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Blick auf den Petersplatz Blick auf den Petersplatz 

Franziskus entzieht dem Staatssekretariat die Finanzverwaltung

Papst Franziskus regelt Verwaltung und Kontrolle der Mittel des vatikanischen Staatssekretariats neu. Wie der Vatikan an diesem Donnerstag bekanntgab, beauftragte Franziskus eine Kommission mit der Aufgabe, sämtliche Kapital- und Immobilienwerte der Spitzenbehörde in den nächsten drei Monaten an die vatikanische Güterverwaltung APSA zu übertragen. Der Vatikan veröffentlichte zugleich ein Schreiben des Papstes vom August, in dem Franziskus die gewünschten Änderungen formuliert. Darin spricht er problematische Investitionen des Staatssekretariates in London an.

Die Mittel des Staatssekretariates sollen demnach auf Wunsch des Papstes fortan von der vatikanischen Güterverwaltung APSA verwaltet und vom vatikanischen Wirtschaftssekretariat kontrolliert werden. Eine Planungssitzung dazu hat laut Angaben von Vatikansprecher Matteo Bruni am Mittwochabend unter Vorsitz des Papstes stattgefunden.

Umsetzung durch Kommission in drei Monaten

Bei dieser Sitzung habe der Papst mit sofortiger Wirkung die Kommission eingesetzt, die die Änderungen binnen kurzer Zeit umsetzen soll, gab Bruni weiter bekannt. Die Kommission setzt sich aus dem Substitut des Staatssekretariats, Erzbischof Edgar Peña Parra, dem Präsidenten der APSA, Bischof Nunzio Galantino, und dem Präfekten des Sekretariats für Wirtschaft, Pater Juan Antonio Guerrero, zusammen.

Grundlage des Treffens, bei dem Vertreter der beteiligten Vatikanbehörden anwesend waren, war ein Schreiben des Papstes an Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin vom 25. August 2020, welches der Vatikan am Donnerstag ebenfalls veröffentlichte.

zum Hören

Klare Aufgabenbereiche, Transparenz und Effizienz

Darin spricht Papst Franziskus von der Notwendigkeit, Verwaltung und Kontrolle im Vatikan zu verbessern und die Kompetenzen der einzelnen Behörden klarer zu fassen und voneinander abzugrenzen, um „unnütze und schädliche Dopplungen“ zu vermeiden. Das Staatssekretariat solle dabei entlastet werden, so der Papst. Es scheine „nicht notwendig noch sinnvoll“, dass dieses zentrale Dikasterium, das die Mission des Papstes unterstützt und das Bezugspunkt der Kurie und der anderen Dikasterien ist, Funktionen ausübe, die bereits anderen Vatikanstellen zukämen. Insgesamt soll die Vatikanverwaltung laut Franziskus „evangeliumsgemäßer, transparenter und effizienter“ werden.

Papst geht auf Investition in London ein

Konkret hat der Papst folgende Änderungen entschieden, wie aus dem Schreiben hervorgeht:

Management und Verwaltung aller Finanzmittel und des Immobilienbesitzes des Staatssekretariates werden der APSA übertragen. Dabei gelte es der in London getätigten Investition und dem Centurion-Fonds besondere Aufmerksamkeit zu widmen, so der Papst mit Verweis auf den jüngsten Immobilienskandal, der den Vatikan in negative Schlagzeilen gebracht hat. Aus diesem Fonds gelte es „so schnell wie möglich“ auszusteigen oder „wenigstens in einer Weise darüber zu verfügen, dass jedes Risiko einer Rufschädigung (des Heiligen Stuhls) unterbunden wird“, mahnt der Papst in dem Brief vom August.

Gegenstand des Londoner Engagements des Staatssekretariates ist eine Geschäftsimmobilie an der Sloane Avenue, die der Vatikan über Partnergesellschaften in mehreren Schritten seit 2014 und unter beträchtlichen Verlusten erwarb. Die vatikanische Staatsanwaltschaft ermittelt in dem Fall wegen Betrugs, Korruption und Geldwäsche.

Auch Staatssekretariat muss Budget vorlegen

Wie aus dem Papstbrief weiter hervorgeht, sollen fortan alle bislang vom Staatssekretariat verwalteten Mittel in die konsolidierte Haushaltsbilanz des Heiligen Stuhles integriert werden. Wie bei jedem anderen Dikasterium auch müsse das Staatssekretariat ein Budget aufstellen, das  genehmigt werden muss.

Zentrale Rolle des Wirtschaftssekretariates

Dem Wirtschaftssekretariat weist der Papst in dieser Hinsicht die Kontrollfunktion über alle Abteilungen der römischen Kurie zu. Das Staatssekretariat behält damit all seine eigentlichen Kompetenzen, gibt aber die wirtschaftliche und finanzielle Kontrolle über Vatikanstellen komplett ab – auch über solche, die mit dem Heiligen Stuhl verbunden seien oder sich auf diesen bezögen, wie der Papst in seinem Brief an Kardinal Parolin unterstreicht.

Neues Profil durch abgespeckte Verwaltung

Die Verwaltungsaufgaben des Staatssekretariates werden laut Papstbrief damit derart reduziert, dass über eine Reform desselben nachgedacht werden muss: „Weil das Staatssekretariat Vermögenswerte weder verwalten noch beaufsichtigen muss, ist es angebracht, dass es sein eigenes Verwaltungsbüro neu definiert und über die Notwendigkeit seiner Existenz nachdenkt“.

Bei der Planungssitzung am Mittwochabend waren Kardinalstaatssekretärs Pietro Parolin sowie Erzbischof Edgar Peña Parra als Substitut des vatikanischen Staatssekretariates anwesend. Ebenso nahmen der Generalsekretär des Governatorats der Vatikanstadt Fernando Vergez, der Präsident der vatikanischen Güterverwaltung APSA Bischof Nunzio Galantino sowie der Präfekt des Sekretariats für Wirtschaft, Pater Juan Antonio Guerrero, an dem Treffen teil.

(vatican news – pr)
 

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05. November 2020, 14:00