Papst Franziskus: Wenn man zu weit geht, zerst?rt man sich selbst
Mario Galgano – Vatikanstadt
Es sind zwei klare und präzise Gebote: ?Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau“ und ?Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut“. Darauf ging der Papst ein. ?Denken wir daran, dass alle Gebote die Aufgabe haben, die Grenze des Lebens aufzuzeigen, die Grenze, über die hinaus der Mensch sich selbst und seinen Nächsten zerstört und seine Beziehung zu Gott beschädigt“, so der Papst. ?Wenn du weiter gehst, zerstörst du dich selbst, du zerstörst auch die Beziehung zu Gott; du zerstörst auch die Beziehung zu anderen“, fügte er an. Die Gebote wiesen darauf hin - nicht mehr und nicht weniger.
Dann kam der Papst im einzelnen auf die Gebote zu Ehebruch und Diebstahl zu sprechen. Sie verdeutlichten die Tatsache, dass alle Übertretungen ?aus einer gemeinsamen inneren Wurzel entstehen“. Diese Wurzel seien die bösen Wünsche, denn alle Sünden seien ?aus einem bösen Verlangen geboren“. ?Dort beginnt sich das Herz zu bewegen, und man tritt in diese Welle ein und endet in einer Übertretung. Aber nicht in einer formalen, rechtlichen Übertretung: in einer Übertretung, die wehtut; sie tut sich selbst weh und verletzt andere (....) Wenn das Herz nicht befreit wird, ist der Rest wenig hilfreich“, erläuterte der Papst. Das sei die Herausforderung: das Herz von all diesen bösen und hässlichen Dingen zu befreien.
Sich den Geboten stellen
Die Gebote Gottes könne man zwar darauf reduzieren, nur als schöne Fassade des Lebens herzuhalten. Doch dies führe zu einem Leben ?als Sklaven und nicht als Kinder“. Oft verberge sich hinter der pharisäischen Maske der erstickenden Korrektheit etwas Schlechtes und Ungelöstes, erläuterte der Papst. Man müsse aber sich stattdessen von diesen Geboten in Frage stellen lassen, denn sie zeigten uns ?unsere Armut, um uns zu einer heiligen Demütigung zu führen“.
Der Mensch brauche diese ?gesegnete Demütigung“, denn sie sei eine von Gott geschenkte Möglichkeit, demütig zu werden. Es sei eine Zeitverschwendung zu denken, ?dass man sich ohne die Gabe des Heiligen Geistes heilen kann“. Es sei ebenso sinnlos, zu glauben, ?unser Herz in einer titanischen Anstrengung aus eigenem Willen zu reinigen“, so der Papst weiter. ?Das ist nicht möglich. Wir müssen uns der Beziehung zu Gott öffnen, in Wahrheit und Freiheit: Nur so können unsere Bemühungen Früchte tragen, denn es gibt den Heiligen Geist, der uns voranbringt.“
Sinn und Zweck des biblischen Gesetzes sei es nicht, den Menschen zu täuschen, denn durch Gehorsam allein erlange man keine Erlösung. Die Aufgabe des Gesetzes sei es vielmehr, den Menschen zu Gottes Wahrheit hinzuführen. ?Das bedeutet, uns zu seiner Armut zu bringen, die zu echter Offenheit und persönlicher Offenheit gegenüber der Barmherzigkeit Gottes wird, die uns verwandelt und erneuert. ... Die letzten Gebote des Dekalogs dienen dazu, dass jeder sich selbst als Bettler erkennt“, sagte der Papst.
Nur die Barmherzigkeit heilt das Herz
Er zitierte dann aus den Seligpreisungen: ?Selig sind die Armen im Geiste, denn ihnen gehört das Himmelreich.“ (Mt 5,3) ?Ja, gesegnet sind diejenigen, die aufhören, sich selbst zu täuschen, indem sie glauben, dass sie sich ohne die Gnade Gottes, der allein heilen kann, von ihrer eigenen Schwäche befreien können. Nur die Barmherzigkeit Gottes heilt das Herz. Selig sind diejenigen, die ihre bösen Wünsche erkennen und mit einem reuigen und gedemütigten Herzen nicht als Gerechte, sondern als Sünder vor Gott und anderen stehen!“
Das seien diejenigen, die wüssten, wie man Mitgefühl habe, die wüssten, wie man Barmherzigkeit gegenüber anderen lebe.
Den Besuchern und Pilgern aus dem deutschen Sprachraum sagte der Papst: ?Gott steht uns wie ein guter Vater bei. Erkennen wir, dass wir seine Söhne und Töchter sind, die jeden Tag die Gaben seiner Barmherzigkeit empfangen. Der Herr segne euch und eure Familien!“
(vatican news)
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