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Zeigen sich einmütig: Papst Franziskus und Benedikt XVI., ein Archivbild vom 21.12.2018 Zeigen sich einmütig: Papst Franziskus und Benedikt XVI., ein Archivbild vom 21.12.2018  Leitartikel

Benedikt XVI., Franziskus und der „Weg der Buße“ – zwei Pontifikate im Einklang

Zwar wird der 92. Geburtstag des emeritierten Papstes Benedikt XVI. von Debatten um sein jüngstes Schreiben zur Missbrauchskrise begleitet. Doch dies sollte nicht davon ablenken, dass es viele Gemeinsamkeiten mit seinem Nachfolger gibt, was den Kampf gegen das Übel des Missbrauchs in der Kirche angeht. Dies wird deutlich anhand dreier Briefe an das Gottesvolk.

Andrea Tornielli - Vatikanstadt

Der emeritierte Papst wird 92 Jahre alt, und diesmal wird sein Geburtstag von einer lebhaften Debatte um sein jüngstes Schreiben begleitet: einige seiner „Notizen“, wie er sie selbst nannte, die dem Thema Missbrauch gewidmet sind. In diesem Text fragt sich Benedikt XVI., was die richtigen Antworten auf die Plage des MIssbrauchs sind und schreibt: „Die Gegenkraft gegen das Böse, das uns und die ganze Welt bedroht, kann letztlich nur darin bestehen, dass wir uns auf diese Liebe [Gottes, Anm.] einlassen“.

[ Aber eine von uns selbst gemachte Kirche kann keine Hoffnung sein ]

Es kann keine Hoffnung geben in einer von uns geschaffenen Kirche, einer Kirche, die von den Händen des Menschen gebaut ist und auf ihre eigenen Fähigkeiten vertraut, so Benedikt: „Wenn wir also nachdenken, was zu tun ist, so wird klar, dass wir nicht eine von uns erdachte andere Kirche brauchen.“ In der Tat werde „die Kirche heute weithin nur noch als eine Art von politischem Apparat betrachtet“ und die „Krise, die durch die vielen Fälle von Missbrauch durch Priester verursacht wurde, drängt dazu, die Kirche geradezu als etwas Missratenes anzusehen, das wir nun gründlich selbst neu in die Hand nehmen und neu gestalten müssen. Aber eine von uns selbst gemachte Kirche kann keine Hoffnung sein.“

„Eine Antwort, die sich nicht auf Slogans reduzieren lässt“

Es kann, im Gedenken an den Geburtstag Benedikt XVI., nützlich sein, den Ansatz zu unterstreichen, den sowohl der emeritierte Papst als auch sein Nachfolger Franziskus angesichts von Skandalen und Kindesmissbrauch verfolgt haben. Eine Antwort, die nicht sehr medienorientiert oder bombastisch ist und sich nicht dazu eignet, auf Slogans reduziert zu werden. Genauso wenig ist es eine Antwort, die allein auf die Strukturen (auch wenn es dieser bedarf), auf die neuen Vorschriften (die ebenso notwendig sind) oder auf die immer detaillierteren und genaueren Protokolle zur Gewährleistung der Sicherheit von Kindern (so unerlässlich sie auch sein mögen) vertraut: dies alles sind nützliche Werkzeuge, die bereits festgelegt sind oder sich in der Ausarbeitungsphase befinden.

Drei Briefe an das Volk Gottes

Die Antwort, zuerst von Benedikt und dann von Franziskus, ist zutiefst und einfach christlich. Um das zu verstehen, genügt es, drei Dokumente erneut zu lesen. Drei Briefe an das Volk Gottes, in Irland, in Chile und auf der ganzen Welt, die zwei Päpste in den Momenten der größten Spannungen geschrieben haben, die durch die Skandale verursacht wurden.

