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Weihnachtsschmuck am Brandenburger Tor in Berlin Weihnachtsschmuck am Brandenburger Tor in Berlin  (ANSA)

Deutsche µþ¾±²õ³¦³óö´Ú±ð: Gegen Krieg und für mehr Miteinander

Der Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten, aber auch gesellschaftliche Spaltung und Antisemitismus waren die Themen der diesjährigen Weihnachtspredigten der katholischen µþ¾±²õ³¦³óö´Ú±ð in Deutschland.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, verwies in seiner Predigt am ersten Weihnachtstag auf die Macht des Wortes. „Worte erschaffen Welten", sagte er laut Manuskript. „Ohne ehrliche Worte, die neues Vertrauen wecken, kommt kein Friede zustande; nicht im Kleinen und schon gar nicht im Großen", so der Limburger Bischof. Worte könnten jedoch nicht nur Welten erschaffen, sondern auch in Trümmer legen. Viele dramatische Entwicklungen heute gründeten darin, „dass sich hehre Worte im Nachhinein als Täuschung, Taktik oder glatte Lüge erwiesen haben". Einmal gesätes Misstrauen treibe Keile zwischen Menschen, Gruppen und Völker.

Gerade in Zeiten von Kriegen sei es wichtig, das Weihnachtsfest zu feiern, sagte der Münchner Kardinal Reinhard Marx laut Manuskript in seiner Predigt im Münchner Liebfrauendom. Das Fest erinnere an einige Grundsätze, „ohne die wir die Probleme der Welt nicht lösen und ein gutes Miteinander nicht nachhaltig aufbauen können". Gewalt und Krieg könnten keinen nachhaltigen Frieden schaffen. Für den Frieden brauche es die „Bereitschaft zu einem gerechten Ausgleich" und einem „versöhnten Miteinander". Mehr Waffen führten nicht näher zum Frieden.

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki mahnte zu Gewaltlosigkeit. „Haben es die Mächtigen dieser Erde wirklich irgendwann einmal geschafft, die Not der Welt durch die Anwendung von Gewalt zu wenden?", fragte der Erzbischof. „Wenn es auf unserer Erde irgendwo einmal besser geworden ist, dann deshalb, weil es Menschen gab, die geliebt haben." Diesen Weg habe Gott an Weihnachten beschritten.

Der künftige Paderborner Erzbischof Udo Bentz sagte, Weihnachten erinnere schmerzlich daran, dass Frieden möglich wäre, wenn „wir uns Gottes Menschlichkeit in Jesus Christus zum Maßstab nehmen". In der Christmette im Mainzer Dom sagte er: „Weihnachten heißt deshalb auch: sich selbst zu einem Werkzeug des Friedens machen zu lassen." Der bisherige Mainzer Weihbischof wird sein neues Amt im März antreten. Papst Franziskus hatte ihn Anfang Dezember zum Paderborner Erzbischof ernannt.

Der Münsteraner Bischof Felix Genn ermutigte dazu, sich trotz der Kriege die Weihnachtsfreude nicht nehmen zu lassen. Das Fest setze gegenüber all dem Kriegstreiben die Botschaft der Wandlung, betonte er laut Bistum in seiner Predigt. „Wir vertrauen darauf, dass sie die größere Kraft behält, größer als alle Drohungen, als alle Zerstörungen, als all das unermessliche Leid."

Ähnlich äußerte sich der Aachener Bischof Helmut Dieser. „Der Gott, der sich in diesem Kinde zeigt, lässt die dröhnend stampfenden Soldatenstiefel an ihr Ende kommen und verbrennt alle Blutfetzen des Krieges," heißt es im Manuskript.

Bei einer Friedensdemo für die Ukraine in Deutschland
Bei einer Friedensdemo für die Ukraine in Deutschland

Jeder kann auf Frieden hinwirken

Aus Sicht des Magdeburger Bischofs Gerhard Feige sind alle Christen angehalten, am Frieden mitzuwirken, „in einer vorurteilsfreien Haltung anderen gegenüber, einem freundlichen Wort, einer echten Begegnung". Auch in unheilvollen Zeiten hätten Menschen die Weihnachtsbotschaft gehört und darin Trost gefunden.

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck mahnte in seiner Festpredigt den Schutz der Menschenwürde in Kriegen an. „Menschenfeindliche Ideologien sind zu bekämpfen, niemals aber der Mensch als Person", heißt es im Manuskript. Christinnen und Christen dürften nie müde werden, klar für eine Ordnung des Friedens einzutreten, die sich auf den Schutz der Menschenwürde gründe.

Dresdens Bischof Heinrich Timmerevers sagte: „Umkehr und Versöhnung sind meine Weihnachtswünsche angesichts der Spirale der Gewalt in der Ukraine und im Nahen Osten. Vielleicht dürfen wir erleben, dass entgegen allen menschlichen Hasses Wundersames und Überraschendes passieren wird."

