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Papst Franziskus empfing eine Gruppe des sogenannten Policoro-Projekts, das sich um Jugendarbeitslosigkeit kümmert Papst Franziskus empfing eine Gruppe des sogenannten Policoro-Projekts, das sich um Jugendarbeitslosigkeit kümmert 

Papst: „Arbeit ist eine Salbung der Würde“

Franziskus hat an die Bedeutung eines gerechten Lohnes und an das „Menschenrecht“ auf eine würdige Arbeit erinnert. Bei einer Audienz an diesem Samstag im Vatikan für die Solidaritätsvereinigung „Progetto Policoro“ ging der Papst auf die Bedeutung einer „gerechten Arbeitswelt“ ein. Der Verein kümmert sich um Jugendliche in Süditalien, die keine Stelle finden oder am Arbeitsplatz ausgebeutet werden.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Die Audienz im Vatikan begann mit einer kleinen Vergebungsbitte des Papstes: „Entschuldigen Sie, aber ich erlaube mir, im Sitzen zu sprechen, denn heute ist ein schwerer Tag, es ist schwül draußen... Wissen Sie, mit 84 Jahren spürt man das in den Knochen!“ In dem vatikanischen Saal waren einige Jugendliche des italienischen Vereins „Progetto Policoro“ zugegen. Diese Initiative der katholischen Kirche will eine konkrete Antwort auf das Problem der Arbeitslosigkeit in Süditalien geben. Policoro ist der Name einer Stadt in der Provinz Matera (Basilicata), dort fand das erste Treffen des Vereins am 14. Dezember 1995 statt.

Auch junge Familien waren bei der Audienz dabei
Auch junge Familien waren bei der Audienz dabei

Er wolle gerne vier Tun-Wörter vorschlagen, die den Angehörigen des Vereins bei ihrem „spirituellen Weg“ und bei derr Konkretisierung ihrer Ziele helfen könnten, so der Papst in seiner Ansprache. Das erste Verb: beleben. Das bedeute nichts anders als die „eigene Seele zu geben“, erläuterte Franziskus. Nie habe man so sehr wie jetzt das Bedürfnis nach jungen Menschen gespürt, „die es verstehen, im Licht des Evangeliums der Wirtschaft eine Seele zu geben“. Denn man wisse, dass „die sozialen Probleme mit gemeinschaftlichen Netzwerken beantwortet werden“ könnten, so der Papst, der dabei aus seiner Enzyklika „Laudato si'“ zitierte und auf seine Initiative „Econmy of Francesco“ verwies.

„Es ist eine Frage der Würde.“

„Während die Wirtschaft durch die Finanzwelt verdampft, was eine neue, raffiniertere Form des Kettenbriefs ist, den wir alle kennen, nicht wahr, geht es eben darum, den Pfarreien und Diözesen zu helfen, auf dem großen Feld der Arbeit zu wandeln, zu planen und zu versuchen, die Saat, die Gott in jeden Menschen gelegt hat, also seine Fähigkeiten, seine Initiative, seine Stärken, zum Keimen zu bringen. Es ist eine Frage der Würde. Die Würde des Menschen kommt nicht vom Geld, sie kommt nicht von den Dingen, die man kennt; sie kommt von der Arbeit. Arbeit ist eine Salbung der Würde.“

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Die Welt nicht mit Füßen treten

Das zweite Verb laute: leben. Er bitte die Jugend, allen zu zeigen, dass es möglich sei, die Welt zu bewohnen, ohne sie mit Füßen zu treten. Das wäre eine große Errungenschaft für alle, fügte Franziskus an. „Die Erde zu bewohnen bedeutet nicht in erster Linie, sie zu besitzen, nein, sondern zu wissen, wie man Beziehungen in Fülle lebt: Beziehungen zu Gott, Beziehungen zu unseren Brüdern und Schwestern, Beziehungen zur Schöpfung und zu uns selbst.“

Und es gebe junge Menschen, die aufgehört hätten zu träumen. Das sei traurig, fuhr der Papst fort, denn die Berufung eines jungen Menschen sei es, zu träumen. Er nannte den Diener Gottes Giorgio La Pira, der einmal gesagt habe, Arbeitslosigkeit sei „eine Verschwendung von Produktivkräften".

„Das Durchschnittsalter in Italien liegt bei 47 Jahren! Nun, da haben wir keine Zukunft.“

„Und dann, in diesem Moment in Italien, möchte ich auf eine ernste Sache eingehen: die Arbeitslosigkeit, die so viele junge Menschen in die Entfremdung treibt. Sie wissen darüber Bescheid... Viele junge Menschen, eine beträchtliche Anzahl, begeht sogar Suizid. Sich also zu entfremden, aus dem Leben zu gehen, und das in einer Zeit, in der wir uns im Winter des italienischen demographischen Lebens befinden; wir sind im Winter! Uns fehlt der Nachwuchs, und deshalb können wir es uns nicht leisten, junge Menschen nicht in die Berufswelt einsteigen zu lassen. Das Durchschnittsalter in Italien liegt bei 47 Jahren! Nun, da haben wir keine Zukunft. Das fragt einer: ,Aber wie kann ich Kinder haben, wenn ich keine Arbeit habe? Und da sagt eine andere: Wie kann ich Kinder haben, wenn mein Chef mich kündigt, sobald er meinen Bauch sieht? Ist mein Bauch eine Schande geworden?´ Dagegen müssen wir vorgehen. Junge Menschen sollen anfangen zu träumen, Väter und Mütter zu sein, Kinder zu haben. Und dafür sollen sie Arbeit haben. Arbeit ist eine Garantie für die Zukunft.“

Papst Franziskus segnet eine schwangere junge Frau
Papst Franziskus segnet eine schwangere junge Frau

Das dritte Verb: leidenschaftlich sein. Das sei leider ein bisschen modisch geworden, gab Franziskus zu. Doch oft erlebe man soziale Feindschaft und nicht die soziale Freundschaft, zu der wir alle berufen seien. Deshalb sei sein drittes Verb „vielleicht das jugendlichste von allen vier“. Wer leidenschaftlich sei, könne die Freude besser miteinander teilen.

Netzwerk der Beziehungen

Das vierte Verb schließlich: begleiten. Das Policoro-Projekt sei ein Netzwerk menschlicher und kirchlicher Beziehungen, so der Papst:

„Viele Menschen engagieren sich, um Sie zu begleiten, Ihre Diözesen blicken hoffnungsvoll auf Sie, und jeder von Ihnen ist in der Lage, ein Begleiter für all die jungen Menschen zu werden, denen Sie auf Ihrem Weg begegnen. Ihre Anwesenheit in den Territorien wird so zum Zeichen einer Kirche, die es versteht, Sie an die Hand zu nehmen. Und das ist der Stil von Christus.“

(vatican news)

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05. Juni 2021, 12:52