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Archivbild: Papst in Bangladesch - Treffen mit Rohingya-Flüchtlingen Archivbild: Papst in Bangladesch - Treffen mit Rohingya-Flüchtlingen 

Papst: „Migranten sind eine große Herausforderung für alle“

Die Armen, die ihr Zuhause verlassen und flüchten, sind besonders beängstigend für die Menschen, die in Wohlstand leben. Das sagt Papst Franziskus in einem Interview mit der italienischen Wirtschaftszeitung „Il Sole 24 Ore“, das an diesem Freitag erschienen ist. Er ging auch auf die Bedeutung einer würdevollen Arbeit für alle ein.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Ohne das Akzeptieren einer Gesellschaft in der Vielfalt, Solidarität und gegenseitiger Respekt herrschen, gebe es keine friedliche Zukunft für die Menschheit, so der Papst in seiner Antwort zur Migrationsfrage. Man dürfe nicht vergessen, was die Gründe seien, weshalb Menschen fliehen oder auswandern. „Die Hoffnung ist die treibende Kraft im Herzen derjenigen, die ihr Haus, ihr Land und manchmal sogar ihre Familienmitglieder oder Verwandte verlassen, um ein besseres Leben zu suchen, das für sich und ihre Lieben würdiger ist“, erläutert der Papst.

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Es handele sich um eine Hoffnung, die „keine Tugend ist für Menschen mit vollem Magen“, fügte Franziskus an. Deshalb seien die Armen „die ersten Hoffnungsträger und die Protagonisten der Geschichte“.

„Migranten müssen die Kultur und die Gesetze des Gastlandes respektieren“

Ihm sei bewusst, dass der Integrationsprozess nicht einfach sei. Doch die Migranten seien sowohl für die Aufnahmeländer, als auch für die Betroffenen selber eine Herausforderung. Es gehe darum, sich mit den Ängsten der Menschen zu beschäftigen und sich zu fragen, wie man diese überwinden könne. „Migranten müssen die Kultur und die Gesetze des Gastlandes respektieren, um gemeinsam einen Integrationsprozess durchzuführen und damit auch alle Ängste und Bedenken überwunden werden können“, so der Papst weiter. Er vertraue diese Verantwortung auch der Umsicht der Regierungen an, „damit sie gemeinsame Wege finden, um so viele Brüder und Schwestern, die Hilfe erbitten, würdig willkommen zu heißen“.

„Der Einzelne kann gut sein, aber Wachstum ist immer das Ergebnis des Engagements jedes Einzelnen für das Wohl der Gemeinschaft“

Und da es sich um eine Wirtschaftszeitung handelt, die den Papst interviewte, ging es vor allem um Fragen zur Bedeutung der Ökonomie in der heutigen Zeit.

„Der Einzelne kann gut sein, aber Wachstum ist immer das Ergebnis des Engagements jedes Einzelnen für das Wohl der Gemeinschaft“, sagte Papst Franziskus in dem Interview mit dem Direktor von „Il Sole 24 Ore“, Guido Gentili, in dem sich der Papst auf „die Arbeit und das kreative Genie für eine neue Wirtschaftsordnung“ beruft.

„Hinter jeder Arbeit steht ein Mensch. Es ist ein Fehler zu denken, dass Geld mit Geld erzeugt wird. Das Geld – das echte Geld – wird mit einer würdevollen Arbeit verdient“, so der Papst. Die Menschheit „als eine Familie“ zu betrachten, sei der erste Weg, um eine würdevolle Arbeit anzubieten. „Wir sind aufgerufen, zusammenzuleben und Möglichkeiten zu schaffen, damit alle eine Möglichkeit zu einer würdevollen Arbeit erhalten“, erläutert Franziskus.

„Wenn wir uns mit offenem Herzen umsehen, werden wir die vielen wertvollen Geschichten von Unterstützung, Nähe, Aufmerksamkeit, Gesten der Zuwendung und Zeichen einer immer weiter ausgebreiteten Solidarität sehen“, zeigt sich der Papst optimistisch.

Gemeinschaft als eigene Familie betrachten

 

Es sei wichtig, dass man die Gemeinschaft, in der man lebt, als „eigene Familie“ betrachte, denn damit werde es einfacher, „den Wettbewerb zu vermeiden“ und sich stattdessen gegenseitig zu helfen. „Wie es in unseren Herkunftsfamilien geschieht, wo wahres Wachstum, das keine Ausgeschlossenen kennt, das Ergebnis von Beziehungen ist, die von Zärtlichkeit und Barmherzigkeit getragen werden, und nicht von der Gier nach Erfolg und der strategischen Ausgrenzung derer, die nebenan leben“, erläutert der Papst in dem langen Interview. 

Wissenschaft und technologischer Fortschritt sollten als Hilfe für das Wachstum des menschlichen Zusammenlebens dienen. Nichts könne aber das menschliche Herz ersetzen. Franziskus wiederholte abermals seine Kritik an der „Wegwerfkultur“ und beklagte auch „eine Kultur der Verschwendung“. „Wer ausgeschlossen ist, wird zwar nicht ausgebeutet, jedoch vollständig abgelehnt und als Müll betrachtet, als Überbleibsel und so aus der Gesellschaft verdrängt. Wir können nicht ignorieren, dass eine solch strukturierte Wirtschaft tötet, weil sie das Geld in den Mittelpunkt stellt und nur ihm gehorcht: Wenn der Mensch nicht mehr im Mittelpunkt steht, wenn das Geldverdienen zum primären und einzigen Ziel wird, befinden wir uns außerhalb der Ethik, und Strukturen der Armut, der Sklaverei und der Verschwendung werden aufgebaut“, so der Papst im Klartext. Ohne die Bedeutung und Nutzen historischer und konsolidierter Unternehmensformen in Frage zu stellen, gehe es dennoch darum, sich zu fragen, wie man das gegenwärtige Wirtschaftssystem verbessern könne, damit alle mehr davon hätten.

(vatican news)

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07. September 2018, 08:00