Papst trifft Jesiden aus Deutschland: Religionsfreiheit achten
Mario Galgano – Vatikanstadt
Papst Franziskus hat immer wieder auf die schreckliche Lage vieler Jesiden im Nahen Osten hingewiesen. Bei dem Treffen mit der Delegation der Jesiden aus Deutschland ging Franziskus am Mittwoch auf deren Verfolgung ein. Es sei unabdingbar, die Religionsfreiheit zu wahren. Niemand dürfe stumm oder tatenlos zuschauen, so der Papst, der vor allem den Einsatz der internationalen Staatengemeinschaft forderte.
Papst zählte Probleme namentlich auf
Franziskus ging auf die „unsäglichen Verletzungen der menschlichen Grundrechte“ ein, welche die Jesiden derzeit in ihren Ursprungsländern erlitten. Der Papst zählte auch namentlich die Probleme auf: Entführungen, Sklaverei, Folter, Zwangskonversionen sowie Tötungen im Irak und in Syrien.
Es sei ihm ein Anliegen, sich für die Existenzberechtigung der Jesiden als Glaubensgemeinschaft einzusetzen, denn es sei nicht hinnehmbar, „eine religiöse Gruppe auszulöschen, weil sie nicht zu den sogenannten ,tolerierten´ Gruppierungen gehört“. Gleichzeitig dürfe man nicht andere Minderheiten im Irak und Syrien vergessen, die ein ähnliches trauriges Schicksal erleiden und zwar die verfolgten Christen sowie weitere religiöse und ethnische Minderheiten weltweit. Der Papst rief zur Gewährung und Achtung der Religionsfreiheit sowie Dialog und Versöhnung auf.
Serhat Ortaç ist Vorsitzender der Gesellschaft der jesidischen Akademikerinnen und Akademiker, er stand der Delegation vor, die den Papst traf. In Deutschland ist er als Richter tätig. Seine Organisation vertritt Jesiden aus der ganzen Welt und setzt sich besonders für den interreligiösen Dialog ein, wie Ortaç gegenüber Pope sagt. „Unsere Gemeinschaft ist in den letzten drei Jahren Opfer eines Genozids geworden“, erinnert Ortaç. Dieser Völkermord gehe weiter und deshalb sei das Treffen mit dem Papst besonders wichtig gewesen, um das Leid und die Schmerzen vieler Jesiden nicht zu vergessen. Ortaç betonte auch, dass der interreligiöse Dialog mit den christlichen Kirchen gut sei. Das Treffen mit dem Papst fand im Rahmen des Dialogs der Gruppe mit dem Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog statt. An der Audienz mit dem Papst nahm auch der Präsident des Rates, der französische Kurienkardinal Jean-Louis Tauran, teil. Mitgeholfen hat auch der deutsche Universitätsprofessor Dieter Krimphove aus Paderborn, der sich seit Jahren für den Dialog zwischen Christen und Jesiden einsetzt, wie er gegenüber Pope sagt. Der Austausch habe gute Früchte bisher getragen und es sei gerade im Hinblick auf die Tragödie in den von den Terroristen bedrohten Gebiete wichtig, Gespräche zwischen Christen und Jesiden zu fördern.
Hintergrund
Der Papst hat sich bereits mehrfach für die religiöse Minderheit eingesetzt, die vor allem im Irak der IS-Verfolgung ausgesetzt ist. Im Januar 2015 hatte Franziskus erstmals das weltliche und das geistliche Oberhaupt der verfolgten Jesiden, Mir Takhsin-beg und Baba Sheikh, im Vatikan empfangen. Bei den Jesiden handelt es sich um eine monotheistische Glaubensgemeinschaft, die ursprünglich aus dem Nordirak, Nordsyrien und der südöstlichen Türkei stammt. Weltweit gibt es mehrere Hunderttausend Jesiden; allein in Deutschland leben derzeit bis zu 120.000.
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