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Der Papst bei der Frühmesse am Dienstag Der Papst bei der Frühmesse am Dienstag  (Vatican Media)

Frühmesse: Ein Lob der Selbstanklage

„Die Selbstkritik hat viel für sich“, dichtete einst Wilhelm Busch. Papst Franziskus wird den originellen Zeichner und Dichter des 19. Jahrhunderts wohl nicht kennen; trotzdem stimmte er an diesem Dienstagmorgen ein Lob der Selbstkritik an.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Franziskus ging bei seiner Predigt in der Casa Santa Marta des Vatikans von der Lesung aus dem Buch Daniel (Kap. 3) aus, die die berühmte Episode der drei Männer im Feuerofen schildert. Nebukadnezzar hat sie hineinwerfen lassen, doch er stellt fest, dass die drei gläubigen Juden in dem Feuer nicht verbrennen, sondern Gott loben.

Eine Szene, der Wilhelm Busch viel abgewonnen hätte. Franziskus lenkte nun das Augenmerk auf den Umstand, dass Asarja, einer der drei in den Ofen Geworfenen, sein Gotteslob mit Selbstzerknirschung verbindet. Tenor: „Du hast uns immer gerettet, aber wir haben nicht aufgehört zu sündigen.“ Selbstkritik also: Für den Papst „der erste Schritt zur Vergebung Gottes“.

„Sich selbst anklagen ist Teil der christlichen Weisheit – die anderen anklagen hingegen ganz und gar nicht! Sich selbst.  I c h   habe gesündigt. Und wenn wir uns auf die Beichte vorbereiten, denken wir daran: Der große Gott, der uns so vieles gegeben hat – und ich habe leider gesündigt, ich habe den Herrn beleidigt und bitte um Erlösung.”

„Kommt eine Frau in den Beichtstuhl...“

Der Papst erzählte dann einen Witz, den man sich gleichfalls als von Wilhelm Busch illustriert vorstellen kann: Kommt eine Frau in den Beichtstuhl und erzählt lang und breit die Sünden ihrer Schwiegermutter. Sie selbst hingegen erscheint immer in gutem Licht. Da sagt der Priester schließlich: „Na gut, aber jetzt beichten Sie bitte Ihre eigenen Sünden!“

„Und das gefällt dem Herrn! Der Herr nimmt die zerknirschten Herzen auf, wie Asarja sagt: Wer dir vertraut, wird nicht beschämt. Das zerknirschte Herz, das dem Herrn die Wahrheit sagt: Herr, dies und das habe ich getan – ich habe gegen dich gesündigt. Der Herr hält (einem solchen Beichtenden) den Mund zu, wie der Vater dem verlorenen Sohn (bei dessen Rückkehr); er lässt ihn gar nicht zu Wort kommen. Seine Liebe deckt ihn zu – er vergibt alles.“

Franziskus ermunterte seine Zuhörer einmal mehr dazu, dem Herrn in der Beichte alle ihre Sünden schonungslos vorzulegen. Dann vergebe der Herr – nicht einmal, sondern immer. Allerdings gebe es da eine Bedingung:

„Gottes Vergebung kommt in aller Kraft zu uns, wenn wir auch den anderen vergeben. Und das ist nicht leicht, weil der Hass sich in unserem Herzen ein Nest einrichtet, und da ist dann immer diese Bitterkeit da. Immer wieder machen wir uns eine Liste, was man uns so alles angetan hat: Und der da hat mir dies angetan, er hat mir jenes, er hat mir das angetan…“

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06. März 2018, 12:00
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