Papst spricht in ¸é³Ü³¾Ã¤²Ô¾±±ð²Ô Märtyrer-Bischöfe selig
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Am letzten Tag seiner dreitägigen Reise durch Rumänien leitete Franziskus eine „Göttliche Liturgie“ – so nennen die griechisch-katholischen Gläubigen ihren Gottesdienst. Feierliche Gesänge, viel Weihrauch, Bischöfe mit Kronen, ein goldbesetztes Evangelienbuch, Ikonen über dem Altar – das waren die Bilder dieses Sonntagmorgens. Der während der Liturgie verwendete Kelch hat einmal einem der Märtyrer-Bischöfe gehört. Der Papst saß auf einem Thronstuhl, in den Teile der Betten und Gitterfenster aus den Gefängniszellen der neuen Seligen eingearbeitet waren.
Über dem „Feld der Freiheit“, auf dem 1848 Patrioten eine Anerkennung der Rumänen als Nation forderten, wehte eine große Landesfahne; in der Menge waren viele Frauen mit Kopftüchern zu sehen. Auch der deutschstämmige Staatspräsident Klaus Johannis, der aus der Region stammt, nahm am Gottesdienst teil.
Franziskus war in Blaj, dem „kleinen Rom“, das wie das von deutschen Siedlern erbaute Hermannstadt (heute Sibiu, manchmal „Klein-Wien“ genannt) in Transsilvanien liegt. Blaj spielt für Rumäniens Geschichte und Kultur eine herausragende Rolle, zum Beispiel entstand hier die erste Übersetzung der Heiligen Schrift ins Rumänische.
Das kleine Rom
Blaj ist aber auch das Zentrum der griechisch-katholischen Kirche; 1948 wurde sie von den Kommunisten verboten, auf diesem Hintergrund kam es zu den Martyrien der sieben Bischöfe, die jetzt von Franziskus feierlich in das Buch der Seligen eingeschrieben wurden. Seit 1990 ist die griechisch-katholische Kirche wieder aus den Katakomben ans Licht zurückgekehrt; der Großerzbischof der Kirche, der in Blaj residiert, ist ein Kardinal.
Der Papst hielt seine Predigt in italienischer Sprache. Einer der Bischöfe, die hinter ihm auf der Altarinsel saßen, hörte die Übersetzung durch sein ans Ohr gepresste Handy mit. Jesus, so sagte Franziskus, habe die Menschen, die am Rand standen, ins Zentrum gerückt – und zwar gegen „Widerstände“ und die „Feindseligkeit“ von Beobachtern, die sich von „Eigeninteressen, Etiketten, Theorien, Abstraktionen und Ideologien“ hätten leiten lassen statt von der Priorität des Menschen.
„Die Logik des Herrn ist anders: statt sich hinter Untätigkeit oder ideologischer Abstraktion zu verbergen, sucht er das Gesicht der Person, ihre Verletzungen und ihre eigene Geschichte. Er geht ihr entgegen und lässt sich nicht vom Gerede abhalten…“
Damit schlug Franziskus den Bogen ins Heute. „Dieses Land kennt nur zu gut das Leid der Menschen, wenn der Einfluss der Ideologie oder eines Regimes stärker als das Leben ist und als Norm dem Leben selbst und dem Glauben der Menschen übergeordnet wird; wenn die Entscheidungsmöglichkeiten, die Freiheit und der Raum für Kreativität beschnitten oder gar ausgelöscht werden. Ihr habt unter den Reden und Handlungen gelitten, die sich auf Verleumdung stützen und bis zum Ausschluss oder der Vernichtung derer führen, die sich nicht verteidigen können, und kritische Stimmen zum Schweigen bringen. Denken wir hier besonders an die sieben griechisch-katholischen Bischöfe, die ich mit Freude seliggesprochen habe.“
Freiheit und Barmherzigkeit
Die sieben Märtyrer seien „während der grausamen Unterdrückung des Regimes für ihr Volk ein Vorbild im Glauben und in der Liebe gewesen“, so der Papst. Ihr Erbe lasse sich aus seiner Sicht in zwei Worten zusammenfassen, nämlich Freiheit und Barmherzigkeit.
„Die neuen Seligen haben gelitten und ihr Leben hingegeben, weil sie sich einem unfreien ideologischen System, das die Grundrechte der menschlichen Person beschnitten hat, entgegengestellt haben. In jener traurigen Zeit wurde das Leben der katholischen Gemeinschaft vom atheistischen Diktatorenregime schwer geprüft: alle Bischöfe und viele Gläubige der Griechisch-Katholischen Kirche und der Katholischen Kirche des lateinischen Ritus wurden verfolgt und eingesperrt.“
Soviel zur Freiheit. Zweiter Aspekt: Barmherzigkeit. Auch hier ging Franziskus wieder von den neuen Seligen aus: Sie hätten das Martyrium auf sich genommen, „ohne Worte des Hasses auf ihre Verfolger“ zu äußern.
Gegen ideologische Kolonisation
„Die Worte von Bischof Iuliu Hossu in seiner Gefangenschaft sind vielsagend: ‚Gott hat uns in diese Dunkelheit des Leidens gesandt, um Vergebung zu schenken und für die Bekehrung aller zu beten.‘ … Diese Haltung des Erbarmens gegenüber den Peinigern ist eine prophetische Botschaft. Heute stellt sie eine Einladung an alle dar, den Hass mit der Liebe und der Vergebung zu besiegen und den christlichen Glauben konsequent und mutig zu leben.“
Auch heutzutage tauchen wieder, so mahnte Franziskus, „neue Ideologien auf, die auf subtile Weise Macht gewinnen“ wollten. Dabei gerate das „reiche kulturelle und religiöse“ Erbe der Menschen in Gefahr. „Das ist eine ideologische Kolonisation, die den Wert der menschlichen Person, des Lebens, der Ehe und der Familie verachtet. Sie schadet mit ihren entfremdenden Lebensentwürfen, die genauso atheistisch sind wie eh und je, vor allem unseren Jugendlichen und Kindern.“
Aufruf zum Kampf
Gegen diese „Stimmen, die Hass und Zwietracht säen“, sollten sich die Christen heute wehren, bat Franziskus. „Ich möchte euch ermutigen, unseren Zeitgenossen das Licht des Evangeliums zu bringen und gegen diese neu aufkommenden Ideologien zu kämpfen wie diese Seligen.“
(vatican news)
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