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Fastenexerzitien in Ariccia Fastenexerzitien in Ariccia 

Fastenexerzitien: Sich wiedererkennen im verlorenen Sohn

Eine der größten Gefahren im inneren Weg ist der Egoismus: „Wenn das Ich zum Anfang und Ende aller Dinge wird.“ Das sagte der Fastenprediger José Tolentino Mendonça am Donnerstagmorgen in Ariccia bei Rom.

Stefan von Kempis - Vatikanstadt

Der portugiesische Priester und Poet hält in dem Bergstädtchen seit Sonntag knapp einwöchige Fastenexerzitien für den Papst und die römische Kurie ab. Besonders ausführlich beschäftigte sich Tolentino mit dem Gleichnis Jesu vom verlorenen Sohn: Aus so einer Familie komme, bei Licht besehen, „jeder von uns“.

„In unserem Innern sind nämlich in Wirklichkeit nicht nur schöne, harmonische, gelöste Dinge. In uns sind auch unterdrückte Leiden, so vieles, das einer Klärung bedürfte, Pathologien, unzählige Fäden, die es miteinander zu verknüpfen gälte. Da gibt es Zonen des Leids, Fragen, die nach Versöhnung rufen, Erinnerungen und Zäsuren, die wir Gott überlassen sollten, auf dass er sie heile.“

Wir selbst seien die „verlorenen Söhne“ unserer Zeit, hin- und hergejagt von Wünschen und Sehnsüchten, die die Gesellschaft (vor allem die Konsumgesellschaft) geschickt in uns hervorrufe. Aber auch im älteren Sohn, dem zuhause Gebliebenen, könnten wir uns wiedererkennen.

„Da finden wir Dinge, die auch uns mit großer Leichtigkeit heimsuchen: die Schwierigkeit, geschwisterlich zu leben, den Anspruch, die Entscheidungen des Vaters in unserem Sinne zu beeinflussen, die Weigerung, uns mit einem anderen zu freuen. All das macht ihn unfähig, die Logik der Barmherzigkeit zu verstehen.“

Barmherzigkeit – das sei „ein ganzes Evangelium“, das es zu entdecken gelte. Barmherzigkeit bedeute nicht, „dem anderen zu geben, was er verdient“, sondern „mehr zu geben, alle Grenzen zu überschreiten“.

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22. Februar 2018, 10:41