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Erzbischof Cristobal Lopez Romero spendet Migranten die Kommunion Erzbischof Cristobal Lopez Romero spendet Migranten die Kommunion 

Marokko: Eine Kirche der „Diener der Hoffnung“

„Wir sind die Kirche des Barmherzigen Samariters“: So beschreibt der Erzbischof von Rabat, Cristobal Lopez Romero, seine kleine Herde. Noch nicht einmal ein Prozent der marokkanischen Bevölkerung sind Katholiken – Ausländer in der Regel, wie er selbst ja auch. Am Samstag konnte der Spanier Lopez den Papst bei seiner Ankunft am Flughafen der Hauptstadt Rabat begrüßen.

Stefan von Kempis und Christein Seuss – Vatikanstadt

Viele der Katholiken in Marokko sind Schwarzafrikaner, die eigentlich nach Europa wollen, aber in dem nordafrikanischen Land gestrandet sind und sich hier ein mageres Auskommen suchen. Ihnen zur Seite steht, nach dem Vorbild des „Barmherzigen Samariters“, die Ortskirche, betont der Erzbischof von Rabat: „Die Migranten unternehmen ihre Reise nicht zum Vergnügen, sondern aus Leid, und wir kümmern uns um unsere verletzten Geschwister, die Kinder Gottes sind. Und das tun wir wirklich mit viel Liebe und Enthusiasmus. Die Anwesenheit des Papstes am Sitz der Caritas, wo man für die Menschen arbeitet, ,die migrieren‘, wie ich es gerne nenne, wird eine Ermutigung sein. Der Papst wird nicht nur der Kirche oder dem marokkanischen Volk eine Botschaft senden, sondern der ganzen Welt”, zeigt sich der katholische Gastgeber des Papstes überzeugt.

„Es ist ein Land, in dem die Jugend nicht allzu viel Hoffnung hegt“

Das Land befinde sich mitten in einer wichtigen wirtschaftlichen Entwicklung, berichtet Lopez Romero, zahlreiche neue Bauwerke und die stete Verbesserung der Infrastrukturen seien deutliche Merkmale dafür. Doch es gebe auch eine Kehrseite, sagt er im Gespräch mit Pope: „Es gibt Schwierigkeiten im Bereich der Bildung, der Kultur und der Gesundheitsversorgung: da gibt es viel zu tun. Es ist ein Land, in dem die Jugend nicht allzu viel Hoffnung hegt: es scheint mir, dass die jungen Marokkaner kein großes Vertrauen in ihr Land haben. Deshalb kann diese Reise des Papstes als ,Diener der Hoffnung' der marokkanischen Jugend helfen, stolz auf ihr Land zu sein. Ich sehe, dass sie sehr pessimistisch sind… Aber dies hier ist ein Land, das ich sehr liebe.“

„Diener der Hoffnung bedeutet also Diener Christi, Diener seines Reiches“

Er und seine Ortskirche hätten das Motto für den Papstbesuch gewünscht, nicht zuletzt, weil es der Titel des letzten gemeinsam verfassten Dokumentes der nordafrikanischen Bischöfe war, erläutert Lopez Romero: „Wir sind hier im Dienst der Hoffnungen dieses Volkes, der Hoffnung auf eine neue Welt, eine neue Erde. Christus ist unsere Hoffnung. Diener der Hoffnung bedeutet also Diener Christi, Diener seines Reiches. Die Mission der Kirche ist überall die gleiche, nämlich für eine Welt voller Frieden, Gerechtigkeit, Freiheit, Leben, Wahrheit und Liebe zu arbeiten.“

Zum Nachhören

Unterstützung für den moderaten Islam

Der Dialog zwischen Katholiken und Muslimen begleite die Ortskirche schon seit mehreren Jahrzehnten, kommt der Erzbischof auf einen der Hauptaspekte der Reise des Papstes nach Marokko zu sprechen: Die Früchte dieses Dialoges zeigten sich vor allem in den positiven und lange gewachsenen Beziehungen der beiden Glaubensgemeinschaften. „Der Besuch des Papstes bei dem Institut, das Könige Mohammed VI. zur Ausbildung von Imamen beiderlei Geschlechts, Predigern und Predigerinnen, eingerichtet hat, wird eine große Unterstützung für den moderaten, dialogbereiten und toleranten Islam bedeuten, den Marokko seit Jahren den islamistischen und fundamentalistischen Strömungen und dem Terrorismus entgegensetzt.“

