Ö²õ³Ù±ð°ù°ù±ð¾±³¦³ó: Vatikanmitarbeiter kritisiert Männerdominanz auch in Kirche
Weninger und die Menschenrechts-Aktivistin und Ordensfrau Cecilia Espenilla sind beim „G20 Interfaith Forum“ Referenten eines Panels über „Menschenhandel und moderne Sklaverei“. Als Gründe für Ausbeutung, moderne Sklaverei und Menschenhandel nannte Weninger auch soziale, finanzielle sowie religiöse Missstände.
Eine Herabwürdigung von Frauen aus religiösen Gründen habe „immer gesellschaftliche Folgewirkungen“, so der Geistliche. Zwar seien auch Männer von Menschenhandel betroffen, jedoch nicht in dem schweren Ausmaß. Betroffene Kinder und Frauen würden vor allem zur Prostitution oder schwerer körperlicher Arbeit gezwungen.
Kritik am Frauenbild in der Kirche
Kritik übte der Mitarbeiter der römischen Kurie auch am Frauenbild in der katholischen Kirche: Hier gebe es Nachholbedarf, vor allem was die Position und Behandlung von Ordensfrauen anbelange, so Weninger, der sich selbst zwar nicht als Feminist, aber „aktiv für die Sache der Frauen“ versteht. „Ordensfrauen werden teils für die Zwecke einer männerzentrierten Kirche instrumentalisiert.“ Resultat seien u.a. Fälle von Ausbeutung von Frauen im geweihten Stand, wie sie in den vergangenen Jahren mehrmals publik geworden sind.
„Ordensfrauen werden aktuell nicht genug gewürdigt und an den Rand gedrängt“, konstatierte Weninger. Als Grund nannte er u.a. das Kirchenrecht, das Ordensfrauen „wie Laien behandelt“. Durch ihren „frommen Lebenswandel und exzellente Ausbildung müssten Ordensfrauen aber eigentlich führende Rollen in der Kirche einnehmen“, appellierte der Vatikan-Mitarbeiter, der vor seiner Priesterweihe im diplomatischen Dienst Österreichs stand. Es gelte nun, „den Schatz der Frauen“ zu heben und ihr Potenzial für die Kirche zu nutzen.
Ziel müsse eine „geschwisterlichen Kirche“ sein, so Weninger, der diesbezüglich auch auf jüngste Dokument des Papstes „Fratelli tutti“ verwies, in dem Franziskus die Geschwisterlichkeit der Kirche und die Gleichwürdigkeit der Geschlechter hervorhebt. „Wir müssen weg von einer männerzentrierten klerikalen Kirche“; eine „klerikalisierte Frauenkirche“ sei aber auch kein Ausweg, stellte der Vatikan-Diplomat fest.
Live im Internet
Im Rahmen des fünftägigen „G20 Interfaith Forum“ beraten bis 17. Oktober rund 500 Religionsführer, Experten und Politiker über die Folgen der Corona-Pandemie und Strategien gegen gewaltsame Konflikte, Klimawandel, Hassrede und Menschenhandel. Aus Österreich nimmt auch der Gemeinderabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien, Schlomo Hofmeister, an der Konferenz teil. Coronabedingt findet das Forum online statt. Die fünftägige Veranstaltung wird live auf der Website übertragen. Die Ergebnisse sollen Ende November den Staats- und Regierungschefs der führenden Volkswirtschaften der Welt bei ihrem diesjährigen G20-Gipfel vorgelegt werden.
Der G20-Religionsgipfel wird von der „G20 Interfaith Forum Association“ im Verbund mit dem Wiener Dialogzentrum KAICIID, der Allianz der Zivilisationen der Vereinten Nationen (UNAOC) und dem Nationalen Komitee für interreligiösen und interkulturellen Dialog Saudi-Arabiens organisiert.
Eigentlich sollte der Gipfel in Riad stattfinden
Beim Auftaktpodium am Dienstagnachmittag sollte neben zahlreichen Religionsspitzenvertretern wie dem vatikanischen Kurienkardinal Miguel Angel Ayuso, dem orthodoxen Ökumenischen Patriarch Bartholomäus I. und Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt als Vorsitzender der Europäischen Rabbinerkonferenz, auch die stellvertretende UN-Generalsekretärin Amina J. Mohammed sprechen.
Ein ganzer Tag des Konferenz-Programms ist am Mittwoch dem Umgang mit der Covid-19-Pandemie und der Rolle der Religionen im Kampf gegen die Viruskrise gewidmet. Dabei kommen auch der Kanzler der Päpstlichen Akademien für die Wissenschaften und die Sozialwissenschaften, Kurienbischof Marcelo Sanchez Sorondo, und Augusto Zampini-Davies von der vatikanischen Entwicklungsbehörde zu Wort.
Interreligiöse G20-Konferenzen im Vorfeld der eigentlichen politischen G20-Treffen gab es in den vergangenen Jahren bereits in Deutschland, Argentinien und zuletzt in Japan. Aktuell führt Saudi-Arabien den G20-Vorsitz, das nun online durchgeführte „Interfaith Forum“ hätte daher eigentlich in Riad abgehalten werden sollen. (Info: )
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