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Papst Franziskus bei der Frühmesse am Freitag Papst Franziskus bei der Frühmesse am Freitag 

Frühmesse: „Betet für Korrupte“

Es ist eine Geschichte krasser Unredlichkeit, wie sie täglich vorkommt: ein Verwalter lässt das Geld seines Auftraggebers versickern, steckt es in die eigene Tasche - doch als er auffliegt, lenkt er nicht ein, im Gegenteil: er macht weiter, sogar mit Unterstützung anderer. Eine wahre „Seilschaft von Korruption“, so beschreibt Papst Franziskus in seiner Frühmesse in der Casa Santa Marta das unmoralische Handeln des Verwalters, von dem das Tagesevangelium nach Lukas berichtet. Solches Fehlverhalten im Wirtschaften sei traurig aktuell, erinnert der Papst in seiner Predigt.

„Die sind mächtig, nicht wahr! Wenn sie korrupte Seilschaften bilden, sind sie mächtig; sie legen sogar mafiöse Verhaltensweisen an den Tag. Aber das ist keine Märchengeschichte, keine Erzählung, die wir in alten Büchern suchen müssen: wir finden sie täglich in den Zeitungen, jeden Tag!“ Ganz besonders kämen derartige Episoden bei denen vor, die öffentliche Güter verwalten, merkt der Papst an. Denn „mit den eigenen Gütern geht niemand fahrlässig um, sondern er verteidigt sie“.

Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes: das ist der Schluss, zu dem Jesus im Evangelium kommt. Die Bestechlichkeit und Verschlagenheit der „Kinder dieser Welt“ könne jedoch auch mit Höflichkeit und Seidenhandschuhen vorgebracht werden, betont Franziskus. Doch gibt es auch, so fragt er sich, eine „christliche Gerissenheit“?

„Aber wenn diese gerissener sind als die Christen – aber nein, ich werde nicht Christen sagen, denn auch verdorbene Leute nennen sich Christen – wenn diese also gerissener sind als diejenigen, die Christus treu sind, dann frage ich mich: gibt es denn eine christliche Gerissenheit? Gibt es eine Verhaltensweise für diejenigen, die Jesus folgen wollen, mit dem es nicht schlecht endet, dass sie von den anderen nicht bei lebendigem Leib aufgefressen werden – roh aufgefressen, wie meine Mutter sagte?“

Eine christliche Gerissenheit, die jedoch nicht Sünde sei und einen in den Dienst des Herrn und für die anderen trage? Ja, antwortet der Papst, diese gebe es sehr wohl, nämlich einen „christlichen Riecher“, um voranzukommen, ohne sich in korrupten Seilschaften zu verfangen. Doch wie solle man das anstellen?

Dreischritt für moralisch gutes Wirtschaften: Gesundes Misstrauen, Nachdenken, Gebet

Mit drei Verhaltensweisen, erklärt Franziskus. Erstens, mit einem „gesunden Misstrauen“ gegenüber denen, die allzu große Versprechungen machten, wie „diejenigen, die dir sagen ,Investiere hier in meiner Bank und ich werde dir die doppelten Zinsen geben“, so der Rat des Papstes. Das zweite sei „Nachdenken“ angesichts der Versuchungen des Teufels, der unsere Schwächen kennt. Und nicht zuletzt sei da das Gebet.

„Bitten wir heute den Herrn um die Gnade, schlau zu sein, bitten wir ihn um diese christliche Gerissenheit. Wenn der Christ sich eines nicht erlauben kann, dann ist das naiv zu sein. Als Christen haben wir einen Schatz in uns: der Schatz ist der Heilige Geist. Wir müssen ihn bewahren. Und ein Naiver lässt sich den Geist klauen. Ein Christ kann es sich nicht erlauben, naiv zu sein.“

Papst: „Betet für Korrupte“

Doch nicht nur Gebet um christliche Gerissenheit und den christlichen Riecher empfiehlt der Papst: „Das ist auch eine gute Gelegenheit, um für die Korrupten zu beten. Man spricht vom Smog, der die Umwelt verschmutzt, aber es gibt auch einen Smog von Verkommenheit in der Gesellschaft. Beten wir für die Korrupten: die Armen, mögen sie den Ausweg aus diesem Gefängnis finden, in das sie selbst hineingehen wollten.“

Zum Nachhören:

(cs)

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10. November 2017, 12:16
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