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Der damalige Papst Benedikt XVI. und der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. 2008 bei einem Gottesdienst im Petersdom Der damalige Papst Benedikt XVI. und der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. 2008 bei einem Gottesdienst im Petersdom 

Benedikt-Grußwort an ökumenische Tagung in der Schweiz

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat ein Grußwort an eine ökumenische Tagung in der Schweiz geschickt. Darin würdigt Benedikt den ersten Metropoliten des orthodoxen Ökumenischen Patriarchats in der Schweiz, Damaskinos Papandreou.

Damaskinos ist vor zehn Jahren gestorben; der heutige emeritierte Papst kannte ihn aus seiner Zeit als Professor an der Uni Bonn Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre. Joseph Ratzinger wurde im April 1959 auf den Lehrstuhl für Fundamentaltheologie an der Uni Bonn berufen.

„Es war ein ganz besonderes Geschenk der Vorsehung, dass kurz nach meinem Beginn in Bonn zwei orthodoxe Archimandriten erschienen sind, um Theologie an den beiden Theologischen Fakultäten – der Katholischen und der Evangelischen – zu studieren“, schreibt Benedikt. Das sei „etwas Neues und Unerwartetes“ gewesen.

„Zu Freunden geworden“

„Beide Archimandriten sind mir zu Freunden geworden“, erinnert sich der emeritierte Papst. Zwar sei seine Freundschaft zu einem der beiden (Stylianos Harkianakis) zwischenzeitlich „abgekühlt“. „Um so mehr ist mir die Freundschaft zu Metropolit Damaskinos Papandreou gewachsen und damit die Trauer ob seines zu frühen Todes.“

Wörtlich fährt Benedikt XVI. in dem 2-Seiten-Schreiben, das das Datum 11. Oktober ’21 trägt, fort: „Aber die Frucht einer lebendigen inneren Beziehung zur Orthodoxie ist geblieben und wächst weiter in der Freundschaft, die mich immer mehr mit dem Ökumenischen Patriarchen verbindet.“

Kardinal Koch (Mitte) bei einem ökumenischen Gottesdienst in St. Paul vor den Mauern
Kardinal Koch (Mitte) bei einem ökumenischen Gottesdienst in St. Paul vor den Mauern

„Die Frucht einer lebendigen inneren Beziehung zur Orthodoxie ist geblieben und wächst weiter“

Das Telegramm des emeritierten Papstes wurde auf einer Tagung an der Uni Fribourg an diesem Freitagnachmittag durch den per Videobotschaft zugeschalteten Kurienkardinal Kurt Koch verlesen. Auf der Tagung wurde Metropolit Damaskinos als „Wegbereiter der Koinonia der Kirchen in der einen Kirche Jesu Christi“ gewürdigt. Das griechische Wort „koinonia“ wird im Neuen Testament häufig erwähnt; es bedeutet Teilhabe, Gemeinschaft.

Papst Benedikt XVI. hat während seines Pontifikats (2005-13) herzliche Beziehungen zu orthodoxen Kirchen unterhalten. 2006 besuchte er während einer Türkei-Reise auch den Sitz des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I.‘ in Istanbul und nahm dort an einer „Göttlichen Liturgie“ teil.

Damaskinos war Wegbereiter des Konzils von Kreta

An der Tagung in Fribourg nahm am Freitag auch der Ökumene-Verantwortliche des Vatikan, der Schweizer Kardinal Kurt Koch, teil. Dieser würdigte in seiner Videobotschaft Damaskinos vor allem für dessen Vorbereitung eines orthodoxen Konzils. Dieses kam erst nach Damaskinos Tod 2016 auf Kreta zustande; Koch nahm daran als Beobachter teil.

Damaskinos sei der Vertreter eines „Dialogs der Freundschaft“ gewesen, und dieser gehöre im ökumenischen Bereich unlösbar zum „Dialog der Wahrheit“ dazu, urteilte Kardinal Koch. „Der Dialog der Wahrheit, nämlich die theologische Aufarbeitung jener Differenzen, die Ursachen der nach wie vor bestehenden Kirchentrennung gewesen sind, ist notwendig, da das Ziel der Einheit nur in der gemeinsamen Erkenntnis und Anerkenntnis der Wahrheit des Apostolischen Glaubens erreicht werden kann. Doch ein solcher Dialog der Wahrheit kann nur gedeihen und fruchtbar werden im Dialog der Liebe, der Geschwisterlichkeit und der Freundschaft.“

Joseph Ratzinger als junger Theologe in den fünfziger Jahren
Joseph Ratzinger als junger Theologe in den fünfziger Jahren

Für eine ökumenische â€žLernbereitschaft“

Koch rief zu ökumenischer „Lernbereitschaft“ auf, wie Joseph Ratzinger / Benedikt XVI. und Damaskinos vorgeführt hätten. „Solche Lernbereitschaft ist nur möglich, wenn auch schwierige theologische Dialoge im Geist christlicher Freundschaft geführt werden.“ Die lange freundschaftliche Verbundenheit zwischen Damaskinos und Ratzinger habe zu der Überzeugung geführt, dass zwischen orthodoxer und katholischer Kirche „viel weniger Lehrfragen stehen als Verwundungen des Gedächtnisses, die uns einander entfremden“.

Dementsprechend seien die zwischen katholischer und orthodoxer Ekklesiologie (Lehre von der Kirche) bestehenden Unterschiede im Sinne von „verschiedenartigen legitimen Entfaltungen ein und desselben apostolischen Glaubens im Osten und im Westen“ aufzufassen, „nicht als Trennungen in der Tradition des Glaubens selbst“, so Kardinal Koch.

(vatican news – sk)
 

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05. November 2021, 17:05