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Papst Franziskus: „Reichtum teilen, um Spaltungen vorzubeugen“

Papst Franziskus hat die diesjährige Gebetswoche für die Einheit der Christen am Freitag mit einem Abendgebet in der Kirche Sankt Paul vor den Mauern in Rom eröffnet. Er ging in seiner Predigt auf das Miteinander teilen ein. Dies betreffe nicht nur die Einheit der Christen, sondern die gesamte Gesellschaft, mahnte Franziskus.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Normalerweise schließt die Vesper des Papstes die Gebetswoche ab. Weil Papst Franziskus aber in ein paar Tagen zum Weltjugendtag nach Panama aufbricht, wurde sie vorverlegt. Das Motto der Woche lautet „Gerechtigkeit, Gerechtigkeit - ihr sollst du nachjagen“ und stammt aus dem biblischen Buch Deuteronomium. In seiner Predigt ging Franziskus auf die Meditationen ein, die Christen aus Indonesien vorbereitet haben.

„Sie sind besorgt, dass das Wirtschaftswachstum ihres Landes, das von Konkurrenzdenken beherrscht wird, viele in Armut zurücklassen könnte und nur wenigen erlaubt, sich sehr zu bereichern“, so der Papst. „Die Harmonie einer Gesellschaft, in der Menschen verschiedener Ethnien, Sprachen und Religionen im Geist gegenseitiger Verantwortung zusammenleben, wird aufs Spiel gesetzt“, fügte er an.

Gilt nicht nur für Indonesien

Doch das gelte nicht nur für Indonesien – solchen Situationen begegne man auf der ganzen Welt, erinnerte der Papst. „Wenn die Gesellschaft nicht mehr das Prinzip der Solidarität und des Gemeinwohls zur Grundlage hat, erleben wir den Skandal, dass Menschen in extremer Armut unmittelbar neben Hochhäusern, stattlichen Hotels und luxuriösen Einkaufszentren, den Symbolen unglaublichen Reichtums, leben. Wir haben die Weisheit des mosaischen Gesetzes vergessen, dass nämlich eine Gesellschaft sich spaltet, wenn der Reichtum nicht geteilt wird.“

Auch unter Christen bestehe die Gefahr, dass die Logik vorherrsche, welche die Israeliten in vergangener Zeit und die Indonesier heutzutage erfahren hätten, „nämlich dass wir über dem Versuch, Reichtümer anzuhäufen, die Schwachen und Notleidenden vergessen“. Leicht könne man die grundlegende Gleichheit unter den Menschen vergessen: „Ursprünglich waren wir alle Knechte der Sünde; der Herr hat uns durch die Taufe gerettet und seine Kinder genannt. Leicht kann man glauben, die uns geschenkte geistliche Gnade sei unser Eigentum, etwas, was uns zusteht und uns gehört.“

Sich nicht von Gottes Gaben blind machen lassen

Außerdem sei es möglich, dass die von Gott geschenkten Gaben den Gläubigen blind machten für die Gaben, die Gott anderen Christen zugeteilt habe, so der Papst weiter. „Es ist eine schwere Sünde, die Gaben, die der Herr anderen Brüdern und Schwestern geschenkt hat, abzuwerten oder zu verachten und zu meinen, diese seien in irgendeiner Weise weniger von Gott bevorzugt. Wenn wir solche Gedanken hegen, lassen wir zu, dass die empfangene Gnade zu einer Quelle von Stolz, Ungerechtigkeit und Spaltung wird. Wie könnten wir so in das verheißene Reich eintreten?“

Der Gottesdienst fordere Gerechtigkeit und sei ein Fest, „das alle miteinschließt“, fügte das katholische Kirchenoberhaupt hinzu. „Um die ersten Schritte auf dem Weg zu diesem gelobten Land – zu unserer Einheit – zu gehen, müssen wir vor allem in Demut anerkennen, dass uns die empfangenen Segensgaben nicht von Rechts wegen zustehen, sondern uns als Geschenk zugeteilt wurden. Sie wurden uns gegeben, damit wir sie mit den anderen teilen.“

Man müsse aber auch „den Wert der Gnade“ anerkennen, welche anderen christlichen Gemeinschaften gewährt wurde. „Dann werden wir den Wunsch verspüren, an den Gaben der anderen teilzuhaben. Ein christliches Volk, das sich von einem solchem Tausch der Gaben erneuern und bereichern lässt, wird ein Volk sein, das mit festem und zuversichtlichem Schritt auf dem Weg zur Einheit weitergehen kann.“

Wer stark ist, soll sich der Schwachen annehmen

Franziskus ging auf den Römerbrief des heiligen Paulus ein. Paulus habe die gleiche Logik auf die christliche Gemeinde angewandt: „Wer stark ist, soll sich der Schwachen annehmen. Es ist nicht christlich, dass wir ,für uns selbst leben´ (Röm 15, 1). Wir müssen dem Beispiel Christi folgen und uns bemühen, denen aufzuhelfen, die schwach sind. Solidarität und gemeinsame Verantwortung sind die Gesetze, die der Familie der Christen zugrunde liegen müssen.“

Auch in der Vergangenheit fanden die Feiern des Papstes zur weltweiten Gebetswoche jeweils in Sankt Paul vor den Mauern statt. Die über dem Grab des Apostels Paulus erbaute Basilika hat auch für andere Konfessionen eine besondere Bedeutung. An der Feier nahmen wie üblich Vertreter anderer in Rom ansässiger Religionen teil. Mit dabei waren auch eine ökumenische Delegation aus Finnland, Studenten des „Ecumenical Insitute of Bossey“, die Rom zum tieferen Kennenlernen der Katholischen Kirche besuchen, und junge Orthodoxe sowie Orientalisch-Orthodoxe, die in der Ewigen Stadt dank der Unterstützung des Komitees für Kulturelle Zusammenarbeit mit den Orthodoxen Kirchen studieren. Diese Einrichtung ist am Rat zur Förderung der Einheit der Christen angesiedelt.

Am Schluss der Feier richtete der für die Ökumene zuständige Kardinal Kurt Koch ein Grußwort an den Papst:

„Die Einheit ist ein Geschenk, sie ist kostenlos, sie ist eine Gnade. Daran erinnert auch die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre, die vor zwanzig Jahren, am 31. Oktober 1999, in Augsburg vom Evangelischen Weltbund und unserer Kirche unterzeichnet wurde. Lasst uns gemeinsam bekennen, dass wir nicht nur durch unsere Stärken, sondern auch durch Christus gerecht werden.  Nur so können wir uns auch für Gerechtigkeit einsetzen, wie es das Thema der diesjährigen Gebetswoche von uns fordert: ,Versucht, wirklich gerecht zu sein'.“

Gebetswoche seit 100 Jahren

Die internationale ökumenische Gebetswoche wird jährlich vom 18. bis 25. Januar oder in der Zeit zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten begangen. Sie geht zurück auf eine vor über 100 Jahren auf Initiative des anglikanischen Pfarrers Paul Wattson hin erstmalig durchgeführte Gebetsoktav für die Einheit der Christen. Seit 50 Jahren werden die Jahresthemen und Texte der Gebetswoche von einer gemeinsamen internationalen Arbeitsgruppe des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen und des Weltkirchenrates (ÖRK) erarbeitet.

(vatican news)

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Ein paar Eindrücke von der Feier mit Franziskus
18. Januar 2019, 18:17