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Papst an Ehepaare: „Lebt eure Berufung intensiv“

„Es soll mein Weihnachtsgeschenk an Ehepaare sein: eine Ermutigung, ein Zeichen der Verbundenheit und auch eine Gelegenheit zum Nachdenken“ – so kündigte der Papst beim Angelus einen Brief an Ehepaare an, den er anlässlich des laufenden Familienjahres Amoris laetitia an diesem Sonntag veröffentlichen ließ.

In dem original auf Spanisch verfassten Text ermutigt Franziskus Paare und Familien, sich aktiv in der Ehe- und Familienpastoral zu engagieren und ihre Berufung zur Familie mit Zuversicht zu leben. In dem Brief schreibt der Papst, er habe besonders in der Pandemie-Zeit für Familien gebetet. Diese würden derzeit „auf eine harte Probe gestellt“. Mehr denn je sei diese Zeit von „Ungewissheit“, „Einsamkeit“ und dem „Verlust geliebter Menschen“ geprägt, die erschwerten Bedingungen für Familien hätten Konflikte verstärkt und zu Erschöpfung geführt.

Kindererziehung

Franziskus ging in seinem Schreiben auf verschiedene Herausforderungen und Aufgaben von Paaren ein, darunter die Kindererziehung und das gesellschaftliche Engagement. Der Papst ermutigte die Männer und Frauen dazu, mit gutem Beispiel voranzugehen und ihre Kinder liebevoll und mit Hingabe zu begleiten:

„Der erste Bereich, wo Erziehung geschieht, ist nach wie vor die Familie mit ihren kleinen Gesten, die mehr sagen als Worte. Erziehen heißt vor allem, Wachstumsprozesse zu begleiten, in vielerlei Hinsicht präsent zu sein, damit sich die Kinder jederzeit auf ihre Eltern verlassen können. Der Erzieher ist ein Mensch, der in einem geistigen Sinne „zeugt“ und sich vor allem ganz in diese Beziehung „hineingibt“. Es ist wichtig, dass Ihr als Vater und als Mutter die Beziehung zu euren Kindern auf der Grundlage einer Autorität aufbaut, die Ihr euch Tag für Tag verdient habt. Sie brauchen eine Sicherheit, die ihnen hilft, Vertrauen in Euch zu haben, in die Schönheit Eures Lebens, in die Gewissheit, niemals allein zu sein, komme was wolle."

Engagement in Kirche und Gesellschaft

Mit Blick auf die Rolle christlicher Paare und Familien in der Gesellschaft hob der Papst hervor: „Ihr habt den Auftrag, die Gesellschaft durch Eure Präsenz in der Arbeitswelt zu verändern und dafür zu sorgen, dass die Bedürfnisse der Familien berücksichtigt werden.“ Auch in der Pfarrei und Diözese sollten Ehepaare „die Initiative ergreifen“ und „an der Seite der Seelsorger“ andere Familien unterstützen und ihnen im Glauben Mut machen, so der Papst. In der Familienpastoral könne es so eine „fruchtbare Zusammenarbeit“ zwischen Bischöfen, Priestern und Laien geben, so Franziskus. 

In Krisenzeiten sollten die Paare auf Halt im Glauben bauen und sich zugleich auch Hilfe suchen, um die Konflikte zu überwinden und den Kindern Leid zu ersparen, empfahl der Papst. Er erneuerte seinen Appell, stets Höflichkeit, Dankbarkeit und die Fähigkeit zu Vergebung zu pflegen, um die Beziehung zu stärken.

Schwere Pandemiezeit

Bei vielen Paaren hätten sich in der Pandemiezeit bestehende Probleme verschärft und zu Konflikten geführt, die „nahezu unerträglich“ wurden und Trennungen nach sich zogen, so Franziskus weiter: „Auch diesen Menschen möchte ich meine Verbundenheit und Zuneigung ausdrücken.“ Andererseits könne das Mehr an Zeit, dass Familien in der Pandemie miteinander verbringen, auch Chance für Dialog und vertiefte Bande sein, merkte der Papst an.

Junge Paare, die sich auf die Ehe vorbereiten, rief der Papst dazu auf, sich nicht von Zukunftsängsten lähmen zu lassen und trotz widriger Bedingungen beherzt das Wagnis der Ehe einzugehen. „So dürft auch Ihr, wenn es darum geht, den Weg der Ehe zu beschreiten, auch wenn Ihr nur über geringe Mittel verfügt, immer auf die Vorsehung vertrauen, denn manchmal sind es gerade die Schwierigkeiten, die bei jedem von uns Ressourcen zum Vorschein bringen, von denen wir nicht einmal dachten, dass wir sie besäßen. Zögert nicht, bei Euren Familien und Freunden, in der Kirche und in der Pfarrei Halt zu suchen, um das zukünftige Ehe- und Familienleben zu leben und von denen zu lernen, die den Weg, den Ihr beginnt, bereits beschritten haben.“

Gruß an Großeltern 

Familien seien auch gefordert, „Brücken zwischen den Generationen zu bauen“ und christliche Werte weiterzugeben, ergänzte der Papst. Einen besonderen Gruß richtete er an die Großväter und Großmütter, die während der Zeit der Isolation nicht in der Lage waren, ihre Enkelkinder zu sehen und mit ihnen zusammen zu sein. Die Familie könne nicht auf die Großeltern verzichten, so der Papst, denn sie seien „das lebendige Gedächtnis der Menschheit“.

„Der heilige Josef möge in allen Familien den schöpferischen Mut wecken, den wir in diesem Epochenwechsel, den wir gerade erleben, so dringend brauchen. Die Gottesmutter begleite Euch in Eurer Ehe bei der Gestaltung einer ,Kultur der Begegnung', die wir so dringend brauchen, um die Widrigkeiten und Widerstände zu überwinden, die unsere Zeit verdunkeln. Die vielen Herausforderungen können denen, die wissen, dass sie mit dem Herrn unterwegs sind, nicht die Freude rauben. Lebt eure Berufung intensiv. Lasst nicht zu, dass eine traurige Mine eure Gesichter trübt. Dein Ehepartner braucht Dein Lächeln. Eure Kinder brauchen Eure ermutigenden Blicke. Die Hirten und die anderen Familien brauchen Eure Präsenz und Eure Freude: die Freude, die vom Herrn kommt!“

Amoris laetitia-Familienjahr

Das vom Papst ausgerufene Familienjahr Amoris laetitia startete am 19. März 2021 und läuft noch bis zum 26. Juni 2022. Etwa zeitgleich findet im Juni das internationale katholische Weltfamilientreffen 2022 statt, dessen Hauptveranstaltung mit dem Papst in Rom stattfinden soll.


(vatican news – pr)
 

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26. Dezember 2021, 12:27