Papst würdigt Dante als „Prophet der Hoffnung“
Stefanie Stahlhofen und Isabella Piro - Vatikanstadt
Das von Papst Franziskus trägt den Titel „Candor lucis aeternae“ (zu Deutsch etwa Glanz des ewigen Lichtes), gliedert sich in neun Punkte und ist rund 20 DIN-A4 Seiten lang. Der Vatikan veröffentlichte es an diesem Donnerstag. Anlässlich des 700. Todestags des großen toskanischen Dichters Dante Alighieri (1265-1321) betont der Papst darin den Tiefgang der „Göttlichen Komödie“, die Kraft des Glaubens, die darin zum Ausdruck kommt und die Aktualität des Textes. Er ruft dazu auf, das Werk wiederzuentdecken – auch jenseits von Schulen und Unis.
Dantes „Divina Commedia“ – so der italienische Originaltitel des Werks, das Dante kurz vor seinem Tod vollendete, könne Kraft, Trost und Hoffnung schenken, so Franziskus. Hier schlägt er auch einen Bogen zur aktuellen (Pandemie-)Lage:
Der Prophet der Hoffnung
„In diesem außergewöhnlichen historischen Moment, der von vielen Schatten gezeichnet ist, von Situationen, die die Menschheit erniedrigen, von einem Mangel an Vertrauen und Zukunftsperspektiven, kann uns Dante, der Prophet der Hoffnung und Zeuge des menschlichen Strebens nach dem Glück, auch heute noch Worte und Beispiele schenken, die uns auf unserem Weg neuen Schwung geben können“, heißt es so etwa in „Candor lucis aeternae“.
Dementsprechend ruft Papst Franziskus dazu auf, das Hauptwerk Dantes wieder bekannter zu machen. Er dankt allen, die dies bereits tun und appelliert zudem konkret auch an christliche Gemeinden, akademische und kulturelle Einrichtungen und Vereine, hier aktiv zu werden:
„Ganz besonders ermutige ich alle Künstler, der Poesie Dantes eine Stimme, ein Herz, eine Form, Farben und Klänge zu verleihen, und so mittels der Schönheit, wie der Meister Dante, die tiefsten Wahrheiten zu kommunizieren und zu verbreiten. Mit der Stimme, die der jeweiligen Kunstform eigen ist, verbreitet Botschaften des Friedens, der Freiheit, der Geschwisterlichkeit“, lautet der Appell des Papstes.
Die „Göttliche Kommödie“
Die weite Verbreitung des Textes war übrigens schon Dante selbst offensichtlich ein Anliegen, denn die „Divina Commedia“ ist das erste italienische literarische Werk, das nicht auf Latein verfasst wurde. Dante wählte stattdessen die Volkssprache, das so genannte „volgare“, so wie es in seiner Heimatstadt Florenz gesprochen wurde. Hier sieht der Papst auch eine Parallele zum heiligen Franziskus, dem es ebenfalls ein Anliegen war, sich direkt an das Volk zu wenden. Beide seien zudem von der Schönheit der Schöpfung inspiriert gewesen.
Dantes „Göttliche Kommödie“ (um 1304/7 - 1321) ist ein Epos, also eine längere Erzählung in Versform, die sich mit dem Weg der Seelen nach dem Tod der Menschen befasst. Der Text besteht aus drei Teilen, den so genannten „Gesängen“ (Cantiche): Zunächst die Hölle (Inferno), dann das Fegefeuer (Purgatorio) und schließlich das Paradies (Paradiso).
Papst Franziskus zur „göttlichen Kommödie”
Papst Franziskus hebt in seinem Apostolischen Schreiben „Candor lucis aeternae“ die Bedeutung von Dantes „Divina Commedia“ für die Kultur und den christlichen Glauben hervor. Das Hauptwerk des toskanischen Dichters führe die Leserinnen und Leser zurück zu den christlichen Wurzeln Europas und des Westens und erinnere an Ideale und Werte, die die Kirche auch heute noch empfehle, als „Basis des menschlichen Zusammenlebens“ und um „uns alle als Geschwister“ zu erkennen, so der Papst.
Wegweiser für die Menschheit
In seinem Apostolischen Schreiben geht Papst Franziskus auch auf die drei Frauen ein, die in Dantes „Göttlicher Komödie” eine wichtige Rolle spielen: Maria, die Muttergottes als Sinnbild der Nächstenliebe, Beatrice als Symbol für die Hoffnung und die heilige Lucia als Metapher für den Glauben.
Franziskus sieht Dantes Werk als Wegweiser für die Menschheit, wie sie statt auf „dunklen Pfaden“ zu wandeln zurück auf den „rechten Weg“ finden kann, um schließlich „die ewige Glückseligkeit in Gott“ zu finden. Der Weg, den Dante in der „Divina Commedia“ beschreibt, ist für den Papst daher auch eine „Pilgerreise“, und zwar eine, die auch jeder von uns unternehmen kann, da „Gottes Barmherzigkeit immer Gelegenheit zum Wandel und der Bekehrung bietet“.
Dante - Dichter, Denker und: Theologe
Kardinal Gianfranco Ravasi, Präsident des Päpstlichen Kulturrats und der vatikanischen Dante-Kommission, erklärte im Gespräch mit Radio Vatikan anlässlich des Apostolischen Schreibens „Candor lucis aeternae“ von Papst Franziskus, Dante sei sowohl Poet als auch Theologe gewesen:
„Er war vor allem ein großer Dichter, aber auch ein großer Gläubiger. Er hat eine Gratwanderung zwischen Kunst und Glaube unternommen, zwischen Geschichte und Transzendenz, dem Mysterium, der Ewigkeit. Das hat sozusagen seine Größe ausgemacht und deshalb kann er auch heute noch Auswirkungen auf aktuelle Geschehen haben: Durch ein Zeugnis, das uns vor allem die Hoffnung gibt, dass es jenseits des Schlamms der Hölle noch weiter geht.“
Wie Papst Franziskus ermutigt auch Kardinal Ravasi daher alle dazu, die „Göttliche Komödie“ von Dante zu lesen und das Kunstwerk zu entdecken, das Dante hier schuf:
„Er spricht nicht nur durch Worte oder liefert nur anspruchsvolle theoretische Gedankengänge. Nein, Dante spricht ununterbrochen, indem er Dir Szenen vor Augen führt, und zwar so, dass der aufmerksame Leser vor seinem inneren Auge diese Bilder sieht, so als sähe er sie auf einer Leinwand oder einem Bildschirm. Jenseits dieser großartigen dichterischen Fähigkeit, die auch zum einfachen Volk sprach, ist da noch diese geistige Größe. Dante ist ein großer Dichter, aber er ist auch ein großer Wissenschaftler, ein großer Theologe und ein großer Philosoph“,
betont der Präsident des Päpstlichen Kulturrats und der vatikanischen Dante-Kommission im Interview mit Radio Vatikan.
(vatican news – sst)
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