Der Fuldaer Bischof Michael Gerber rief angesichts des Krieges in Nahost zu mehr gegenseitigem Verständnis auf. Um die Spirale der Gewalt durchbrechen und Konflikte lösen zu können, müsse man „hinter die jeweiligen Interessen und Positionen der Konfliktparteien schauen", sagte Gerber in seiner Predigt am ersten Weihnachtstag. „Gerade im Nahostkonflikt werden wir Zeugen, dass dahinter auch Verletzungs- und Enttäuschungserfahrungen stehen, die über Generationen weitergegeben wurden." Nur im Dialog könne man hinter die jeweiligen Interessen blicken und einen Neuanfang finden.

Selten habe die biblische Friedensbotschaft an Weihnachten in so eklatantem Widerspruch zu einer Welt in Unfrieden wie in diesem Jahr gestanden, sagte der Trierer Bischof Stephan Ackermann in seiner Predigt am ersten Weihnachtsfeiertag. Ausgerechnet in Nahost, wo „Jesus zur Welt kam und die Engel den Frieden auf Erden verkündeten", herrschten heute Terror und Krieg. Hinzu kämen weitere Kriege weltweit und in der Ukraine. Christliche Hoffnung sei es aber, nicht an dieser Krisenbeschreibung zu verzweifeln. Vielmehr bedeute die Geburt Jesu Gottes Widerspruch gegen Gewalt.

Gegen Antisemitismus

Respekt im alltäglichen Miteinander - auch zwischen verschiedenen Religionen und Kulturen mahnte der Freiburger Erzbischof Stephan Burger an. Er verurteilte die Verbrechen der Hamas in Israel und den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. „Eine Hamas oder die Putins dieser Erde mögen es sich abgewöhnt oder abtrainiert haben, als Menschen zu reagieren", sagte Burger laut Predigtmanuskript. „Gott aber bleibt dabei. Er ändert seine Vorgehensweise der liebenden Zuwendung zu uns Menschen nicht." Zugleich wandte sich der Erzbischof gegen jede Form von Antisemitismus. Juden seien die „älteren Schwestern und Brüder" der Christen.

Auch der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr wandte sich gegen Judenhass. Er erinnerte im Erfurter Dom daran, dass Papst Franziskus gesagt habe, ein Christ könne kein Antisemit sein. „Das darf uns nicht ruhen lassen, gegen jede Form von Antisemitismus vorzugehen und geschwisterliche Beziehungen zu den Jüdinnen und Juden zu pflegen", sagte Neymeyr laut Manuskript am ersten Weihnachtstag.

Ähnlich äußerte sich der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer: „Es ist ein Skandal, dass sich Menschen in unseren Städten nicht mehr trauen können, auf der Straße Hebräisch zu sprechen, weil sie Angst vor Übergriffen haben", sagte er laut Manuskript. „Um es klar zu sagen: Antisemitismus ist Sünde."

Der Übergangsleiter des katholischen Bistums Osnabrück, Weihbischof Johannes Wübbe, sieht in der Weihnachtsbotschaft eine Mahnung zum Frieden. „Es geht darum, uns von der Liebe Gottes dazu provozieren zu lassen, zu Menschen des Friedens zu werden", so Wübbe laut Bistum.

Der Übergangsleiter des Erzbistums Paderborn, Michael Bredeck, sagte in einer Videobotschaft: „Das Weihnachtsfest soll froh machen, gerade in einer Zeit, in der uns Kriege in der Ukraine und im Heiligen Land beschäftigen und wir in unserem Land Polarisierungen und viele gesellschaftliche Probleme spüren."

Der Rottenburger Bistumsleiter Clemens Stroppel rief zum Schutz von Umwelt und Natur auf. Alle gemeinsam müssten die Natur schützen, „damit wir und unsere Kinder und Kindeskinder noch leben können".

Ein Obdachloser
Ein Obdachloser

Hilfe für Wohnungslose

Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann mahnte mehr Hilfe für Wohnungslose an. In Deutschland hätten rund 260.000 Frauen, Männer und Kinder „keinen Platz - im wörtlichen Sinn", weil sie entweder als Obdachlose auf der Straße oder in öffentlichen oder gemeinnützigen Einrichtungen oder bei Verwandten untergebracht seien. Der Bischof verwies auch auf rund zwei Millionen Geflüchtete, „die teilweise seit Jahren unter unwürdigsten Bedingungen in Containern oder Massenunterkünften leben müssen".

