Papst Franziskus mahnt erneut zu Abrüstung
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Franziskus verurteilt darin auch eine ?Logik der Abschreckung" und die damit verbundenen Gewinninteressen der Rüstungsindustrie. Zudem ruft er zu Solidarität auf und mahnt erneut, dass die aktuelle Krise nur gemeinsam überwunden werden könne.
Es gelte, so der Papst, verantwortungsvoll zu handeln und der ?Versuchung einfacher Lösungen zu widerstehen":
?Lassen Sie uns diese Gelegenheit nicht verspielen, unsere Welt zu verbessern und entschieden gerechtere Wege einzuschlagen, um Fortschritte zu erzielen und Frieden zu schaffen. Aus dieser Überzeugung heraus ist es möglich, Wirtschaftsmodelle zu entwickeln, die dem Gemeinwohl dienen und die Umwelt schützen sowie mit politischem Weitblick die ganzheitliche Entwicklung der Menschheitsfamilie fördern", so der Appell des Kirchenoberhaupts.
Beim Pariser Friedensforum treffen sich seit 2018 - genau 100 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs- auf Einladung von Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron Staats- und Regierungschefs, Vertreter internationaler Organisationen und der Industrie sowie engagierte Persönlichkeiten. In diesem Jahr werden laut Medienberichten etwa 450 Teilnehmer vor Ort und weitere 15 000 online erwartet. Beim Auftakt diesen Donnerstag soll auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dabei sein. Dieses Jahr geht es bei dem Treffen auch besonders um die Covid-19 Pandemie und ihre Auswirkungen. Darauf geht auf Franziskus in seiner Botschaft ein:
?Angesichts der Folgen dieses großen Sturms, der die Welt durchgerüttelt hat, ruft uns unser Gewissen zu einer verantwortungsvollen Hoffnung auf. Konkret heißt das, nicht den bequemen Weg der Rückkehr zu einer von Ungerechtigkeit geprägten ,Normalität`zu wählen, sondern die Herausforderung anzunehmen, die Krise als konkrete Chance zur Umkehr, zur Umgestaltung, zum Überdenken unserer Lebensweise und unserer Wirtschafts- und Sozialsysteme zu sehen", betont Franziskus in Erinnerung an seine und sein . In beiden Texten geht Fraziskus auf die Pandemie und ihre Lehren für die Menschheit ein und zeigt Wege zur Überwindung der Krise auf.
Konkrete Verpflichtung zur Abrüstung
Dem Pariser Friedensforum wünscht der Papst, dass es ihm gelingen möge, zu helfen, die Covid-19-Pandemie besser zu überwinden und zur Förderung von Frieden, guter Regierungsführung und einer besseren Zukunft für alle beizutragen. Franziskus fordert in diesem Zusammenhang ganz konkret verpflichtende Abrüstungsmaßnahmen:
?Das erste und dringendste Thema ist, dass es ohne eine konkrete kollektive Verpflichtung zur vollständigen Abrüstung keine friedensstiftende Zusammenarbeit geben kann. Die weltweiten Militärausgaben haben inzwischen das Niveau vom Ende des ,Kalten Krieges` überschritten und nehmen jedes Jahr systematisch zu. In der Tat rechtfertigen die herrschenden Klassen und Regierungen diese Aufrüstung mit dem Verweis auf eine missbrauchte Idee der Abschreckung, die auf einem Gleichgewicht der Rüstung beruht. Aus dieser Perspektive neigen Staaten dazu, ihre Interessen in erster Linie durch die Anwendung oder Androhung von Gewalt zu verfolgen. Ein solches System ist jedoch keine Garantie für den Aufbau und die Erhaltung des Friedens", betont Franziskus.
Der Papst ruft daher alle auf, sich den Gewinninteressen der Rüstungsindustrie zu widersetzen und mutig auf einem Weg der Solidarität und Gemeinschaft in Sorge um das Gemeinwohl, die Armen und die Umwelt weiterzugehen. Franziskus wirbt in diesem Zusammenhang auch für die katholische Soziallehre:
?Ich wünsche mir, dass die christliche Tradition, besonders die Soziallehre der Kirche, aber auch weitere religiöse Traditionen dazu beitragen können, dem Pariser Friedensforum die sichere Hoffnung zu vermitteln, dass Ungerechtigkeit und Gewalt nicht unvermeidlich sind, dass sie nicht unser Schicksal sind."
(vatican news - sst)
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