Im Wortlaut: Die Ansprache des Papstes beim Angelus
Die offizielle deutsche Fassung der Ansprache wird in Kürze auf veröffentlicht.
„Im heutigen Evangelium ( Lk 12,32-48) ruft Jesus seine Jünger zu ständiger Wachsamkeit auf, damit sie Gott in ihrem eigenen Leben wahrzunehmen. Denn Gott geht ständig an uns vorüber… Und er zeigt die Wege auf, wie man diese Wachsamkeit gut leben kann: „Eure Hüften sollen gegürtet sein und eure Lampen brennen!" (V. 35). Das ist der Weg! Zuerst einmal ist da die „gegürtete Kleidung", ein Bild, das an die Haltung des Pilgers erinnert, der bereit ist, sich auf den Weg zu machen. Es geht darum, nicht an komfortablen und beruhigenden Orten Wurzeln zu schlagen, sondern sich mit Einfachheit und Vertrauen dem Willen Gottes hinzugeben, der uns zum nächsten Ziel führt… Der Herr geht immer mit uns, er nimmt uns auch an der Hand, um uns zu führen, um nicht irrezugehen auf dem Weg…
Tatsächlich wissen diejenigen, die Gott vertrauen, wohl, dass das Leben des Glaubens nicht etwas Statisches, sondern Dynamisches ist: Es ist ein kontinuierlicher Weg, immer zu neuen Etappen, welche der Herr selbst Tag für Tag uns zeigt. Denn er ist der Herr der Überraschungen, der Neuigkeiten, der echten Neuheit…
Und dann werden wir gebeten, „die Lampen brennen" zu lassen, um die Dunkelheit der Nacht erhellen zu können. Wir sind eingeladen, einen authentischen und reifen Glauben zu leben, der in der Lage ist, die vielen „Nächte" des Lebens zu erhellen. Das kennen wir – wir alle haben solche Tage erlebt, die „geistliche Nacht“… Das Licht des Glaubens muss ständig genährt werden, mit der Begegnung von Herz zu Herz mit Jesus im Gebet und im Hören auf sein Wort. Ich wiederhole, was ich euch schon oft gesagt habe: Habt immer ein kleines Evangelium bei euch und lest darin… Diese Lampe ist uns zum Wohle aller anvertraut: Niemand kann sich daher privat in die Gewissheit seiner eigenen Erlösung zurückziehen, ohne Interesse an anderen. Es ist eine Illusion, zu glauben, dass man sich privat erleuchten könnte… Der wahre Glaube öffnet das Herz für den Nächsten und spornt ihn zur konkreten Gemeinschaft mit seinen Brüdern und Schwestern an, besonders mit den Bedürftigen.
Jesus erzählt dann, um diese Haltung zu erklären, das Gleichnis von den Dienern, die auf die Rückkehr ihres Herrn warten, der von einer Hochzeit zurückkehrt (Vers 36-40), und stellt damit einen weiteren Aspekt der Wachsamkeit dar: die Vorbereitung auf die letzte und endgültige Begegnung mit dem Herrn. Jeder von uns wird diesen Tag der Begegnung erleben, jeder von uns hat ein Datum für diesen endgültigen Tag! „Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt! … Und kommt er erst in der zweiten oder dritten Nachtwache und findet sie wach – selig sind sie“ (Vv. 37-38). Mit diesen Worten erinnert uns der Herr daran, dass das Leben eine Reise in die Ewigkeit ist; deshalb sind wir aufgerufen, alle unsere Talente zum Tragen zu bringen, ohne jemals zu vergessen: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern wir suchen die zukünftige. " (Hebr. 13,14). In dieser Perspektive wird jeder Moment kostbar, also müssen wir auf dieser Erde leben und handeln und die Sehnsucht nach dem Himmel in unseren Herzen haben…
Die Füße auf der Erde. Auf der Erde gehen und arbeiten, aber das Herz voller Sehnsucht nach dem Himmel…
Wir können nicht wirklich verstehen, woraus diese höchste Freude besteht, aber Jesus bringt uns dies mit dem Herrn des Meisters nahe, der seine Diener bei seiner Rückkehr immer noch wach findet, „Er wird sich gürten, sie am Tisch Platz nehmen lassen und sie der Reihe nach bedienen" (V. 37). Die ewige Freude am Paradies zeigt sich auf diese Weise: Die Situation wird sich umkehren, und es werden nicht mehr die Diener sein, also wir, die Gott dienen werden, sondern Gott selbst wird sich in unseren Dienst stellen. Das tut Jesus, er schaut uns an und tritt beim Vater für uns ein… Der Gedanke an die letzte Begegnung mit dem Vater, reich an Barmherzigkeit, erfüllt uns mit Hoffnung und ermutigt uns zur ständigen Verpflichtung zu unserer Heiligung und zum Aufbau einer gerechteren und geschwisterlichen Welt.
Möge die Jungfrau Maria durch ihre mütterliche Fürsprache uns in dieser unseren Aufgabe bestärken.
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Erinnerung an Genfer Konvention
Liebe Brüder und Schwestern,
Morgen ist der 70. Jahrestag des Abschlusses der Genfer Konvention, ein wichtiges internationales Rechtsinstrument, das der Anwendung von Gewalt Grenzen setzt und den Schutz von Zivilisten und Kriegsgefangenen in Kriegszeiten zum Ziel hat.
Möge dieser Jahrestag den Staaten zunehmend bewusstmachen, dass es unerlässlich ist, das Leben und die Würde der Opfer bewaffneter Konflikte zu schützen. Alle müssen die Grenzen des humanitären Völkerrechts einhalten und die wehrlose Bevölkerung und die zivilen Strukturen, insbesondere Krankenhäuser, Schulen, Kultstätten und Flüchtlingslager, schützen. Und vergessen wir nicht, dass Krieg und Terrorismus immer ein schwerer Verlust für die gesamte Menschheit sind. Sie sind die große Niederlage der Menschheit!
Ich grüße euch alle, Römer und Pilger aus verschiedenen Ländern: Familien, Pfarrgruppen, Vereine.
Auch heute noch sind viele junge Menschen hier. Ich begrüße euch alle sehr herzlich! Insbesondere die Jugendlichen von Saccolongo und Creola, die Pfarrjugend von Verona und die Jugendlichen von Cittadella.
Ich wünsche euch allen einen schönen Sonntag. Bitte vergesst nicht, für mich zu beten."
(vatican news – ord/sk)
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