Kommission zu Priesterausbildung: Sexualität darf kein Tabu sein
Die Aufarbeitungskommission kritisiert, dass Sexualität nach wie vor ein Tabu in der Priesterausbildung sei und die aktuellen Ausbildungspraktiken nicht zeitgemäß seien. Insbesondere würden die Themen Zölibat und Homosexualität nicht ausreichend behandelt, heißt es in den „Empfehlungen zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der Erzdiözese Freiburg“, die am Mittwoch veröffentlicht wurden. Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger wird aufgefordert, das Thema Homosexualität zu enttabuisieren und sicherzustellen, dass Priesteramtskandidaten nicht gezwungen sind, ihre sexuelle Orientierung zu verbergen. : „Gemeinsam mit dem Erzbischof werde ich den Bericht durcharbeiten und hoffe, dass er uns hilft, noch besser bei Aufarbeitung, Prävention und Intervention zu werden". Er betonte zudem: Betroffene müssten im Fokus stehen: „Kirche muss ein sicherer Ort für alle sein. Dafür arbeiten wir.“
Die Aufarbeitungskommission kritisiert in ihren Empfehlungen, Priester erhielten aktuell nicht die nötige Unterstützung, um ihre eigenen Fragen und Probleme im Zusammenhang mit Sexualität und Zölibat zu klären. Die mangelnde Offenheit beim Thema Sexualität behindert laut den Empfehlungen nicht nur die Identifizierung problematischer Präferenzkonstellationen, wie z.B. pädosexuellen Präferenzen bei angehenden Priestern, sondern erschwert auch die Unterstützung von Missbrauchsopfern. In monatelanger Arbeit haben die Expertinnen und Experten unter Leitung des Freiburger Theologen Magnus Striet eine Liste von Empfehlungen und Forderungen erarbeitet.
Kommission fordert umfassende Reformen
Konkrete Maßnahmen, die die Kommission vorschlägt, sind unter anderem die Einbeziehung erfahrener leitender Pfarrer in die Auswahl und Ausbildung der Priesterkandidaten sowie die Festlegung eines höheren Alters für die Priesterweihe, um eine reife Entscheidung zu gewährleisten. Die Kommission aus Freiburg fordert eine Neuausrichtung der Ausbildung angehender Priester. Konkret nennt die Kommission hier eine offene Diskussion über Sexualität, die nicht nur theoretische Aspekte, sondern auch die persönliche Entwicklung und Reflexion der Priesterkandidaten einschließt. Zudem wird eine externe Kontrolle der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs gefordert, um sicherzustellen, dass die Kirche transparent und verantwortungsvoll mit den Vorwürfen von Missbrauch umgeht.
Zur Kommission
gibt es seit 2021. Grundlage ist eine entsprechende Vereinbarung zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und der Unabhängigen Bundesbeauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM). Die Gruppe arbeitet unabhängig vom Erzbistum und setzt sich aus einem multidisziplinären Team zusammen. Die Experten kommen aus den Bereichen Medizin, Recht und Psychotherapie; auch Betroffenenvertreter gibt es. Das Gremium besteht aus fünf Mitgliedern. Den Vorsitz hat der Freiburger Fundamentaltheologe Magnus Striet. Ziel der Kommission ist es, die Aufarbeitung, Prävention und Intervention in Fällen von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche zu verbessern und sicherzustellen, dass Fehler der Vergangenheit nicht wiederholt werden.
(kna/ faz/pm - pd)
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