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Papst Franziskus: „Keine Angst haben vor dem Zweifel“

„Habt keine Angst davor, zu zweifeln“: Das hat Papst Franziskus jungen Leuten am Sonntagabend mit auf den Weg gegeben. Im römischen Stadtviertel Monteverde nicht weit von der Altstadt besuchte er eine Pfarrei, um eine restaurierte Kirche neu einzuweihen.

Dabei stellte sich der Papst vor der feierlichen Weihe auch den Fragen junger Leute aus dem Viertel. Es war eine Firmkatechetin, die ihn auf die Zweifel vieler Jugendlicher an Gott ansprach. Ob er denn früher auch mal Zweifel gehabt habe?, wollte sie dann von Franziskus wissen.

„Alle haben mal Zweifel: Männer und Frauen, Kinder… Zweifeln gehört zum Leben. Und Zweifeln bedeutet auch, Gott ein bisschen auf die Probe zu stellen – ob es wahr ist, dass er treu ist, ob es wahr ist, dass er mich hört… Unsere Zweifel kommen zum Beispiel auf, wenn es in der Familie einen Kranken gibt oder wenn der Papa stirbt, die Mama, der Opa, die Oma, der Bruder… Herr, warum? Da kommen dann immer die Zweifel.“

In einem solchen Moment könnten wir aber immer auf eines zählen, fuhr der Papst fort: auf die Treue Jesu. Jesus sei „immer treu“, ja er sei der Einzige, der völlig treu sei.

Zum Nachhören

Man muss lernen, gut zu zweifeln

„Wir sind den Freunden treu – aber nicht immer. Jesus hingegen ist immer treu. Das ist eine Treue, die nie enttäuscht, früher oder später kann man den Herrn spüren. Habt keine Angst vor den Zweifeln, habt keine Angst vor dem Zweifeln! Ich zweifle, aber diesen Zweifel kann ich mit den anderen teilen, darüber reden und daran wachsen. Habt keine Angst! Du kannst sie als Firmverantwortliche lehren, gut zu zweifeln – denn wenn sie nicht lernen zu zweifeln, machen sie aus der Firmung ein ‚Auf-Wiedersehen-Sakrament‘, wie manche Römer sagen. Nach der Firmung: Herzlichen Glückwunsch und auf Nimmerwiedersehen…“

Junge Leute, die nach der Firmung den Kontakt zur Kirche abbrächen, hätten nicht gelernt, „mit den Zweifeln umzugehen“. Doch das sei eine wichtige Lektion, betonte der Papst.

„Wie bin ich da wieder herausgekommen? Jedenfalls nicht allein“

Auch er selbst habe in seinem Leben „viele, viele Zweifel“ gehabt, fuhr er dann auf Nachfrage fort. Das habe mit Unglücksfällen zu tun gehabt „und mit Sachen, die mir im Leben passiert sind“.

„Wie bin ich da wieder herausgekommen? Jedenfalls nicht allein. Man kommt nie allein aus dem Zweifel heraus. Man braucht dazu die Gesellschaft von jemandem, der einem hilft, wieder den Weg zu finden. Darum ist es wichtig, dass man eine Gruppe und Freunde hat… Allein kriegst du das nicht hin.“

Das Wut-Gebet

Außerdem könne man auch „mit Jesus“ über seine Zweifel sprechen. „Manchmal habe ich gehört, dass jemand sagte: Mit Jesus rede ich nicht – der hat mein Leben ruiniert, ich bin ihm böse… Aber auch zornig sein auf Jesus kann eine Art und Weise des Betens sein! Es besteht darin, dass man zu Jesus sagt: Guck dir das mal an, das bringt mich zur Weißglut… Jesus gefällt es, die Wahrheit in unserem Herzen zu sehen.“

Papst Franziskus riet seinen Zuhörern, sich im Gespräch mit Jesus nicht zu verstellen, sondern ihm alle ihre Zweifel offen zu sagen. Das sei „ein schönes Gebet“, und Jesus in seiner Geduld warte geradezu darauf.

„Wie bin ich da wieder herausgekommen? Jedenfalls nicht allein“

„Vor ein paar Tagen habe ich einen Brief von einem etwa 30-jährigen Mann bekommen; der schrieb mir, dass er mit seiner Verlobten gebrochen habe und jetzt voller Trauer sein. ‚Ich bin am Ende‘, schrieb er wörtlich. Wie oft fühlen wir uns innerlich so: zerstört, mit großen Zweifeln! Was kann ich tun? Schau auf Jesus, beklag dich bei ihm, und such einen Freund oder eine Freundin, um dich wieder aufzurichten. Wir alle fallen mal hin im Leben – wir müssen jemandem, der gefallen ist, dabei helfen, dass er wieder auf die Beine kommt! Das ist der einzige Moment, in dem ich jemanden von oben herab angucken darf: wenn ich ihm helfe, wieder aufzustehen.“

(vatican news – sk)
 

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08. April 2019, 10:50