Interreligiöser Dialog, Migranten, und Ortskirche

Interreligiöser Dialog, Migranten, und Ortskirche, das sind auch nach den Worten von Vatikansprecher Alessandro Gisotti die Themen, die den Papst bei seiner Reise besonders begleiten werden. Gisotti betonte bei der Vorstellung der Reise im Vatikan, dass diese „nicht zufällig“ direkt nach der historischen Reise des Papstes nach Abu Dhabi stattfinde. Dort hatte Franziskus gemeinsam mit dem Großiman von al-Azhar, Achmed al-Tayyeb, ein gemeinsames Dokument über die Brüderlichkeit unter allen Menschen unterzeichnet. Auch der Großimam gilt als Vertreter eines moderaten, dialogbereiten Islam.

 

Ähnlich äußerte sich Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin im Vorfeld der Abreise des Papstes. Insbesondere der interreligiöse Dialog stehe beim Aufenthalt des Papstes in Marokko ganz oben auf der Prioritätenliste, in natürlicher Fortsetzung seiner Reise nach Abu Dhabi: „Der Heilige Vater hat oft daran erinnert, dass wir alle Kreaturen und Kinder desselben Vaters sind und uns deshalb als Geschwister anerkennen müssen. Ich denke, dass diese Geschwisterlichkeit der rote Faden ist, der diese beiden Reisen verbindet, auch mit einem gewissen Weiterdreh.“

Migration ist ein weiteres Thema, das den Papst bei seiner Reise stark beschäftigen wird – nicht umsonst steht ein Treffen mit Migranten im Caritas-Zentrum von Rabat auf dem Programm. Parolin zeigt sich in diesem Zusammenhang davon überzeugt, dass die Migrationsflüsse der heutigen Zeit vor allem eine „Chance“, und nicht eine Bedrohung darstellten. Gelungene Integration, so betonte Parolin während des Global Compact-Treffens in Marrakesch im Dezember, sei vielmehr eine „gegenseitige Bereicherung“.

„Der Heilige Stuhl hat immer gesagt, dass das erste Recht darin besteht, im eigenen Land zu bleiben“

„Ich denke, dass dies die richtige Perspektive ist, um die Migration heute zu betrachten. Denn diese ist ein strukturelles Phänomen und deshalb dazu bestimmt, noch lange anzudauern. Der Heilige Stuhl hat immer gesagt, dass das erste Recht darin besteht, im eigenen Land zu bleiben. Aber es ist offensichtlich, dass es Lebensbedingungen gibt, die es nicht erlauben, dieses Minimum an Sicherheit und Fortschritt zu garantieren - in dem Fall ist es das Recht eines Jeden, diese zu suchen.“

Der Global Compact für eine sichere und geordnete Migration wurde in Marokko unterzeichnet, erinnert Parolin. „Ich denke, an diesem Punkt ist es wichtig, das nicht zu vergessen und zu versuchen, ihn in den verschiedenen Ländern umzusetzen, auch wenn er nicht rechtlich verpflichtend ist. In dem Dokument sind die so genannten best practises beschrieben, also die Vorgehensweisen, die teilweise schon angewandt werden, aber stets weiter eingesetzt werden müssen.“

Die Kirche und die Staaten müssten sich dabei die vier Worte vor Augen halten, die der Papst zu diesem Thema geprägt habe, nämlich „aufnehmen, fördern, schützen und integrieren“: „Dann gilt es innerhalb dieses allgemeinen Rahmens die konkreten Entscheidungen zu treffen, aber ich denke, dass dies der Hintergrund ist, vor dem man das Thema betrachten muss.“

(vatican news)

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29. März 2019, 16:09