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Bei der Audienz für das Päpstliche philippinische Kolleg in Rom Bei der Audienz für das Päpstliche philippinische Kolleg in Rom  

Papst rät Seminaristen: Weder in Vergangenheit noch in Zukunft flüchten

Papst Franziskus hat angehenden Priestern geraten, in der Vergangenheit, auch wenn sie schwierig ist, die Vorsehung Gottes zu sehen und sich vor drängenden Herausforderungen niemals in die Zukunft zu flüchten. „Wir sind dazu aufgerufen, das Heute zu leben, einschließlich seiner Widersprüche, Leiden und Nöte“, sagte der Papst.

Franziskus äußerte sich vor Seminaristen aus Asien, die am Päpstlichen philippinischen Kolleg in Rom studieren. Den angehenden Priestern legte der Papst eine Meditation über einen geistlich orientierten Umgang mit der Zeit vor. Anknüpfungspunkt war die erste Heilige Messe auf den Philippinen zu Ostern vor 460 Jahren, am 31. März 1561. So ein Jahrestag biete immer den Anlass, „das Familienalbum durchzublättern“, sagte Franziskus, und sich dankbar „daran zu erinnern, woher wir kommen, und welcher gelebter Glaube und welches evangelische Zeugnis uns erlaubt haben, das zu sein, was wir heute sind“.

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Die Wurzeln liegen in der Vergangenheit, „ein Christentum ohne Erinnerung ist eine Enzyklopädie, aber es ist kein Leben“, sagte Franziskus. Das gelte für ein ganzes Volk wie für jeden einzelnen Menschen. Auch die dunklen Punkte der Vergangenheit dürfe man nicht aussparen, im Gegenteil: „Jeder von uns muss zurückgehen und die vielen schönen und auch hässlichen Episoden betrachten, aber immer auch sehen, dass genau dort die Vorsehung Gottes ist“, so der Papst. Für Momente der Müdigkeit und der Hoffnungslosigkeit empfahl er den Seminaristen, ihre „erste Liebe“ wiederzuentdecken, die Liebe zu Gott und zu ihrer speziellen Berufung als Priester: „All die Zeiten, in denen der Herr unseren Weg gekreuzt hat, um zu korrigieren, zu ermutigen, wieder aufzunehmen und neu zu beleben, um zu vergeben. Auf diese Weise können wir sehen, dass der Herr uns nie aufgegeben hat.“

„Seid keine Menschen des ewigen Morgen“

Auf dieser Grundlage öffne die Vergangenheit einen weiten Horizont auf die Zukunft. Aber auch diese lasse sich richtig oder falsch leben, so der Papst. Idealisieren könne man nämlich auch die Zukunft. „Seid keine Menschen des ewigen Morgens, die sich immer auf andere Zeiten vertagen, in einem hypothetischen Idealzustand, und die den günstigen und entscheidenden Moment, etwas Gutes zu tun, hinausschieben“, empfahl der Papst; „und lebt nicht in einem ewigen Zustand des ,Luftanhaltens´, indem ihr euch darauf beschränkt, die Gegenwart zu ertragen und darauf zu warten, dass sie vorübergeht. ,Ja, Herr. Morgen, morgen.´ Und morgen dasselbe. Ein krankes ,Morgen´.“

Zukunft im guten Sinn, das sei dagegen „ein prophetischer Blick, die Fähigkeit des Jüngers, der in Treue zum Meister, ausgehend von dem, was vor ihm liegt, schon sehen kann, was noch nicht existiert“, sagte der Papst.

Bei der Audienz an diesem Montag
Bei der Audienz an diesem Montag

„Die Gegenwart ist der Moment, in den Gott ruft, nicht gestern, nicht morgen: heute“

Nur eine einzige Zeit ist wirklich „jetzt in unseren Händen“, fuhr Franziskus fort: die Gegenwart. Und die gibt dauernd Gelegenheit zur Umkehr und zur Heiligung. „Die Gegenwart ist der Moment, in den Gott ruft, nicht gestern, nicht morgen: heute. Wir sind aufgerufen, das Heute zu leben, einschließlich seiner Widersprüche, Leiden und Nöte - sogar einschließlich unserer Sünden -, die nicht umgangen oder vermieden werden sollen, sondern aufgegriffen und geliebt werden sollen als Gelegenheiten, die der Herr uns anbietet, um inniger mit ihm und auch am Kreuz verbunden zu sein.“ Das Heute, so der Papst, sei „die Zeit der Konkretheit. Das Heute ist konkret.“

Bei der Audienz, die zum 60. Jahrestag der Gründung des philippinischen Kollegs in Rom stattfand, war auch der philippinische Kardinal Luis Antonio Tagle anwesend. Der frühere Erzbischof von Manila leitet als Präfekt die vatikanische Kongregation für die Evangelisierung der Völker.

(vatican news – gs)

 

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22. März 2021, 14:19