Vor allem auf die theologische Bedeutung des Festes gingen der Berliner Erzbischof Heiner Koch und der Hamburger Erzbischof Stefan Heße ein. „Gott, wie ihn das Weihnachtsfest verkündet und wie er im Kind in der Krippe sichtbar und erfahrbar wird, ist nicht der Traum und die Illusion von Menschen", so Koch an Heiligabend. „Gott wurde Mensch, um uns seine Liebe im Zeichen dieses wehrlosen und so liebenden Kindes zu erweisen." Menschliche Träume und Illusionen zerbrächen, "Gottes Liebe in den Nächten unseres Lebens aber bleibt".

Heße sagte, die Weihnachtsgeschichte sei mehr als eine idyllische Erzählung. „Die Krippe von Bethlehem ist nicht zu verwechseln mit einem Miniaturwunderland", heißt es in seinem Predigtskript. Die Weihnachtsgeschichte schildere eine harte und raue Wirklichkeit und sei damit zeitlos und aktuell. „Sie realisiert sich immer wieder neu in den Schicksalswegen der Menschheit.“

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf kritisierte die Selbstherrlichkeit von manchen Menschen, die sich selbst als besonders gläubig ansehen. „Es gibt fromme Menschen, die sich selbst für gerecht halten, und die lernen müssen, dass Gott anders ist als alle ihre Vorstellungen von ihm", sagte Kohlgraf am ersten Weihnachtstag laut Predigtmanuskript.

Der Passauer Bischof Stefan Oster betont in seiner Predigt laut Manuskript, dass Weihnachten etwas „vom maßlosen Maß der Liebe Gottes zu seiner Welt und seiner Schöpfung" erzählt. Die Geschichte der Christenheit zeige, dass jene Menschen, die sich diesem Kommen Gottes ebenfalls maßlos geöffnet hätten, immer auch die Menschen gewesen seien, die für die Welt am heilsamsten seien. „Diese oft so friedlose und verwundete Welt braucht die Weihnachtsmenschen", sagte Oster.

Kerzenschein
Kerzenschein

Fest des Trostes und der Hoffnung

Bambergs ernannter Erzbischof Herwig Gössl sieht in Weihnachten das Fest des schweigenden Wortes Gottes, das Trost und Hoffnung spendet. „Denn Gott wurde Mensch als ein Säugling, der erst mühsam das Sprechen lernen muss", sagte Gössl laut Redemanuskript im Bamberger Dom. Gott stehe durch sein schweigendes Wort allen zur Seite, die aus verschiedenen Gründen keine Worte fänden. Als Beispiele nannte er die Opfer von Gewalt und Terror sowie von Vergeltungsschlägen und Kriegen im Nahen Osten und vielen anderen Orten der Welt.

Der Augsburger Bischof Bertram Meier warnte zu Weihnachten vor Selbstoptimierung. „Wo bleibt da Gott?", fragte er laut Manuskript am ersten Weihnachtstag im Augsburger Dom. „Manchmal habe ich den Eindruck, selbst in der Kirche leben wir so, als ob wir Gott nicht mehr bräuchten. Das ist praktischer Atheismus, der sich schleichend im kirchlichen Leben ausbreiten kann.“

Weihnachten ist nach Worten des Görlitzer Bischofs Wolfgang Ipolt eine Zäsur in der Weltgeschichte und kein Märchen. „Die Geburt Christi ist ein Geschehen, das die Welt verändert hat. Dass Gott Mensch wird, ist tatsächlich nicht im Horizont des Denkbaren und dessen, was wir erwarten konnten", predigte Ipolt laut Manuskript am ersten Weihnachtstag. „Natürlich müssen wir zugeben, dass das Bewusstsein von dieser Zäsur in der Weltgeschichte zumindest in unserem Land derzeit verblasst ist und mehr und mehr schwindet." Umso wichtiger sei es für Christen, Weihnachten mit ganzer Glaubenskraft zu begehen.

In Würzburg erinnerte Bischof Franz Jung an das Friedensangebot Gottes an die Menschen. Er rief dazu auf, damit ernst zu machen im eigenen Leben: „Da gibt es noch viel Luft nach oben." Zu sehr werde oft in Kategorien der Konkurrenz und der Feindschaft gedacht. Noch immer herrschten Neid und Eifersucht. „Oft genug zeigen wir einander die Krallen und Zähne, um uns zu behaupten und andere wegzubeißen." Mancher, der nach außen hin wie ein Schaf auftrete, entpuppe sich bei näherem Hinsehen als Wolf im Schafspelz.

Nach Worten des Eichstätter Bischofs Gregor Maria Hanke kommt Gott klein und unscheinbar in die Welt. Er wolle damit sagen, man könne auch etwas bewegen im Kleinen. „Wenn viele das tun, dann ändert sich die Welt zum Besseren."

 

(kna - pr)
 

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25. Dezember 2023, 09:46