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Erzbischof Markus Bentz Erzbischof Markus Bentz  (© Besim Mazhiqi/EB Paderborn)

Erzbischof Bentz: „Hoffnungszeugen im Heiligen Land“

Das 24. Internationale Bischofstreffen für ³§´Ç±ô¾±»å²¹°ù¾±³Ùä³Ù mit Christinnen und Christen im Heiligen Land endet an diesem Donnerstag. Erzbischof Markus Bentz berichtet im Interview mit uns von den Erfahrungen aus seiner Reise.

Maximilian Seidel – Vatikanstadt

Neun Bischöfe aus sieben verschiedenen Nationen kamen in den letzten fünf Tagen im Heiligen Land zusammen, um den dort lebenden Christinnen und Christen ihre Solidarität zu zeigen. Ganz im Geiste des Heiligen Jahres reisten die Bischöfe als „Pilger der Hoffnung“. Die Deutsche Bischofskonferenz vertrat der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten, der Paderborner Erzbischof Markus Bentz.

Die Pilgerreise der Bischöfe stand unter besonderen Vorzeichen. Bischof Bentz berichtet uns im Interview von Eindrücken seiner Reise:

„Es war eine besondere Konstellation. Als wir unsere Pilgerreise begannen, trat gerade die Waffenruhe in Kraft. Und als ich in Tel Aviv gelandet war, wurden die ersten drei Geiseln freigelassen. Ich spüre, und das gilt, glaube ich, für alle in der ,Holy Land Coordination', die Erleichterung, dass dieser allererste, wenn auch noch so kleine Schritt, möglich war. Das hat viel Hoffnung geweckt.“

Am Sonntag, dem 19. Januar, trat eine zwischen dem Staat Israel und der Terrororganisation Hamas beschlossene Waffenruhe in Kraft. Ein Friedensabkommen ist damit nicht verbunden. Damit herrscht in beiden Ländern immer noch Unsicherheit. Diese bemerkte auch Bischof Bentz:

„Und gleichzeitig ist auch die Sorge und die Skepsis, die Furcht und die Angst groß. Wird es wirklich in dieser Richtung weitergehen oder wird es Rückfälle geben?“

US-Regierung entscheidend

Verstärkt wird diese Sorge und Skepsis noch durch den neuen US-Präsidenten Trump. Dieser wurde am Montag vereidigt. Dazu Bischof Bentz:

„Die Trump-Administration beginnt zu regieren und setzt in den allerersten Stunden auch sehr symbolträchtige Entscheidungen. Unter anderem werden die Sanktionen gegen extremistische Siedler im Westjordanland ausgesetzt.“

Diese Spannung zwischen Hoffnung, Unsicherheit und Angst prägten die Tage im Heiligen Land, berichtet der Bischof über seine Reise. Von daher sei es besonders interessant gewesen, mit dem mitreisenden amerikanischen Bischof zu sprechen und „von ihm zu hören und wahrzunehmen, wie die Entwicklungen und Dinge eingeschätzt werden können“, so Bentz.

Caritas Jerusalem

Für ein besseres Bild der Situation war es auch Teil der Reise, sich mit Vertretenden aus Kirche und Gesellschaft zu treffen. Eine Begegnung ist Bischof Bentz besonders im Gedächtnis geblieben:

„Ich war sehr beeindruckt, dass wir einen ganzen Tag mit Caritas Jerusalem unterwegs waren. Wir konnten einen Einblick gewinnen in deren vielfältige Arbeit in Gaza, im Westjordanland, und die Herausforderungen, mit denen Caritas Jerusalem konfrontiert ist.“

Das seien ganz verschiedene Herausforderungen. Die Situation der Menschen sei gekennzeichnet durch extrem hohe Arbeitslosigkeit, unterstreicht Bentz. Mehr als 150.000 Menschen hätten nach dem 7. Oktober 2023 ihre Arbeitserlaubnis in Israel verloren. Seitdem wissen sie nicht mehr, wie sie überleben sollten.

„Hier braucht es ganz konkrete Hilfe und Unterstützung durch Nahrungsmittel, durch psychologischen Beistand und durch medizinische Versorgung. Das alles leistet Caritas an ganz verschiedenen Orten.“

Vor allem die humanitäre Hilfe in Gaza stehe für Caritas Jerusalem an erster Stelle, betont Bentz.

„Das war die ganzen Monate immer auch ein schwieriges Thema. Wie viel und wie oft war es möglich, dass man mit Nahrungsmitteltransporten nach Gaza kommen konnte. Jetzt gibt es keinen Grund mehr, diese humanitäre Hilfe einzuschränken. Hier sieht sich Caritas Jerusalem stark herausgefordert und hier braucht es auch unsere Solidarität.“

Diese Solidarität sei im Einsatz der Mitarbeitenden der Caritas deutlich spürbar.