In einem im März 2010 erklärte Papst Benedikt XVI., dass zur „Bewältigung der gegenwärtigen Krise […] die Maßnahmen, um angemessen gegen Verbrechen von einzelnen vorzugehen, unerlässlich [sind, Einf.], aber sie allein reichen nicht aus: Wir brauchen eine neue Vision, um die gegenwärtige und die zukünftigen Generationen zu ermutigen, das Geschenk unseres gemeinsamen Glaubens wie einen Schatz zu bewahren.“

„Besonderes Augenmerk sollte auch auf die eucharistische Anbetung gelegt werden“

Benedikt XVI. lud die Gläubigen dazu ein, ihre Freitagsopfer für den Zeitraum eines Jahres, bis Ostern 2011, einem höheren Zweck aufzuopfern: „Ich bitte Euch, Euer Fasten, Euer Gebet, Eure Schriftlesung und Eure Werke der Barmherzigkeit dafür aufzuopfern, dass Ihr die Gnade der Heilung und der Erneuerung für die Kirche in Irland erlangt. Ich ermutige Euch, das Sakrament der Versöhnung für Euch neu zu entdecken und häufiger die verwandelnde Kraft seiner Gnade zu nutzen.“

„Besonderes Augenmerk sollte auch auf die eucharistische Anbetung gelegt werden“, so der damalige Papst. Gebet, Anbetung, Fasten und Buße. Die Kirche beschuldigt keine äußeren Feinde, sie ist sich bewusst, dass der stärkste Angriff von inneren Feinden und von der Sünde in der Kirche selbst kommt. Und das vorgeschlagene Heilmittel ist die Wiederentdeckung des Wesentlichen des Glaubens und einer „bußfertigen“ Kirche, die ihr Bedürfnis nach Vergebung und Hilfe von oben erkennt. Das Herz der Botschaft, durchdrungen von Demut, Schmerz, Scham, Reue, aber gleichzeitig offen für Hoffnung, ist der christliche, evangelische Blick.

„Wir sind aufgerufen, gemeinsam eine kirchliche Verwandlung zu fördern, die uns alle einbezieht“

Acht Jahre später, am 1. Juni 2018, wurde ein weiterer Brief eines Papstes an die Christen eines vom Skandal der Pädophilie betroffenen Landes veröffentlicht. Es ist der Brief, den Franziskus an die Chilenen schickt. „Um Gebete zu bitten - schreibt er - war keine funktionale Bitte und noch weniger eine Geste des guten Willens“, sondern im Gegenteil: „Ich wollte das Thema dorthin legen, wo es hingehört: der Zustand des Volkes Gottes... Die Erneuerung der kirchlichen Hierarchie für sich selbst erzeugt nicht die Verwandlung, zu der uns der Heilige Geist antreibt. Wir sind aufgerufen, gemeinsam eine kirchliche Verwandlung zu fördern, die uns alle einbezieht".

Papst Franziskus betont, dass die Kirche sich nicht selbst aufbaut, nicht auf sich selbst vertraut: „Eine Kirche mit Wunden stellt sich nicht in den Mittelpunkt, hält sich nicht für vollkommen, versucht nicht, ihr Böses zu verbergen oder davon abzulenken, sondern stellt dorthin den einzigen Menschen, der die Wunden heilen kann und der einen Namen hat: Jesus Christus".

„Zu diesem Zweck helfen Gebet und Buße“

 

Damit kommen wir zum 20. August 2018, zum , wieder zum Thema Missbrauch. Es ist überhaupt der erste Brief eines Papstes zu diesem Thema an die Gläubigen in der ganzen Welt. Auch dieser neue Appell an das Volk Gottes schließt auf ähnliche Weise:
„Zu diesem Zweck helfen Gebet und Buße. Ich lade das ganze heilige gläubige Volk Gottes zu dieser Bußübung des Gebets und des Fastens entsprechend der Aufforderung des Herrn ein. Er weckt unser Gewissen, unsere Solidarität und unseren Einsatz für eine Kultur des Schutzes und des ,Nie wieder‘ gegenüber jeder Art und jeder Form von Missbrauch.“

Zugleich, so fährt Franziskus fort, „werden uns die Buße und das Gebet helfen, unsere Augen und unser Herz für das Leiden der anderen zu schärfen und die Begierde des Herrschens und des Besitzens zu besiegen, die so oft die Wurzel dieser Übel sind.“

Wieder einmal schlägt Franziskus einen Weg der Buße vor, weit entfernt von jeglichem Triumphgehabe - wie er erst wieder in seiner Predigt an diesem Palmsonntag bekräftigte - und vom Bild einer starken Kirche und Protagonistin, die versucht, ihre Schwächen und ihre Sünden zu verbergen. Derselbe Weg der Buße, wie ihn sein Vorgänger vorgeschlagen hatte.

(vatican news)

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15. April 2019, 15:39