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Papst Franziskus in Palermo Papst Franziskus in Palermo

Papst in Palermo: „Mafia ist Gotteslästerung“

Papst Franziskus hat am Samstagmittag in der sizilianischen Hauptstadt abermals betont, dass Mafia und Kirche nichts miteinander gemein haben. Die organisierte Kriminalität bedeute das Gegenteil dessen, was die christliche Botschaft ausmache. Wer auf der Seite der Mafia stehe, der sei zur Niederlage verdammt, so der Papst in seiner Predigt bei einer Messe unter Palermos freiem Himmel.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Es war ein Freudentag für die Palermitaner: Der Kurzbesuch des Papstes war gekennzeichnet von Sonnenschein, freudigen Gesichtern und bunten Fähnchen. Doch Franziskus sorgte in seiner Predigt für einen ernsten Ton: Schließlich sei er gekommen, um einen Märtyrer des Glaubens zu ehren.

Don Pino Puglisi war ein Anti-Mafia-Priester, der sich vor allem um Jugendliche kümmerte. Er setzte sich dafür ein, dass die Jugend in seiner Pfarrei von Drogen und dem organisierten Verbrechen fernblieb. Und darüber sprach Papst Franziskus auch in seiner Predigt.

Der Mafia-Killer und Don Pinos Lächeln

 

Franziskus erinnerte daran, dass Don Puglisi vor genau 25 Jahren von einem Mafia-Killer getötet worden ist. Die Tat ereignete sich am Geburtstag des engagierten Geistlichen. Dieses Martyrium sei aber keine Niederlage gewesen, im Gegenteil: „Don Puglisi krönte seinen Sieg mit einem Lächeln, mit diesem Lächeln, das seinen Mörder nachts um den Schlaf brachte“, so der Papst. Und er zitierte die Worte des Killers: „Da war eine Art Licht in diesem Lächeln. Padre Pino war wehrlos, aber sein Lächen übertrug die Kraft Gottes. Das war kein blendendes Leuchten, sondern ein sanftes Licht, das das Herz erhellt.“

Die heutige Kirche brauche solche „Priester des Lächelns“, spann Franziskus den Faden fort. Dies bedeute nicht, die Dinge auf die leichte Schulter zu nehmen, sondern die Freude Gottes aufzunehmen und sie weiterzugeben. „Wenn man sein Leben hingibt, findet man Freude, denn es liegt mehr Freude im Geben als im Nehmen“: Damit bezog sich der Papst auf einen Satz aus der Apostelgeschichte.

„Wollt ihr so leben?“

Dann sprach er die Gläubigen Palermos direkt an: „Wollt ihr so leben? Wollt ihr euer Leben hingeben, ohne darauf zu warten, dass die anderen den ersten Schritt machen? Wollt ihr Gutes tun, ohne auf eine Gegenleistung zu warten, und ohne darauf zu warten, dass die Welt besser wird? Wollt ihr für den Herrn ein Risiko eingehen?“

Zum Nachhören

Don Pino – wie er von den Gläubigen seiner Pfarrei liebevoll genannt wurde – sei Risiken eingegangen. Er habe sich nicht mit Bequemlichkeiten und „halben Sachen“ begnügt. Der Papst warnte davor, sich der Zerstreuung, dem Geld oder dem Hass hinzugeben.

Wer zur Mafia gehört, lebt nicht als Christ

 

„Anderen Mitmenschen schenkt man das Leben, man nimmt es ihnen nicht weg. Man kann nicht an Gott glauben und seinen Bruder hassen“, so der Papst weiter. Die Liebe Gottes lehne jegliche Gewalt ab und lehre stattdessen die Liebe zu allen Menschen. „Deshalb muss man das Wort ,Hass’ aus dem christlichen Leben streichen. Deshalb kann man nicht an Gott glauben und gleichzeitig seinen Bruder überwältigen. Man kann nicht an Gott glauben und gleichzeitig ein Mafioso sein! Wer zur Mafia gehört, lebt nicht als Christ, weil er mit seinem Leben den Namen der Liebe Gottes lästert.“

Die heutige Welt brauche Menschen, die Liebe weiterreichten, und keine mafiösen ,Ehrenmänner’. „Es bedarf des Dienstes an den Nächsten und nicht der Überwältigung der Hilfslosen. Es bedarf des gemeinsamen Fortschreitens und nicht der Suche nach eigenem Ruhm und Macht.“ Der Mafia-Parole von der Macht des Stärkeren solle man die christliche Litanei des „Ich brauche deine Hilfe“ entgegenstellen.

„Hört auf, an euch selber zu denken und an euer Geld!“

Lieben statt drohen, so die Kurzformel des Papstes. Und wie bei früheren Gelegenheiten wandte er sich auch direkt an die Mafiosi: „Ändert euch! Hört auf, an euch selber zu denken und an euer Geld! Bekehrt euch zum wahren Gott Jesu Christi! Ansonsten geht euer eigenes Leben verloren, und das ist die schlimmste aller Niederlagen!“

Für einen christlichen Populismus - den einzig gültigen

 

Jeder Mensch – auch Nicht-Mafiosi – sollte sich die Frage stellen, was sie oder er für die anderen tun könne. Jeder trage eine Verantwortung – genau das wolle uns das Zeugnis von Don Pino Puglisi heute noch sagen. Man solle sich dieser Verantwortung nicht entziehen. Franziskus formulierte es ähnlich wie einst US-Präsident John F. Kennedy bei seinem Amtsantritt: Frag dich nicht, was die anderen, die Kirche, der Staat für dich tun können, sondern was du für die anderen tun kannst! Dies sei der einzig gültige „Populismus“ – ein „christlicher Populismus“ nämlich, der auf das Volk höre und ihm diene, ohne Geschrei, Anklagen und Vereinnahmungen.

Die christliche Siegermentalität bestehe im Lächeln, insistierte Franziskus. Und noch einmal ging er kurz auf das Leben von Don Pino Puglisi ein. „Das eigene Leben hinzugeben – wie es auf dem Grabmal von Don Puglisi steht – ist das Geheimnis seines Sieges. Es ist das Geheimnis eines schönen Lebens. Wählen auch wir heute ein schönes Leben!“

(vatican news)

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15. September 2018, 10:45