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Bald noch öfter im Fernsehen zu sehen: Papst Franziskus Bald noch öfter im Fernsehen zu sehen: Papst Franziskus 

Italien: Neue Gebets-Fernsehsendung mit dem Papst

„Es braucht Mut, um das Vaterunser zu beten, es braucht Mut. ,Vater‘ zu sagen und wirklich zu glauben, dass Gott der Vater ist, der mich begleitet, mir vergibt, mir das Brot gibt, und für all das aufmerksam ist, das ich sehe...“ Dies sagt Papst Franziskus in einem Fernsehinterview, das in Italien jetzt in Teilen veröffentlicht wurde.

Anne Preckel - Vatikanstadt

„Das Risiko dabei ist zu sagen, und wenn das alles nicht wahr ist? Wir müssen uns trauen zu glauben, alle gemeinsam! Deshalb ist das gemeinsame Beten so schön – wir helfen uns dabei gegenseitig.“

„Padre nostro“, „Vaterunser“, heißt die neue wöchentliche Talkshow mit dem Papst im italienischen Fernsehsender „Tv2000“, die ab nächste Woche Mittwoch dem „täglichen Brot“ des christlichen Glaubens auf den Grund geht. Die Reihe, produziert vom vatikanischen Kommunikationssekretariat und dem Fernsehsender, wurde am Mittwochnachmittag im Vatikan vorgestellt.

Papst Franziskus legt darin im Gespräch mit dem italienischen Theologen und Gefängnispfarrer von Padua, Marco Pozza, seine Gedanken über Jesu Botschaft, seine Mission als Papst sowie die Sorgen und Hoffnungen der Menschen von heute dar. Dreh- und Angelpunkt der Sendereihe: das „Padre nostro“, Vaterunser, von dem aus im Gespräch Fragen rund um Glaube und Zweifel, Schuld und Hoffnung entfaltet werden.

„Wir sagen, wir seien Christen und hätten einen Vater, leben aber wie Menschen, die weder an Gott noch an die Menschen glauben. Wir tun Böses, leben nicht mit Liebe, sondern mit Hass, Konkurrenz und Krieg“, gibt Franziskus in der Reihe zu bedenken. Und er fragt: „Heiligen Christen, die sich um der Macht willen bekämpfen, Gott? Heiligen Menschen, die einen Mörder bezahlen, um sich eines Feindes zu entledigen, Gott? Oder Menschen, die sich nicht um ihre eigenen Kinder kümmern? Nein, dort wird der Name Gottes nicht geheiligt.“

Grundlage der Fernsehreihe bildet ein aufgezeichnetes Gespräch des Papstes mit Don Pozza, aus dem Ausschnitte in acht Teilen präsentiert werden. Das Vaterunser-Gebet sei im Gespräch mit dem Papst zum Ausgangspunkt für existentielle Lebensthemen geworden, so der Gefängnispfarrer im Gespräch mit Radio Vatikan. Er selbst habe bei seiner Arbeit einen Zugang dazu, so Pozza – hier habe es eine gemeinsame Gesprächsbasis mit dem Papst gegeben, der selbst häufig den Kontakt zu Häftlingen sucht.

„Das Gefängnis ist mein Gebiet. Mein Priestersein versteht man nicht ohne das Gefängnis. Und ohne das Gefängnis versteht man nicht, wie ein Priester zu Papst Franziskus kommt. Ich habe versucht, dem eine Stimme zu geben, denn ich bin davon überzeugt, dass das wirkliche Leben, wenn es auch verletzt, hässlich, aufgebrochen ist, viel schöner und faszinierender ist als das imaginäre Leben.“

Der Papst habe zu ihm über das Vaterunser „wie mein Großvater“ gesprochen, berichtet der Theologe über sein langes Gespräch mit Franziskus:

„Er hat es mir mit Anekdoten und kleinen Episoden aus seinem Leben erzählt, mit einer Theologie, die den Duft des Lebens verströmt. Ich sehe, dass die Armen mit seinen Intuitionen unmittelbar etwas anfangen können. Das ist auch im Evangelium passiert: die Pharisäer verstanden Jesu Wort nicht, die Armen verliebten sich in es. Unser ,Vaterunser'-Projekt mit dem Papst hat das Gebet des Herrn für mich ins tägliche Leben und ins Umfeld der aktuellen Kirche und Gesellschaft übersetzt.“

