D: Kirche will Rolle bei Verfolgung von Sinti und Roma klären
Bätzing betonte, dass die Rolle der katholischen Kirche während der Verfolgung und des Massenmordes an Sinti und Roma durch die NS-Machthaber noch nicht umfassend aufgearbeitet worden sei. Bislang gebe es zumeist nur Regionalstudien oder einzelne Biographien. „Mir ist es wichtig, dass wir genau hinschauen und dass wir offen reden über dieses Kapitel der Geschichte. Das sind wir den Menschen schuldig, die damals Unrecht und Verfolgung erlitten haben, die deportiert und ermordet worden sind,“ so Bätzing. Er hatte bereits vor zwei Jahren in einem Grußwort an den Zentralrat eingeräumt, dass die Kirche durch ihr weitestgehendes Schweigen zum Völkermord an den Sinti und Roma schwere Schuld auf sich geladen habe.
Hilfesuchende wurde abgewiesen
Wie heute bekannt sei, hätten die katholischen Bischöfe schon früh vom Umfang der NS-Verbrechen an Sinti und Roma gewusst, so der Vorsitzende des Zentralrates, Romani Rose. Dies sei durch Quellen in Kirchenarchiven belegt. Dennoch hätten viele Kirchengemeinden hilfesuchende Sinti und Roma abgewiesen. Der Begriff „Holocaust“ umfasse, so Rosa, auch den Mord an einer halbe Millionen Angehörigen der Sinti und Roma.
Bätzing und Rose drückten ihren Wunsch nach einer unabhängigen wissenschaftlichen Aufarbeitung aus. Diese solle auch den Antiziganismus nach 1945 umfassen. Dies sei eine wichtige Voraussetzung für einen Neuanfang zwischen katholischer Kirche und der Minderheit sowie für die Verhinderung weiterer Diskriminierung. „Das sind wir auch unseren Schwestern und Brüdern schuldig, die heute als Minderheit der Sinti und Roma noch immer um ihre Anerkennung ringen“, so Bischof Bätzing.
(dbk – ww)
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