Papstpredigt an Neujahr: „Wir alle brauchen ein Mutterherz“
Die Mutter Gottes sei die „persönliche Signatur Gottes auf der Menschheit“, formulierte der Papst in seiner . Ihre Verehrung sei „keine spirituelle Anstandsregel“, sondern „Notwendigkeit des christlichen Lebens“.
„Der Blick auf die Mutter ermutigt uns, viel unnötigen Ballast abzuwerfen und das wieder zu entdecken, was zählt. Das Geschenk der Mutter, das Geschenk jeder Mutter und jeder Frau ist so wertvoll für die Kirche, die Mutter und Frau ist. Während der Mann oft abstrahiert, Behauptungen aufstellt und Ideen durchsetzt, ist die Frau und Mutter in der Lage zu bewahren, im Herzen zu verbinden und beleben. Damit der Glaube nicht zu einer reinen Idee oder Lehre verkommt, brauchen wir alle ein Mutterherz, das die Zärtlichkeit Gottes bewahrt und die Regungen des Menschen wahrnimmt.“
In seiner Predigt entfaltete der Papst die Dimensionen einer solchermaßen barmherzigen und hörenden Kirche. Seit der Herr in Maria Mensch geworden sei, gebe es Gott nicht mehr ohne sein Menschsein, führte er mit Blick auf Jesu Menschwerdung aus: „Der menschliche Leib, den Jesus von seiner Mutter bekam, ist auch jetzt sein Leib und wird es immer bleiben. Daran erinnern wir uns, wenn wir Mutter Gottes sagen: Gott ist der Menschheit nahe wie ein Kind seiner Mutter, die es in ihrem Schoß trägt.“
In Maria, der Mutter Gottes, habe sich Gott klein gemacht, fuhr Franziskus fort, „zu Materie, um nicht nur mit uns, sondern auch wie wir zu sein. Dies ist das Wunder, die Neuheit: Der Mensch ist nicht mehr allein; er ist nie mehr Waise, er ist für immer Sohn und Tochter. Mit dieser Neuheit beginnt das neue Jahr.“
Aus diesem Trost, diesem Liebesbeweis, lasse sich für den Menschen eine Haltung ableiten, fuhr Franziskus fort – eine Haltung des Lebens-Schutzes, des Dienstes am Leben, der darin bestehe, „jedes Leben, vom Mutterleib an bis ins hohe Alter, auch das leidende und kranke Leben, wie unbequem oder gar widerwärtig es auch sein mag, … anzunehmen, zu lieben und zu unterstützen.“
Das Tagesevangelium aufgreifend kam der Papst dann auf zwei Tugenden Mariens zu sprechen: „Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen“ (Lk 2,19).
Schweigen mit Gott
Bewahren – In der Weihnachtsgeschichte sei nicht ein Wort von Maria überliefert, merkte der Papst an: Sie habe schweigend und „ganz schlicht“ Gottes Wort und Auftrag bewahrt. Daran sollten sie die Gläubigen heute ein Beispiel nehmen, appellierte Franziskus:
„Dieses Schweigen sagt uns, dass auch wir die Stille brauchen, wenn wir etwas bewahren wollen. Es ist notwendig, schweigend die Krippe zu betrachten. (…) Wenn wir uns jeden Tag einen Moment Zeit nehmen, um mit Gott zu schweigen, bewahren wir unsere Seele, bewahren wir unsere Freiheit vor den zersetzenden Banalitäten des Konsums und vor der Betäubung durch die Werbung, vor der Verbreitung leerer Worte und den beunruhigenden Wogen des Klatsches und des Lärms.“
Sprechen mit Gott
Zweite Tugend: Erwägen. Maria habe Freuden und Schmerzen, Hoffnungen und Ängste, Licht und Schatten erwogen, meditiert, „in ihrem Herzen Gott übergeben“, so Papst Franziskus – ohne Verbitterung, ohne Rückzug in sich selbst. Auch dies sei eine Geste des Bewahrens, führte er aus:
„Man bewahrt etwas, indem man es Gott anvertraut: indem man das Leben nicht der Angst und der Trübsal oder dem Aberglauben als Beute überlässt, indem man sich nicht in sich selbst verschließt oder zu vergessen sucht, sondern indem man alle in einen Dialog mit Gott münden lässt. Und dann kommt Gott, dem wir am Herzen liegen, um in unserem Leben Wohnung zu nehmen.“
Mariens Herz als Ort dieser Vorgänge sei zentral, brachte der Papst seine Gedanken zum Abschluss: Ihr Herz sei die Mitte, von der aus es neu aufzubrechen gelte: „In ihrem Herz schlägt das Herz der Kirche. Um voranzukommen, so sagt uns das heutige Fest, muss man zurückgehen: neu beginnen bei der Krippe, bei der Mutter, die Gott in den Armen hält.“
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