Papst im ³Ò±ð´Úä²Ô²µ²Ô¾±²õ von Velletri: „Medizin gegen das Gefühl der Ausgrenzung“
Es ist bereits das fünfte Mal, dass Papst Franziskus während seines Pontifikates zur Gründonnerstagsliturgie ein Gefängnis auserwählt. Während seines Besuches wird er mit den Insassen, den Gefängnisangestellten und den dort eingesetzten Sicherheitskräften sprechen. Derzeit verbüßen rund 600 Männer in Velletri ihre Haftstrafe, etwa ein Viertel von ihnen sind Ausländer, zumeist Roma, Marokkaner und Albaner.
Nur wenige Tage nach seiner Amtseinführung, am 18. März 2013, hatte der Papst das erste Mal ein römisches Gefängnis (in diesem Fall für Minderjährige) aufgesucht, um dort die Gründonnerstagsliturgie zu feiern – eine Tradition, die er bereits als Erzbischof von Buenos Aires gepflegt hatte. Dort hatte er die rituelle Fußwaschung im Gefängnis von Devoto vorgenommen. „Als Priester und Bischof“, so sagte er, „muss ich ihnen zu Diensten sein. Aber es ist eine Pflicht, die mir vom Herzen kommt: Ich liebe sie.“ Eine Pflicht, die er auch als Papst immer wieder gerne erfüllt, sei es bei Pastoralreisen in Italien oder auf der ganzen Welt.
Kurz nach Bekanntwerden der Nachricht haben wir den Gefängniskaplan von Velletri, Franco Diamante, erreicht. Er begrüßt den geplanten Papstbesuch hinter den Mauern seiner Zuchtanstalt im Gespräch mit Pope als „Medizin gegen die Ausgrenzung“, an der die Häftlinge oftmals litten. Er selbst habe die Nachricht mit großer Freude und Emotion aufgenommen und habe noch gar nicht mit den anderen darüber sprechen können, erzählt er uns, doch er wisse sicher, dass dieser Besuch alle Beteiligten, Häftlinge wie Mitarbeiter, aufs Tiefste berühren werde. „Papst Franziskus ist ein Stammgast in unseren Herzen und in unseren Gebeten; sein Besuch wurde mehrfach durch die Insassen erbeten, vor allem im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit. Jetzt wird der Wunsch wahr, ihn unter uns zu haben.“
Verständnis und Respekt füreinander
Es handele sich um eine große Haftanstalt, berichtet der Kaplan, den zu den knapp 600 Insassen kämen noch etwa 300 Sicherheitsbeamte und das Zivilpersonal hinzu. Die Probleme, mit denen man zu kämpfen habe, seien zwar dieselben wie in allen anderen italienischen Gefängnissen auch – also Überfüllung und Mangel an Personal, „doch wie ich fühle hat sich unsere Haftanstalt, wenn sie auch mit all diesen Problemen kämpft, noch eine Tradition von Menschlichkeit und Mäßigung bewahrt“, ist sich der Gefängnisseelsorger sicher. Denn die Beziehungen zwischen Häftlingen und Mitarbeitern seien immerhin von großem Respekt und gegenseitigem Verständnis geprägt, der auch die Rehabilitierungs-Angebote und die Gesundheitsversorgung einschließe. Er selbst verstehe seinen Dienst an den Inhaftierten als umfassend, erläutert der Seelsorger.
Trost und Hoffnung auf eine bessere Zukunft
„Ich sorge mich um den spirituellen Teil, so wie es sein soll, also die Katechese, die Heilige Messe, die persönlichen Gespräche, aber gleichzeitig wird vom Kaplan verlangt, auf viele Nöte und Anfragen der Häftlinge zu reagieren. Ich nehme gelegentlich die verschiedensten Aufgaben innerhalb und außerhalb des Gefängnisses wahr. Ich habe mein Amt als Kaplan dahingehend ausgerichtet, dass ich versuche, den Menschen mit dem Herz Christi nahe zu sein, indem ich sie tröste und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft hochhalte, die nicht nur vom Häftling selbst, sondern auch von Gott abhängt.“
Die „Früchte“, die er mit seiner Arbeit ernte, seien vielleicht anders, als manch ein Beobachter sich das vorstellen möge, betont der Kaplan. Denn es gehe nicht darum, zu zählen, wie viele Häftlinge dank seiner Arbeit „umkehrten“ und zu besseren Menschen würden. Vielmehr ziehe er die Freude an seiner Arbeit aus der Tatsache, dass „jedes Wort, das ich spreche, in ein Ohr gelangt, das dieses Wort braucht, und jede Geste, die ich mache, an ein Herz rührt, das diese Geste braucht.“
Glauben, Hoffnung und Nächstenliebe
Eine echte „Umkehr“ zeige sich äußerst selten, beziehe dann aber den gesamten Menschen radikal ein, berichtet der Kaplan aus seinem langjährigen Erfahrungsschatz. Der Besuch des Papstes werde „große Freude“ und „viele spirituelle Früchte“ mit sich bringen, was keineswegs banal zu verstehen sei, beeilt sich Diamante zu versichern.
„Auch wenn wir es nicht vorher gewusst haben und es erst jetzt erfahren haben, legen wir bereits einen spirituellen Weg zurück. Wir gehen mit kleinen Gruppenexerzitien und einzelnen Beichtgesprächen auf das Treffen mit dem Papst zu und werden die Feier gemeinsam vorbereiten.“ Doch auch nach dem Besuch solle daran weiter gearbeitet werden, die „Bedeutung dieses Gnadenmoments“ gemeinsam zu erforschen, meint der Seelsorger. „Ich bin sicher, dass dieser Besuch eine Medizin gegen das Gefühl der Frustration und der sozialen Ausgrenzung ist, unter dem die Inhaftierten leiden. Es wird sozusagen ein Übergießen des Glaubens, der Hoffnung und der Nächstenliebe sein, vom Herzen des Papstes in das Herz unserer Häftlinge.“
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