Friedensbotschaft: Papst Franziskus für eine „Kultur der Achtsamkeit“
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Die Botschaft gilt dem Welttag des Friedens, den die Kirche jedes Jahr am 1. Januar begeht. 2021 steht er unter dem Motto „Die Kultur der Achtsamkeit als Weg zum Frieden“. Wie schon in vom Oktober wirft Franziskus auch hier einen scharfen Blick auf die Weltlage: Er müsse leider feststellen, dass derzeit „verschiedene Formen von Nationalismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit wie auch Tod und Zerstörung bringende Kriege und Konflikte leider neuen Schwung gewinnen“.
Die Corona-Krise hat nach der Diagnose des Papstes eine Reihe schon bestehender Krisen verschärft, „die eng miteinander zusammenhängen, wie die Klima-, Ernährungs-, Wirtschafts- und Migrationskrisen“. Umso wichtiger sei es, „füreinander und für die Schöpfung Sorge zu tragen, um eine Gesellschaft aufzubauen, die auf Beziehungen der Geschwisterlichkeit beruht“. Mit „Geschwisterlichkeit“ greift Franziskus einen Schlüsselbegriff der Enzyklika Fratelli tutti auf.
„Die Grammatik der Achtsamkeit“
Dass die Menschen zur Achtsamkeit berufen sind, leitet der Papst – und hier folgt er einer Argumentationslinie seiner früheren – aus der biblischen Schöpfungsgeschichte her. Schon semantisch gehörten der Mensch (’adam) und die Erde (’adamah) zusammen. Die Sorge für die anderen und für die Umwelt sei das „pulsierende Herz der Soziallehre der Kirche“.
Aus dieser Soziallehre ergebe sich die „Grammatik der Achtsamkeit“; Franziskus nennt hier die Förderung der Würde jeder menschlichen Person, die Solidarität mit den Armen und Schutzlosen, die Orientierung am Gemeinwohl und die Bewahrung der Schöpfung. Das seien die Punkte, mit denen sich für die globalisierte Welt ein „gemeinsamer Kurs“ festlegen lasse.
„Eine Hauptrolle für Frauen“
Dem Bischof von Rom schwebt ein „wirklich menschlicher Kurs“ vor, eine radikale Abkehr von der „verschwenderischen Wegwerfkultur“ und den „immer stärker werdenden Ungleichheiten innerhalb der einzelnen Nationen und zwischen den Nationen“. Er träumt von „Propheten und Zeugen einer Kultur der Achtsamkeit“ und bemerkt auch, zu einer solchen Kultur werde es nur kommen, „wenn dabei Frauen im großen Ausmaß eine Hauptrolle spielen“.
Wenn Konflikte zur Normalität werden
Deutlich fordert der Papst zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts auf. In eindringlichem Ton zeichnet er das triste Leben in Krisen- und Konfliktgebieten: „Die Bewohner haben damit zu kämpfen, ihre normalen Tagesabläufe beibehalten zu können, weil sie wahllos mit Sprengstoff, Artillerie oder leichten Waffen angegriffen und bombardiert werden. Kinder können nicht zur Schule gehen. Männer und Frauen können nicht arbeiten, um ihre Familien zu ernähren. Es herrscht Not an Orten, wo sie einst unbekannt war.“
Franziskus findet es nicht hinnehmbar, „dass Konflikte in unserer Welt zur Normalität geworden sind“ und dass viele Ressourcen „für Waffen, insbesondere Atomwaffen, vergeudet“ würden. Diese Ressourcen würden dringend anderweitig gebraucht: „Auch dies wird durch globale Probleme wie die aktuelle Covid-19-Pandemie und den Klimawandel deutlich.“ Der Papst rät zu einer Erziehung zu einer Achtsamkeits-Kultur, angefangen in den Familien, Schulen und Unis. Hier komme den Religionen eine wichtige Rolle zu. Ohne eine solche Kultur gebe es keinen Frieden.
(vatican news)
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