„Ich habe aber sehr berührend erlebt, wie die Mitarbeitenden mit einem brennenden Herzen dabei sind. Die Art und Weise, wie sie hier wirken, wie sie hier arbeiten und den Menschen beistehen, ist ein wesentlicher Baustein, damit Frieden überhaupt möglich wird.“ Jenseits der wichtigen, schwierigen politischen Entscheidungen brauche es Menschen, die konkret mit den Menschen vor Ort zusammenlebten und für sie da wären, erklärt Bentz. „Allein dadurch werden Schritte des Friedens möglich.“

Besuch im Westjordanland

Frieden für die Region sei sehr dringlich, so der Bischof weiter. Das zeige sich auch an der Lage der Menschen im Westjordanland, das die Bischöfe während ihrer Reise ebenfalls besuchten. Bischof Bentz beschreibt die Lage vor Ort so:

„Dieser Tag war sehr eindrücklich, weil wir uns ein festes Programm vorgenommen hatten, und es gar nicht klar war, ob wir dieses Programm so überhaupt absolvieren können. Das liegt an ganz alltäglichen Hindernissen, die die Menschen in der Westbank erleben. Straßen werden plötzlich gesperrt, und es ist kein Durchkommen mehr möglich.“

Diese Absperrungen bestimmten den Alltag der dort lebenden Menschen. Man müsse sich vorstellen, wie schwierig es sei, zum Arbeitsplatz oder zur Schule zu kommen. Das hätten auch die Bischöfe an diesem Tag erlebt, sie mussten ständig ihr Programm anpassen, so Bentz.

„Deshalb sind zum Beispiel auch die LKW-Transporte nicht sichergestellt. Es fehlten also medizinische Geräte, Medikamente, Nahrungsmittel, Hilfsgüter, die es braucht.“

Israelische Siedler

Verschlimmert werde die Situation noch durch israelische Siedler. Diese gingen immer gewalttätiger gegen die palästinensische Bevölkerung vor.

„Darum ist es völlig unverständlich, warum als erste Maßnahme von Trump die Sanktionen gegen die extremistischen Siedler aufgehoben werden.“

Die US-Regierung hat seit jeher großen Einfluss auf den gesamten Nahen Osten, erklärt Bentz.

„Und von daher ist es für mich so schwer zu verstehen, welches Signal man gerade an die extremistischen Kräfte in Israel, aber auch im Gazastreifen sendet. Es ist schwer zu verstehen, wie viele Signale und welche Signale man sendet, wenn man ausgerechnet jetzt als allerersten Schritt diese Sanktionen gegen extremistische Siedler aufhebt. Man kann, glaube ich, schon sagen, das ist ein gefährliches Spiel mit dem Feuer.“

Bischof Bentz zieht folgendes Fazit:

„Die Menschen im Westjordanland leiden ebenso unter den Folgen der Gewalt des Krieges. Das haben wir wahrgenommen, das haben wir gehört. Damit waren wir konfrontiert, und wir wollten und haben unsere Solidarität mit den Menschen dort gezeigt.“

Frieden in Gefahr

Erst letzten Dienstag hatte der lateinische Patriarch Kardinal Pizzaballa vor einem erneuten Ausbruch des Krieges gewarnt. Mit stärkeren extremistischen Kräften sieht auch Bentz die Waffenruhe in Gefahr:

„Ich habe aber sehr stark wahrgenommen, dass vieles daran hängt, wie die extremistischen Kräfte auf allen Seiten gestärkt oder geschwächt werden. Daran hängt viel auch, wie sich künftig die USA auch verhalten werden. Viele hatten gefragt, ob die Aufhebung der Sanktionen so etwas wie der Preis ist, dafür, dass dieser Deal mit der Waffenruhe möglich ist.“

Gleichzeitig fragten sie auch, was zukünftig der Preis für den Frieden sei, erläutert Bentz.

„Es gibt also sehr viel Angst und Unsicherheit und ich kann gut verstehen, dass aufgrund der gemachten Erfahrungen dieses Auseinanderbrechen auch der politischen Kräfte in immer extremere Haltungen eine reale Gefahr für den Friedensprozess weiterhin ist.“

Inspirierende Momente

Trotz der vielen Unsicherheiten und des Leids nimmt Bischof Bentz auch Positives von der Reise mit:

„Bei aller Schwierigkeit und allem Bedrückenden gehört aber auch eine sehr schöne Begegnung und Erfahrung dazu. Nämlich die Begegnung mit den Menschen, mit Menschen, die mit Leidenschaft sich engagieren, die vor Ort sind. Menschen, die sagen: Wir Christen leben hier, wir gehörten ins Heilige Land.“

Das seien Menschen, die durch ihre Lebensweise und Solidarität den Mitbürgern ermöglichen wollten, im Heiligen Land zu leben und einen Beitrag zum Frieden zu leisten.

„Eine junge Frau, ein junger Mann, die ich kennengelernt habe bei den Gesprächen, hoch qualifiziert, für die es ein Leichtes wäre, wegzuziehen und in einem anderen Land sich eine gute Zukunft aufzubauen, die aber ganz bewusst sagen, meine Heimat ist hier, ich bleibe hier und ich will hier leben, um mich für eine friedvolle Zukunft zu engagieren, aus dem Glauben heraus! Das war auch für mich persönlich sehr ermutigend, sehr stärkend, dass es solche glaubwürdige Hoffnungszeugen im Heiligen Land gibt.“

(vatican news - ms)

 

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23. Januar 2025, 14:28