Münchner Anschlag: Staatsanwältin sieht islamistische Motivation
Anhaltspunkte für Mittäter, Mitwisser, eine Einbindung in ein Netzwerk wie die Terrororganisation „Islamischer Staat“ gebe es bisher nicht. Die Auswertung seiner Kontakte und Social-Media-Aktivitäten stünden noch am Anfang. Tillmann sagte weiter, der Mann habe unmittelbar nach seiner Festnahme „Allahu akhbar" (Gott ist groß) gerufen und gebetet. Aus diesem Grund habe sich ihre Dienststelle, die Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus bei der Münchner Generalstaatsanwaltschaft, eingeschaltet. Für die weiteren Ermittlungen hat das bayerische Landeskriminalamt (LKA) eine Sonderkommission mit derzeit 140 Beamtinnen und Beamten gebildet.
Die Staatsanwältin bestätigte, der 24-jährige Fahrzeuglenker sei 2016 als unbegleiteter, minderjähriger Flüchtling nach Deutschland gekommen und zum Tatzeitpunkt nicht ausreisepflichtig gewesen. Er habe in München zur Miete gewohnt, im Sicherheitsgewerbe gearbeitet und sei nicht vorbestraft. Ein einziges Ermittlungsverfahren gegen ihn sei wegen Betrugs des Arbeitsamtes geführt und gegen eine Geldauflage eingestellt worden.
LKA-Vizepräsident Guido Limmer sagte, die bisherige Auswertung seiner Handy-Daten habe ergeben, dass der Festgenommene vor allem in arabischer Sprache kommuniziert habe. In einem Chat habe er die Botschaft hinterlassen: „Vielleicht bin ich morgen nicht mehr da.“ Bisher gebe es aber keine Hinweise auf eine Planung der Tat. Nach Angaben des Münchner Polizeivizepräsidenten Christian Huber hat sich die Zahl der bekannten Verletzten auf 36 erhöht. Einer der beiden Schwerstverletzten sei ein Kind. Dazu kämen weitere acht Schwerverletzte. Die Zahl könne sich auch noch erhöhen, fügte er hinzu.
Die meisten Demonstrationszüge abgesagt
Für den Schutz der Münchner Sicherheitskonferenz, die am heutigen Freitag beginnt, seien Polizeieinheiten aus anderen Bundesländern hinzugezogen worden, hieß es. Die meisten im Kontext dieser Veranstaltung angemeldeten Demonstrationen seien auf feste Plätze beschränkt worden. Dies gilt auch für eine Kundgebung von „Fridays for Future“ am Nachmittag auf dem Königsplatz. Am Morgen hatten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Tatort weiße Rosen abgelegt und der Betroffenen im Stillen gedacht. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sowie ein evangelischer Kirchenvertreter sprachen ein Gebet.
(kna - cs)
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