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Franziskus bei seiner Frühmesse Franziskus bei seiner Frühmesse  (Vatican Media)

Papst Franziskus in Santa Marta: „Weltlichkeit lässt uns abrutschen“

Eines der Übel unserer Zeit ist es, in einen Zustand abzugleiten, in dem man den Sinn für Sünde verloren hat. In seiner Predigt in der Casa Santa Marta erinnerte Papst Franziskus daran, dass auch ein Heiliger wie David gesündigt habe. Doch diese Gefahr bedrohe uns alle, deshalb sei es nötig, sich immer darüber Rechenschaft abzulegen, ob wir dem Geist der Welt nachgeben.

Christine Seuss – Vatikanstadt

Franziskus ging in seiner Predigt von diesem Freitag von der Tageslesung aus dem 2. Buch Samuel aus. Darin wird von König David berichtet, „dem heiligen König David“, der in seinem Wohlstand vergisst, dass er ein von Gott Auserwählter ist. So wie einst David gehe es heute vielen Menschen, sagte Franziskus. Damit meinte er Menschen, die nach außen anständig scheinen, „jeden Sonntag zur Messe gehen und sich christlich nennen“, aber die doch „das Bewusstsein für die Sünden“ verloren haben.

David sündigt mit Batseba und schickt, damit das nicht auffliegt, ihren Mann Urija ins feindliche Feuer. „Wie kann es sein, dass der große David, der ein Heiliger ist, der so viele gute Dinge getan hat und eine so enge Bindung mit Gott hatte, fähig war, so etwas zu tun? Das macht man nicht von einem Tag auf den anderen. Der große David ist langsam abgeglitten, ganz langsam.“

Zum Nachhören

Wenn Sünden uns allmählich normal vorkommen

Es gebe Sünden, die im Affekt begangen würden, so Franziskus; „Sünden des Augenblicks“ nannte er das. „Aber es gibt auch Sünden, in die man langsam abgleitet – mit dem Geist der Weltlichkeit. Es ist der Geist der Weltlichkeit, der dich dazu bringt, diese Dinge zu machen, als wären sie normal. Einen Mord…“

Es stehe gefährlich, wenn uns Sünden nach und nach sogar „normal“ vorkommen, so Franziskus. Und er zählte ein paar Beispiele auf: Hausangestellte um ihren Lohn prellen. Hilfsarbeitern nur die Hälfte des Lohns zahlen, der ihnen eigentlich zusteht.

Wir brauchen manchmal eine Ohrfeige des Lebens

„Das sind gute Menschen, so scheint es, die so etwas machen. Sie gehen jeden Sonntag in die Messe, nennen sich christlich. Aber warum tust du das? Oder andere Sünden? Das kann ich dir sagen. Ja, weil du in einen Zustand abgerutscht bist, in dem du das Bewusstsein für die Sünde verloren hast. Und das ist eines der Übel unserer Zeit. Pius XII. hat das einmal gesagt: Das Bewusstsein für die Sünde verlieren. Zu denken, dass man sich alles erlauben kann…“

Manches Mal sei es erst „eine Ohrfeige des Lebens“, die uns schockartig vor Augen führe, was da eigentlich mit uns vorgehe. Dazu brauche es Menschen wie in der biblischen Erzählung den Propheten Nathan, die uns die Augen öffneten.

Prophet kann auch ein Nachbar sein

„Überlegen wir mal ein bisschen: Wie ist die geistliche Atmosphäre meines Lebens? Bin ich aufmerksam und brauche ich immer jemanden, der mir die Wahrheit sagt, oder glaube ich, ohne sowas auszukommen? Höre ich auf ernste Mahnungen von Freunden, Beichtvätern, vom Ehepartner, von den Kindern? Wenn ein Heiliger in der Lage war, so tief zu fallen, dann sollten wir aufpassen: Das kann auch uns passieren! Fragen wir uns doch mal: In was für einer Atmosphäre lebe ich? Möge der Herr uns die Gnade geben, uns immer einen Propheten zu schicken! Das kann ein Nachbar sein, der Sohn, die Mama, der Papa. Jemand der uns ein bisschen ohrfeigt, wenn wir in diese Atmosphäre abrutschen, in der uns alles erlaubt vorkommt.“

(vatican news)
 

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31. Januar 2020, 13:14
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