Eine Art Vorhof der Völker im Fernsehen

Den Auftakt einer jeden Folge der Fernsehreihe bilden Gedanken des Papstes, im Anschluss diskutiert der Theologe Don Pozza davon ausgehend jeweils mit einem bekannten Vertreter aus der italienischen Kultur- und Medienwelt. Aufhänger dieser Gespräche bildeten einzelne Worte des Vaterunser, erläutert der Theologe: ,Vater - Name - Reich - Wille - Brot - Schuld - Versuchung - Böses', über die Pozza mit Nichtglaubenden und Menschen diskutiert, die nicht unbedingt in der Glaubenswelt verwurzelt seien: 

„Über diese acht Worte habe ich versucht, mit acht bekannten Persönlichkeiten der Gegenwartskultur ins Gespräch zu kommen, die mir sagen sollten, was für sie diese Worte bedeuten - mit ihrem Unglauben, mit ihrem schwierigen Glauben." Berührende Glaubenszeugnisse runden die Folgen jeweils ab, so werden etwa eine Klausurnonne, die Familie eines Kindes mit einer seltenen Krankheit sowie Schüler des italienischen Priesters, Schriftstellers und Erziehers Don Milani befragt.

Aus dieser Mischung sei das Mosaik einer vielfältigen Gemeinschaft entstanden, die gemeinsam bete, resümiert Pozza: „Es gibt Menschen, die das Vaterunser nicht ganz beten können, wir haben am Ende aber etwas Schönes zustande gebracht: jeder hat einen kleinen Teil dazu beigetragen und so kam am Ende das Programm ,Vaterunser' heraus. Das ist die Kirche, von der ich träume: eine Summe von Stimmen, die sich gegenseitig stützen und Mut machen."

Das Papstinterview bringt die vatikanische Verlagsbuchhandlung LEV in Kooperation mit dem italienischen Verlag Rizzoli auch als Buch heraus. Die Publikation, die auf der Frankfurter Buchmesse vorab präsentiert wurde, erscheint in Italien am 23. November 2017. Sie soll demnächst auch auf Englisch, Französisch und voraussichtlich Spanisch veröffentlicht werden. 

Papstmeditation multimedial

Das „Vaterunser“-Projekt wurde an diesem Mittwochnachmittag im vatikanischen Filmarchiv vom Präfekten des vatikanischen Kommunikationssekretariates Dario Viganò, dem Direktor des Fernsehsenders TV 2000 Paolo Ruffini, dem Papstinterviewer Marco Pozzo und dem Regisseur Andrea Salvadore vorgestellt.  Monsignor Viganò hob dabei den multimedialen Charakter des Projektes hervor: „Mit der ,Vaterunser'-Reihe können wir sagen, dass wir ein integriertes, globales Projekt geschaffen haben, ein kleines Wunder, um die Medidation des Papstes zum Vaterunser zusammen mit dem Papst so vielen Menschen wie möglich nahezubringen, mittels aller zur Verfügung stehenden Medienformen.“ Das Gemeinschaftsprojekt, an dem auch das Vatikanfersnehen CTV beteiligt ist, zeige auf: „Konvergenz ist besser als Konkurrenz", so der Präfekt weiter. Genau das habe sich Papst Franziskus anlässlich des 30jährigen Jubiläums des Vatikanfernsehens 2013 gewünscht. 

Eine Vaterunser-Meditation als Ausgangspunkt einer Fernsehreihe zu nehmen, sei nicht leicht gewesen, so der Direktor des Fernsehsenders TV 2000. Die „Schönheit, Tiefe und Aktualität“ des Gebetes im Fernsehen zu vermitteln, sei eine Herausforderung gewesen, die aber aufgrund der Beiträge des Papstes zum „Geschenk“ geworden sei, findet Paolo Ruffini.

Die erste Folge der TV-Reihe läuft am 25. Oktober um 21.00 Uhr..

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19. Oktober 2017, 16:47