des Ulmer Münsters mit ihren 161 Metern.

Franziskus hielt sich allerdings in seinem Video nicht lange mit solchen architektonischen Feinheiten auf. „Ich will mit meinem Gruß besonders auch die Ärmsten dieser großen Stadt erreichen, die Kranken, alle die unter der Covid-Pandemie leiden, die Alten, die Jungen, deren Zukunft sich verdüstert hat, alle Menschen, die Momente der Prüfung durchmachen. Liebe Freunde, für euch alle leuchtet heute der Stern auf dem Turm Mariens auf!“

Weiterbau verzögert sich

Antoni Gaudí (1852–1926), dem genialen Architekten, hätte diese besondere Widmung seines Werks für die Armen und Sorgenvollen wohl gefallen: Für den Mann, der 1882 in Eigeninitiative und unter großen persönlichen Opfern mit dem Bau der Basilika begann, ist ein Seligsprechungs-Verfahren in Gang.

Übrigens ist der Weiterbau der Sagrada Familia bis heute nicht Sache der Kirche, sondern einer privaten Stiftung. Finanziert wurde er bislang durch die Eintrittspreise: Bis zur Pandemie war die emblematische Kirche Spaniens meistbesuchtes Bauwerk, doch wegen Corona ist der Touristenstrom ins Stocken geraten, das verzögert den Weiterbau.

„Auch Maria ist ein Kunstwerk“

Franziskus lobte Gaudís Plan, auf dem Marienturm einen Stern anbringen zu lassen. „Tatsächlich ist Maria ja der Stern der Neuevangelisierung. Wenn wir unsere Augen zum Stern auf dem Turm erheben, lade ich euch dazu ein, über unsere Mutter nachzudenken: Jedes Mal, wenn wir auf Maria schauen, fangen wir an, wieder an die revolutionäre Kraft der Zärtlichkeit und der Zuneigung zu glauben.“

Zum Nachhören: Papst Franziskus schickt eine Video-Botschaft an die Sagrada Familia nach Barcelona - Radio Vatikan

Auch Maria sei, wie die Sagrada Familia, ein „Kunstwerk“, weil sie perfekt „im Einklang mit dem Plan Gottes“ gestanden habe. „Sie ist voll der Präsenz Gottes, der in ihrem Schoß Fleisch geworden ist. Darum hat Gaudí sie auch in der Mitte des Portals der Nächstenliebe dargestellt, wo ihre Statue uns unter dem aufmerksamen Blick des heiligen Joseph das Jesuskind entgegenhält, damit wir beim Eintreten in seine Kirche brennende Liebe zu Gott und den Menschen spüren.“

Benedikt XVI. hatte Sagrada Familia vor elf Jahren geweiht

Die Botschaft des Papstes, die er in einem nüchternen Zimmer seiner Vatikanresidenz, an einem Schreibtisch sitzend, verlas, war mit Anspielungen auf Gaudís Pläne für die Sagrada Familia nur so gespickt. Das hatte auch Benedikt XVI. so gehalten, als er die Kirche und den Altar . „Wie Pfeile verweisen sie auf das Absolute des Lichts“, hatte der deutsche Papst über die Türme der Basilika gesagt – nun ist (nach 140 Jahren Bauzeit!) der Marienturm fertiggestellt worden.

„Möge die heilige Maria mit ihrem leuchtenden Stern über die Familien wachen“

„Möge dieser Stern, der heute aufstrahlt, euch erleuchten, damit auch ihr ein für alle Mal Ja zur Gnade des Herrn und Nein zur Sünde sagt. (…) Ich bete darum, dass jeder von euch dafür sorgen möge, dass Barcelona lebenswerter und einladender für alle werde. (…) Möge die heilige Maria mit ihrem leuchtenden Stern über die Familien wachen! (…) Möge sie über eure Häuser wachen, eure Schulen, Universitäten, Büros, Läden, Krankenhäuser und Gefängnisse.“

(vatican news – sk)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

09. Dezember 2021, 12:32