Die drei großen A’s: Anbeten, aufnehmen, aufbrechen
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Dieser französische Priester des 17. Jahrhunderts, der aus einfachen Verhältnissen kam, war ein Vorreiter der Caritas. Aber eben nicht nur, jedenfalls aus der Sicht des Papstes: Das Anbeten – erstes großes A – stand für ihn an erster Stelle.
„Anbeten. Unzählige Male hat Vinzenz von Paul dazu aufgerufen, das geistliche Leben im Innern zu pflegen… Für ihn ist das Beten nicht nur eine Pflicht, und erst recht keine Ansammlung von Formeln. Es ist ein Stehen vor Gott, wobei man sich einfach Zeit nimmt für Ihn. Das ist das reinste Gebet überhaupt – das Gebet, das Raum schafft für den Herrn und für sein Lob, für nichts sonst: Anbetung.“
Wer die Anbetung erst einmal für sich entdeckt habe, könne nicht mehr darauf verzichten, fuhr der Papst fort. Wer anbete, werde „angesteckt“: Er fange dann an, sich den anderen gegenüber so zu verhalten, wie Gott sich ihm gegenüber verhalte, „immer barmherziger“ nämlich und „immer verständnisvoller“.
„Aufnehmen bedeutet, sein eigenes Ich zurechtzustutzen“
„Und damit kommen wir zum zweiten Wort: Aufnehmen. Da denken wir sofort, dass wir aktiv werden müssen. Aber es geht um etwas Tieferes: Wir sollen nicht nur irgendjemandem einen Platz geben, sondern von unserem Wesen her aufnahmebereit, verfügbar, opferbereit sein. Wie Gott uns gegenüber, so wir den anderen gegenüber! Aufnehmen bedeutet, sein eigenes Ich zurechtzustutzen, sein Denken neu auszurichten und zu verstehen, dass das Leben nicht mein Privateigentum ist und dass die Zeit nicht mir gehört. Es ist ein langsames Loslassen von allem, was mir gehört: meine Zeit, mein Ausruhen, meine Rechte, meine Programme, meine Agenda. Wer aufnimmt, verzichtet auf sein Ich und lässt das Du und das Wir in sein Leben herein!“
Aufnehmen gehöre zur „DNA“ der Kirche, sagte der Papst. Ähnlich hat einmal der jetzige emeritierte Papst Benedikt XVI. in seiner Zeit als Theologieprofessor in Tübingen erklärt, er könne das Wesen des Christlichen in einem Wort mit drei Buchstaben zusammenfassen, nämlich in dem Wörtchen „für“.
„Das letzte Wort: Aufbrechen. Liebe ist dynamisch, sie geht aus sich heraus. Wer liebt, bleibt nicht auf dem Sofa sitzen und wartet da ab, ob eine bessere Welt heraufkommt, sondern er steht einfach auf und geht los… Diese Berufung ist immer gültig, für alle. Sie stellt jeden vor folgende Fragen: Gehe ich auf andere zu, wie der Her das von mir will? Trage ich überall dieses Feuer der Nächstenliebe hin, oder bleibe ich hinter verschlossenen Türen, um mich an meinem Kamin aufzuwärmen?“
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.